Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
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Sie hatte alles, was sie sich wünschen konnte, nur eines nicht. Ihren Ehemann.
Wie sehnte sie sich nach der Nähe und Intimität ihrer einzigen gemeinsamen Nacht zurück. Der Nacht in Santina, als sie echte Leidenschaft und Hingabe erfahren hatte. Hatte sie als Ehefrau nicht sogar einen Anspruch darauf?
Nachdem die Übelkeit der letzten Wochen verflogen war, dachte Ella inzwischen, dass sie nicht bei Sinnen gewesen sein musste, als sie Hassans Antrag akzeptiert hatte. Er hatte sie gefragt, oder besser gesagt überrumpelt, als sie so schwach und verstört gewesen war wie nie zuvor in ihrem Leben. Nur deshalb hatte sie ihm erlaubt, das Kommando zu übernehmen.
Jetzt, da es ihr körperlich wieder besser ging, war sie fast wieder die alte Ella. Doch etwas hatte sich verändert. Vitalität und Energie, die sie jetzt erfüllten, waren viel zielgerichteter als früher. Sie fühlte sich so lebendig wie nie zuvor, bis auf die wachsende Frustration über ihre zölibatäre Ehe. Aber auch das sollte sich jetzt ändern. Wenn ihre Zweckverbindung schon auf wenige Monate befristet sein musste, warum sollten diese nicht wenigstens vergnüglich werden?
Dass Hassans sexuelles Verlangen sich einfach in Luft aufgelöst haben sollte, glaubte Ella nie und nimmer. Dafür war es zu stark und überwältigend gewesen. Auch wenn sie in diesen Dingen nur wenig Erfahrung hatte: Das heiße Glimmen in den nachtschwarzen Augen, wann immer sie beim Dinner zusammensaßen, war nicht zu verkennen. Und hatte sie nicht mehrfach aus den Augenwinkeln beobachtet, wie sich sein starker Körper anspannte, wenn sie sich extra weit über den Tisch beugte, um ein paar Trauben vom Obstteller zu nehmen? Oh, nein, ihr Gatte war absolut nicht immun gegen ihre weiblichen Reize, egal, was er ihr vorzumachen versuchte!
Also schmiedete Ella einen Plan. Da sie wusste, dass Hassan zum Wochenende die Regierungsgeschäfte beiseiteschob und sonntags auch mal länger im Bett liegen blieb, startete sie ihr Vorhaben an einem Samstagnachmittag.
Zunächst wählte sie ein azurblaues langes Gewand, das die Farbe ihrer Augen hervorhob, bändigte die rotbraune Haarfülle in einer raffinierten Hochsteckfrisur und legte ein leichtes Make-up auf. Nicht zu viel, weil sie inzwischen wusste, dass Hassan, was das Schminken betraf, weniger für mehr hielt. Der geschwungene Bogen ihrer Wimpern wurde nur mit einem Hauch Mascara betont, der großzügige Mund mit rosa Lipgloss betupft.
Als sie im Speisesaal auf ihren Gatten traf, war Ella nervös wie ein Teenager vor dem ersten Date. Wenn er sie nun zurückwies?
Hassan stand auf, um seine Frau zu begrüßen und zu ihrem Platz zu geleiten. Das leise Rauschen seiner langen Robe erschien Ella wie eine Verheißung. Reiß dich zusammen, dummes Ding! ermahnte sie sich und versuchte, nicht an den muskulösen Männerkörper zu denken, der sich unter der schweren Seide verbarg.
Sie registrierte weder, dass ihr einer der Diener ein Glas mit Eiswasser servierte, noch konnte sie sich überwinden, mehr als nur ein paar Bissen von den zahlreichen Köstlichkeiten zu sich zu nehmen, die auf dem Tisch standen. Lustlos stocherte sie mit der Gabel auf ihrem goldenen Teller herum und bemühte sich, den Blick gesenkt zu halten, um sich nicht zu verraten.
„Du isst ja gar nicht“, stellte Hassan kritisch fest.
„Nicht?“, murmelte Ella unschuldig.
„Nein.“ Im sanften Kerzenschimmer erschien sie ihm schöner denn je. Mit jedem Tag ihrer Mutterschaft blühte Ella mehr auf, was die Versuchung nahezu unerträglich machte, sie endlich wieder in die Arme zu reißen und zu lieben, bis sie diese kleinen, rauen Laute …
„Finden die Speisen, die meine Küchenchefs speziell kreieren, um die neue Sheikha zu beeindrucken, etwa nicht deine Billigung?“
„Sie sind fantastisch, wie immer.“
„Und warum rührst du sie dann kaum an?“
„Weil ich nicht …“ Ihre Worte verebbten kraftlos, während Ella kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Wie sollte sie einen Mann verführen, der sich ihr gegenüber wie ein missbilligender Fremder verhielt? Wo war der hungrige Jäger aus dem Palast von Santina geblieben? Konnte er nur Sex mit Frauen genießen, die er nicht kannte? Möglicherweise war ihm auch die aufgezwungene Intimität zu viel, oder fühlte er sich vielleicht durch ihre Schwangerschaft abgestoßen? Oder fehlte dem Eroberer in ihm einfach der Reiz des Neuen?
Angesichts so vieler deprimierender Möglichkeiten wurde Ellas
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