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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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seine Hand nicht aus der Ciaras ziehen. »Deine Mutter ist pure Magie, hat Paul gesagt. Weißt du, was er damit gemeint hat?«
    Ciara fixierte eine Zigarettenkippe, die jemand achtlos auf den Boden geschnippt hatte. »Vielleicht war sie eine Hexe. Vielleicht bin auch ich eine. Vielleicht eine Schamanin, eine Kräuterfrau, eine Zauberin. Die Bezeichnung ist letztendlich egal. Wichtig ist, wie wir leben, wie wir fühlen, wie wir glauben. Das, was wir mit unseren Fähigkeiten erreichen können und was wir weitergeben.« Sie schaute Mike an, der leicht zusammenzuckte. »Meine Mutter lebte nach den Regeln der Alten, sie lehrte mich diesen Weg, verschwieg mir jedoch Bedeutsames, wie ich jetzt weiß. Vieles muss ich im Laufe der Zeit noch herausfinden. Ich habe Angst davor. Angst, weil ich etwas in mir spüre, das gewaltig und einzigartig und wunderschön sein muss und gleichzeitig eine große Gefahr birgt.«
    Mikes fragender, leicht verständnisloser Gesichtsausdruck schien eine neue Saite in ihr anzuschlagen. Sie lächelte verschmitzt: »Ich kann tatsächlich zaubern. Schau!« Geheimnisvoll murmelnd zog sie eine Kerze aus ihrer Tasche und entzündete den Docht, indem sie darüberstrich. Sie schloss die Augen und die Flamme erlosch.
    »Nettes Spiel. Die Macht des Visualisierens. Ich kann’s nicht, aber das kann jeder erlernen, soweit ich weiß«, sagte Mike lächelnd. Und fühlte eine merkwürdige Leere in seiner Hand, dort, wo Ciara ihn zuvor berührt hatte.
    »Das stimmt.« Intensiv studierte sie den Zigarettenstummel, zeigte mit dem Finger darauf, bewegte ihn im Kreis und der weggeworfene Filter begann zu schwelen und ein kleines Tänzchen zu vollführen.
    »Früher«, erzählte Ciara, »brauchte ich dafür bedeutend länger. Jetzt geht es wie von selbst.«
    »Was heißt früher?«, hakte Mike nach.
    »Vor meinem neunzehnten Geburtstag.« Sie senkte den Finger und der Stummel legte sich nieder, als sei nichts geschehen. »Es wächst, es verändert sich, es wuchert in mir wie ein Geschwür. Aber ich weiß nicht, ob ich es aus mir herausschneiden oder pflegen will. Ich habe keine Ahnung, was mit mir geschieht, wohin mich all das bringt und was von mir verlangt wird.«
    »Lass es auf dich zukommen, du wirst es nicht aufhalten können«, flüsterte Mike. Er fühlte sich angezogen von Ciaras innerer Zerrissenheit. Wieder wollte er sie umarmen und beschützen, diesmal nicht vor dem eisigen Wind, sondern vor sich selbst.
    Mit dem Zeigefinger fuhr sich Ciara über den Nasenrücken und danach über die Lippen. Mike ertrug diese Geste nicht und wandte sich von ihr ab. Er kämpfte gegen den leise summenden Motor in seinem Inneren an – vergebens.
    »Wie ist dein Dad gewesen?«, wechselte Ciara das Thema.
    »Ich erinnere mich nicht mehr an ihn, er verschwand, als ich fünf war. Keine Ahnung, warum. Meine Mutter hat all die Jahre geglaubt, dass er Opfer einer Gewalttat geworden ist.«
    Sie schwiegen kurze Zeit.
    »Und dein Vater?«, wollte Mike wissen.
    »Meine Mutter hat nie über ihn gesprochen. Es gab keine Fotos von ihm, und ich kenne auch seinen Namen nicht.«
    »Er ist eine wichtige Schlüsselfigur zu deinem Ich, Ciara. Die Macht der Magie und deinen Glauben hat dir deine Mutter mitgegeben, wer aber vererbte dir deine anderen Fähigkeiten und deine Sucht?«
    »Ich weiß.«
    »Und warum begann alles mit deinem Geburtstag?«
    »Unser Glaube richtet sich nach dem Lauf des Mondes. Als ich geboren wurde, war Vollmond, als ich neunzehn wurde, ebenso. Und in neunzehn Jahren wird wieder Vollmond sein, ein seltener Zyklus. Es gibt nicht für alles eine Erklärung, aber vieles ist Bestimmung«, erklärte Ciara. »Jetzt weiß ich das und ich bin mir sicher, dass in 19 Jahren erneut eine Prüfung auf mich zukommt.«
    »Und der Verlust der Jungfräulichkeit ist eine Art Ritual?«
    Sie nickte zaghaft und betrachtete ihre Schuhspitzen. »Ein Fruchtbarkeitsritual.«
    Im selben Augenblick, in dem Mike nach Fear fragen wollte, tauchte ein schlanker Weißer, der Bruce Willis ähnelte, neben ihnen auf.
    »Hi! – Haben wir telefoniert?«
    »Bringen Sie uns nach Alley Island?«, fragte Mike.
    Der Mann nickte.
    »Dann haben sie aber schnell abgenommen und vor Schreck gleich noch die Hautfarbe gewechselt«, bemerkte Ciara.
    Der Pilot lachte laut auf: »Ja, genauso ist es! Kommen Sie!«
    Sie folgten dem Mann, der sich als John Brendon vorstellte, durch eine schwere Metalltür und von da aus direkt auf das Rollfeld zu seinem Helikopter, der abseits

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