Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cigams Sündenfall

Cigams Sündenfall

Titel: Cigams Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Reaktionen, und Milena zeigte sich erschreckt.
    »Was sagen Sie da? Sie konnte sich die Haut vom Gesicht abziehen und präsentierte sich als Roboter?«
    »Ja, mit einer Mechanik.«
    »Aber der Golem war aus Lehm geformt.«
    »Man ist eben moderner geworden«, erwiderte ich, ohne daß meine Stimme spöttisch klang. »Ich denke, daß wir es hier auch mit einem magischen Phänomen zu tun haben. Ich weiß nicht, woher diese Person gekommen ist, wie sie entstand, ich weiß einfach gar nichts. Ich rechne nur damit, daß wir sie möglicherweise in dieser Stadt finden können.«
    »Sehr gut, aber wo?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wissen Sie denn nicht Bescheid, Milena?« fragte Suko. »Oder sind Sie keine Pragerin?«
    »Doch, doch, ich kenne mich hier gut aus. Ich bin auch mit der Geschichte vertraut, aber ich weiß nicht, was diese seltsame Frau mit allem bezweckt.«
    »Das ist uns ebenfalls unbekannt.«
    »Und den Namen wissen Sie auch nicht?«
    »Es bleibt dabei – nein.«
    Milena Novak dachte nach. Sie ließ sich dabei Zeit. Nach einer Weile meinte sie: »Wenn alles stimmt, was Sie mir gesagt haben, dann hat sich diese unbekannte Person ja den richtigen Platz ausgesucht, denke ich.« Sie lachte schrill, als würde sie sich dabei an bestimmte Dinge erinnern. »Prag lebt mit seinen Toten, mit seinen Friedhöfen, mit seiner Geschichte. Der Golem ist allgegenwärtig, obwohl man ihn nicht sieht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es gibt hier das Haus des Dr. Faustus, wo es heute noch spuken soll. Wir haben Orte, wo es von Gespenstern nur so wimmeln soll, und es gibt auch den alten Jüdischen Friedhof, wie Sie sicherlich wissen.«
    »Den kenne ich sogar.«
    »Noch besser.«
    »Meinen Sie damit etwas Bestimmtes?«
    »Ja, John, das meine ich. Es gibt hier ein Jüdisches Viertel, wo man einfach gewesen sein muß, sonst kennt man Prag nicht.«
    »Es hört sich an, als sollten wir dorthin gehen«, meinte Suko.
    Milena antwortete nach einem Räuspern. »Ja, dafür bin ich auch. Sollte die Frau tatsächlich existieren, wird sie versuchen, die alten Plätze aufzusuchen. Letztendlich ist sie ja so etwas wie ein weiterentwickelter Golem, falls es stimmt, was Sie da annehmen.«
    »Ich möchte davon ausgehen.«
    »Hm.« Die Kollegin sah aus, als wollte sie aufstehen, sie blieb aber sitzen. »Da hätte ich noch eine Frage, John. Was steckt eigentlich dahinter? Wie bringen Sie diese Frau und Ihren Mafioso denn zusammen? Wo ist die Verbindung?«
    »Die suchen wir noch«, sagte Suko.
    »Haben Sie denn keine Spur?«
    »Leider nur eine sehr vage. Diese Frau hat sich in einer Londoner Bar nach Costello erkundigt, das ist alles. Da wir Grund zu der Annahme haben, daß er nach Prag gereist ist, gehen wir einfach davon aus, daß sie ihm folgte.«
    »Einfach und genial.«
    »Mit einem Zufallsfaktor.«
    »Den brauchen wir als Polizisten ebenso wie die Neugierde der Nachbarn.«
    »Da haben Sie recht.«
    Sie stand auf. »So, dann werden wir fahren.«
    »Zuerst ins Hotel«, sagte ich, »oder?«
    »Aber sicher.«
    »Und dann?«
    Sie lächelte wissend. Dabei entstanden Grübchen auf der glatten Haut an den Wangen. »Ich habe nicht grundlos von der Neugierde der Nachbarschaft gesprochen. Es gibt immer Augen, die offengehalten werden. Bei Tag und auch bei Nacht. Wir werden deshalb in die Nachbarschaft des Friedhofes gehen und dort eine alte Synagoge besuchen.«
    »Wie bitte…?«
    »Keine Sorge, das Lokal, eines der ältesten hier in Prag, heißt nur ›Zur alten Synagoge‹. Sie liegt im Herzen des Ghettos, und ich bin sicher, daß gerade Sie sich dort wohl fühlen werden.«
    »Warum denn ausgerechnet wir?« fragte Suko.
    »Jagen Sie nicht Geister…?«
    »Klar, unter anderem.«
    »Dann werden Sie bestimmt auf Ihre Kosten kommen, meine Herren…«
    ***
    Das Hotel am Wenzelsplatz war zwar verhältnismäßig gut, gehörte aber noch zu den alten Bauten, die noch in der Renovierung steckten und deshalb den westlichen Standard noch nicht erreichten. Wir wollten hier nicht für eine Ewigkeit wohnen, und Nachrichten wurden auch übermittelt, wie wir schon bei der Ankunft feststellen konnten. Da lag ein Umschlag für uns bereit, den der Portier meinem Freund Suko etwas verstohlen in die Hand drückte.
    Ich bekam es aus den Augenwinkeln mit und sah auch, daß Suko einige Schritte zur Seite ging, den Umschlag öffnete und einen Brief daraus hervorholte. Er entfaltete ihn, las die Nachricht und machte durch ein heftiges Schnaufen auf sich aufmerksam.
    Ich drehte mich um.

Weitere Kostenlose Bücher