Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
Seite zu, der eine lange, festliche Robe trug.
Mein Ehemann!
Wären da nicht das flaue Gefühl im Magen und die latente Übelkeit, die ihr immer wieder die Schwangerschaft ins Bewusstsein rief, hätte sie glauben können, in einem bizarren Traum gefangen zu sein.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, leider. Mein Vater hat meiner Mutter versucht weiszumachen, mit diesem Namen würde ich eines Tages einen Prinzen heiraten.“
„Na, da hat er wenigstens ein Mal ins Schwarze getroffen“, kommentierte Hassan trocken. „Ich war ziemlich überrascht, als der Standesbeamte deinen vollen Namen während der Trauungszeremonie vorgelesen hat.“
„Damit gehe ich auch nicht unbedingt hausieren.“
„Bist du in der Schule damit oft aufgezogen worden?“
„Nicht speziell deswegen. Es reichte schon, einfach eine Jackson zu sein.“
Hassan warf seiner frischgebackenen Ehefrau einen scharfen Blick zu. So ganz nahm er ihr die demonstrative Lässigkeit nicht ab. Hatte er sie nicht auch für ein flirterprobtes It-Girl gehalten, als sie sich ihm mit dem ungewöhnlichen Namen vorstellte? Nicht in einer Million Jahren hätte er vermutet, dass sie wirklich Cinderella hieß. Und schon gar nicht hätte er sich jemals träumen lassen, in ihr die zukünftige Mutter seines Kindes zu sehen.
Erst verspätet fiel ihm auf, wie blass Ella um die Nase war, und plötzlich fühlte er so etwas wie Panik in sich aufsteigen. „Fährt der Wagen zu schnell oder zu ruppig? Ist dir wieder übel?“
„Nicht mehr als in London, aber mit der Straße oder dem Wagen hat es gar nichts zu tun. Tatsächlich ist die Federung so fantastisch, dass ich kaum glauben kann, gerade mitten durch die Wüste zu fahren.“
„Liegt das nicht eher daran, dass dir die Straßen in Kashamak immer noch als staubige Trampelpfade mit tiefen Schlaglöchern im Kopf herumspuken?“
Als Hassan auf ihre naive Bemerkung mit den Kamelen anspielte, lächelte Ella schuldbewusst. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass der beunruhigende Fremde an ihrer Seite tatsächlich ihr Ehemann sein sollte. „Ich war mir tatsächlich nicht sicher, was mich hier erwartet, aber was ich bis jetzt gesehen habe, übertrifft bereits meine kühnsten Fantasien.“
Ein erster Ausblick auf ihr zukünftiges Leben war ihr bereits gewährt worden, als sie im Norden Londons auf einem Privatflughafen an Bord eines Luxusjets stieg. Der Flug verlief angenehmer und schneller, als sie je zuvor geflogen war, und sobald sie das Kaspische Meer überquert hatten, verschlug ihr der Blick auf Samaltyn, die Hauptstadt von Kashamak, nahezu den Atem.
Als sich nach der Landung die Bordtür öffnete, schallte Ella die Nationalhymne entgegen. Zum ersten Mal wurde ihr vollauf bewusst, dass sie in Begleitung einer echten Hoheit reiste und die neue Sheikha von Kashamak war … versteckt unter unzähligen Lagen hauchfeiner Seide, die allein Gesicht und Hände freiließen.
Die Eheschließung war in Kashamaks Botschaft im Herzen Londons vollzogen worden, ohne Publikum, nur in Anwesenheit zweier Diplomaten, die zum Botschaftspersonal gehörten. Nicht einmal ihre Familien waren benachrichtigt worden, da Hassan keinen Wert auf die Schmeißfliegen von der Presse legte, wie er es formulierte.
Doch Ella wusste sehr wohl, dass dies nicht der einzige Grund war, warum alles in dieser Heimlichkeit stattfinden sollte. Was Hassan noch mehr als aufdringliche Paparazzi fürchtete, war die negative Publicity, die so etwas wie eine Art Markenzeichen des berühmt-berüchtigten Jackson-Klans war.
Daraus konnte sie ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Ihr selbst wurde ganz heiß, wenn sie sich ausmalte, was sich ihre Familie alles einfallen lassen könnte, um eine echte Traumhochzeit zu bereichern beziehungsweise zu sabotieren! Ihr Vater hätte unter Garantie jeden in seinem Umfeld wissen lassen, wie stolz er über den fetten Fang seiner Tochter war, und ihre Mutter hätte wieder den stummen Fußabtreter an seiner Seite gespielt.
Noch schlimmer wäre es jedoch, wenn eine ihrer Schwestern hinter die lächelnde Fassade geschaut und herausgefunden hätte, dass dies gar keine Liebesheirat war, sondern Hassan sie nur zur Frau genommen hatte, um an sein Kind heranzukommen.
Instinktiv legte Ella eine Hand auf die leichte Wölbung, die sie unter ihrem traditionellen Hochzeitsgewand verbarg.
„Ist dir übel?“, wollte Hassan sofort alarmiert wissen. „Oder hast du Schmerzen?“
Da sie gerade für sich beschlossen hatte, ihre
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