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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Teil dieser Mythologie sein sollte.
    »Paul sagte, deine Mutter sei tot?« Mike beugte sich leicht über den Tisch.
    »Es steht in ihrem Tagebuch.« Sie berührte das Amulett, das einst ihrer Mutter gehört hatte, und umschloss es mit einer Hand. Der kühle Mondstein, der die Farbe ihrer Augen – und der ihrer Mutter – besaß, nahm die Wärme ihrer Handfläche an und spendete ihr dafür Trost, den sie benötigte, als sie weitersprach: »Er kann mir sagen, wer das Amulett nach der Einäscherung geraubt hat, um es mir in der Nacht meines Geburtstags umzuhängen. Nur er weiß, wer ich bin und – wer mein Vater war.«
    Wütend schlug Ciara mit einer Faust auf den Tisch. Vor Schreck über ihre Gefühlswandlung rutschte Mike sein Messer aus der Hand, mit dem er sich bei Ciaras Erscheinen Butter auf eine Brötchenhälfte hatte schmieren wollen und das er seitdem, ohne es wahrzunehmen, umklammert hielt.
    Ciara spürte Pauls streichelnden Blick auf ihrem Gesicht und schaute ihn an: »Und wenn er mir Antworten geben kann, muss ich ihn finden.«
    Mike setzte sich aufrecht hin, bückte sich, hob sein Messer vom Boden auf, wischte es an einer Serviette ab und widmete sich wieder seinem Brötchen, dabei murmelte er vor sich hin: »Klar, wir suchen mal eben den Wahnsinnigen – knebeln und foltern ihn, bis er mit den Antworten herausrückt, und schlitzen ihm anschließend seine Halsschlagader auf.« Dies demonstrierend ritzte er mit dem Messer die weiche Butter. »Sie«, er deutete mit dem Messer auf Ciara, »die Besondere, kann dann sein Blut trinken, denn sie braucht ja mehr als wir.« Er fixierte Paul. »Obwohl – was ist das Besondere an dir? Ihr könnt es mir ruhig sagen, hey, ich bin euer Komplize, dann weiht mich gefälligst auch ein.« Er schaute von Ciara zu Paul und zu ihr zurück. »Oder bin ich euer Opfer?«
    ›Ciara?‹, rief Paul sie in Gedanken. ›Wenn du mich hörst, blicke auf deinen Teller.‹
    Ciara studierte das blaue Zwiebelmuster des Tellers vor ihr auf dem Tisch.
    ›Gut. Ich weiß nicht, ob wir Mike vertrauen können. Wir können uns noch nicht einmal sicher sein, ob wir uns gegenseitig vertrauen können.‹
    ›Ich habe Angst, aber ich will ihn finden. Er ist der Schlüssel zu meiner Seele‹, antwortete Ciara.
    Mike entging die stille Unterhaltung nicht. »Schön, dass ihr in der Lage seid, in Gedanken miteinander zu reden. Das vermindert nicht unbedingt meine Skepsis, was die Sache hier betrifft. Ich könnte zur Polizei gehen.«
    »Das wirst du nicht. Und das ist dir auch bewusst«, stellte Paul fest.
    »Und was ist mit meinem Job? Mit meinem Leben? Kann ich nicht nach Hause gehen und alles ist gut?«
    »Nein, dafür weißt du zu viel. Außerdem wartet dort doch keiner auf dich.«
    »Mein Privatleben geht dich kaum was an. Und wer sagt mir, dass ihr mich nicht irgendwann umbringt oder aussaugt?«
    Eine Antwort blieben sie ihm schuldig.
    »Wenn du ihn aufgetrieben hast und er deine Fragen tatsächlich beantwortet, was soll mit ihm geschehen?«, richtete Paul eine Frage an Ciara.
    »Ich weiß es nicht. Seine Kräfte sind nicht menschlich gewesen.« Ihr Stimmvolumen verringerte sich: »Verstehst du?«
    Paul nickte.
    »Ich verstehe es nicht. Kann mir einer erklären, um was es geht?«, bat Mike.
    »Nein!«, waren sich Paul und Ciara einig.
    »Vielen Dank für die Auskunft.«
    »Du kannst etwas anderes erledigen«, meinte Paul. »Geh ins Krankenhaus …«
    Mike unterbrach ihn: »Eine gute Idee. Ich habe eh gleich Dienst, und den werde ich sicherlich nicht absagen.«
    »Hast du nicht frei heute?«
    »Ich springe von zehn bis zwei für Stella ein. Sie hat irgendeinen Termin.«
    »Umso besser, dann bitte ich dich, in den Inventardateien des Labors die Ampullenbestände des XP-Serums um ein Dutzend zu reduzieren und die Blutkonserven um zehn Beutel.«
    »XP?«
    »Ich brauche es.«
    »Soweit ich weiß, handelt es sich dabei um eine Studie. Die Präparate sind noch längst nicht ausgereift. Wofür brauchst du es?«, hakte Mike nach.
    »Ich spritze mir das Serum seit vier Jahren, seitdem ich im Krankenhaus arbeite. Vorher habe ich mich nur bei Nacht nach draußen gewagt. Das Serum hilft – zumindest bei mir.«
    »Du hast XP? Das glaube ich nicht«, widersprach Mike.
    »Eine unerforschte Art, die dem bekannten Xeroderma pigmentosum nur grenzwertig ähnelt, dennoch habe ich es versucht – und es wirkt.«
    »Sonst zerfällst du bei Tagesanbruch zu Asche?«
    »Oh, Mike. Vergiss diese Klischees. Okay, vielleicht

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