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Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben.«
    »Also Prag?«
    »Ich denke schon.«
    »Aber ohne mich.«
    Das hatte ich mir auch gedacht. Noch einmal stieg ich aus und blieb vor dem Chiefinspector stehen. »Ich denke, daß sich unsere Wege hier wieder trennen werden, Tanner. Wir werden fahren und versuchen, Costello in Prag aufzustöbern.«
    Tanner strich mit dem Finger über den Hutrand. »Glaubst du denn, daß er dir den Weg zu dieser Roboterfrau zeigen kann?«
    »Ich hoffe es, wobei ich mir natürlich nicht sicher bin, wie er zu ihr überhaupt steht. Ist er ihr Feind, ihr Freund, oder steht er ihr neutral gegenüber?«
    »Das müßt ihr herausfinden. Weißt du denn schon, wann du ungefähr fliegen wirst?«
    »Nein, noch nicht. Heute bestimmt nicht mehr.«
    »Dann wünsche ich euch viel Glück.«
    »Danke, Tanner, das können wir brauchen…«
    ***
    Prag – Perle an der Moldau!
    Eine Stadt, die man eigentlich nicht beschreiben kann. Ich kannte sie ein wenig, denn vor Jahren hatte ich hier zusammen mit Wladimir Golenkow die schwebenden Leichen von Prag gejagt. Doch seit dieser Zeit hatte sich einiges verändert.
    Es gab den Eisernen Vorhang nicht mehr, die Grenzen waren durchlässig geworden, es existierte auch nicht mehr die Tschechoslowakei, man hatte sich in zwei Länder aufgespalten, zum einen in die Tschechische Republik, zum anderen in die Slowakei mit der Hauptstadt Bratislava.
    Es war nicht einfach gewesen, nach Prag zu fliegen. Zumindest nicht für uns, denn wir kamen ja nicht als Touristen. Man erinnerte sich nicht mehr an mich, denn die Kollegen bei der Polizei hatten gewechselt.
    Unsere Kontaktperson sollte ein Kommissar Novak sein, der uns auch vom Flughafen abholen und ins Hotel begleiten wollte, das direkt im Zentrum der Stadt am Wenzelsplatz lag.
    Sir James hatte diesen Weg für uns geöffnet, und wieder einmal konnten wir sein Organisationstalent bewundern. Der hatte wirklich die Gabe, alle Klippen zu umschiffen.
    War das Wetter über London schön gewesen, so konnte man es über Prag nur als herrlich bezeichnen. Ein wunderbarer blauer Himmel ohne Wolken lachte uns an. Er lag über uns wie ein gewaltiges Zelt, aus dem heraus sich unsere Maschine nach unten senkte und allmählich der Rollbahn entgegenschwebte.
    Der Pilot war gut, er brachte den Jet glatt nach unten, und einige Kinder klatschten sogar Beifall. Auch von den übrigen Passagieren fiel die Spannung ab, uns eingeschlossen.
    »Nun«, sagte Suko und grinste mir zu. »Dann wollen wir uns mal auf die Suche machen.«
    »Und sie finden.«
    »Die schöne Unbekannte.«
    »Die Künstliche«, sagte ich. Suko nickte.
    »Paßt ja auch zu Prag, wenn ich an den Golem denke, den ersten künstlichen Menschen, den der Rabbi Low hatte schaffen wollen. Das Judentum, die jüdische Mystik, die Kabbala, der Mensch aus Lehm, das paßt einfach alles in diese Stadt, obwohl das schon fünfhundert Jahre zurückliegt. Trotzdem…«
    Suko lächelte. »Du scheinst diese Stadt zu mögen.«
    »Das stimmt. Ich mag sie. Ich mag auch Wien und Budapest. Ich fühle mich eher mit diesen Städten verwandt als mit den kalten amerikanischen Burgen, aber das mag daran liegen, daß ich das Alte sehr mag. Die Gassen, die Häuser«, ich hob die Schultern, »eben alles.«
    »Das Bier nicht zu vergessen.«
    »Das selbstverständlich auch.« Ich schnalzte mit der Zunge. »Ein leckeres Urquell ist schon was Besonderes. Wir müssen den Kommissar dazu kriegen, mit uns in einen der Bierkeller zu gehen.«
    »Und dort dann hängenbleiben.«
    »Du bist ja bei mir«, sagte ich und grinste.
    »Das ist auch nötig. Ich merke schon, diese Stadt läßt dich nicht zur Ruhe kommen.«
    Uns drängte nichts, deshalb ließen wir uns mit dem Aussteigen auch Zeit. Ich schaute über das Rollfeld und sah auch die hügelige Umgebung der Stadt. Die zahlreichen Bauten verschwammen in der Ferne zu kompakten Schatten, und nicht weit entfernt stieg ein silbrig schimmernder Metallvogel in die Höhe.
    Uns empfing ein sehr warmes Wetter. Der leichte Ostwind streichelte unsere Gesichter. Er brachte den Geruch von Blütenstaub mit. Keine gute Zeit für Allergiker. Ein alter Bus brachte uns zum Terminal. Da wir am Schluß der Reihe gingen, hatten wir einen guten Überblick. Beamte und Soldaten kontrollierten mit scharfem Blick, ansonsten verlief alles reibungslos, und wir konnten, nachdem die Ausweise kontrolliert worden waren, dorthin gehen, wo das Gepäck eintraf.
    Wir warteten am Band und wunderten uns beide, daß wir noch nicht begrüßt worden waren.

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