Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
Räume?“
Hassan schüttelte den Kopf und verdrängte die verlockende Vorstellung entschlossen in den Hinterkopf. „Das ist hier nicht üblich. Die Tradition geht auf die Zeit zurück, in der ein Monarch stets darauf vorbereitet sein musste, in den Kampf zu ziehen, ohne seine Frau mitten in der Nacht stören zu müssen.“
Auf einmal lag Ellas Herz ganz kalt und schwer in der Brust. „Das ist ein Scherz, oder?“, fragte sie unsicher.
„Absolut nicht. Ich bin ein Befürworter alter Traditionen und glaube, ein wenig mehr Privatsphäre wird dir guttun, besonders in deinem Zustand.“ Er sah, wie sich ihr Blick umwölkte, und sagte sich wohl zum hundertsten Mal, dass es so besser für sie beide war. Auch eine Scheidung würde wesentlich problemloser verlaufen, wenn es nicht zu weiteren Intimitäten kam. „Meine Kultur unterscheidet sich sehr von der europäischen, in der du aufgewachsen bist, Ella. Du wirst lernen müssen, sie zu akzeptieren, wenn du hier innere Zufriedenheit finden willst.“
Zufriedenheit?
Wie sollte das möglich sein, ohne die tröstende Nähe ihres Mannes in dieser fremden ungewohnten Umgebung. Ganz abgesehen davon, dass sie sich niemals mit weniger als ewiger Liebe und lebenslangem Glück hatte zufriedengeben wollen, wenn sie überhaupt jemals über Heirat nachgedacht hatte.
„Dann werden wir also nicht wie normale Eheleute zusammen sein?“, vergewisserte sie sich lieber noch einmal, in der Hoffnung, es handle sich doch um einen Scherz oder sie hätte etwas falsch verstanden.
„Wir sind keine normalen Eheleute , wie du selbst weißt.“ Sein harscher Ton sollte die aufwallenden Emotionen kaschieren, die Hassan zu überwältigen drohten, wenn er in ihr herzförmiges Gesicht sah, das der goldene Schleier wie ein Heiligenschein umrahmte. Dabei waren es absolut irdische Gelüste, die ihn angesichts Ellas weicher, bebender Lippen umtrieben. Wie gern hätte er auf der Stelle ihre Ängste und Zweifel weggeküsst und sie in sein Schlafgemach entführt.
Doch diese Ehe gründete sich allein auf Vernunftgründe, und Vernunft war es, die er auch jetzt walten lassen musste, egal, wie schwer es ihm fiel.
„Ich denke, es ist besser, die ohnehin schwierige Situation nicht unnötig zu komplizieren.“
Jedes Wort traf Ella wie ein Stich ins Herz. Warum hatte Hassan ihr nicht vor seinem Antrag erzählt, wie ihr Leben hier aussehen würde?
Weil er das nicht konnte! gab sie sich gleich selbst die Antwort. Oder wärst du unter diesen Umständen auch seine Frau geworden? Ganz sicher nicht!
Hassan hatte sie betrogen, doch das war jetzt irrelevant. Sein Ring steckte an ihrem Finger, und daran konnte sie nichts mehr ändern – zumindest nicht im Moment. Also blieb Ella nichts anderes übrig als das zu tun, was sie ihr Leben lang getan hatte, wenn das Schicksal ihr wieder einmal übel mitspielte. Sie musste sich arrangieren und das Beste für sich daraus machen.
Ihr tapfer gefasster Entschluss geriet allerdings kurz ins Wanken, als Hassan sie in ihrer Suite allein zurückließ und von der Tür her kühl informierte, dass ein Diener sie um acht zum Dinner abholen würde. Sie lächelte steif und wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann erst schaute sie sich in ihrem neuen Reich um.
Die luxuriöse Ausstattung war überwältigend und der Duft der rubinroten Rosen in der schweren goldenen Vase nahezu betäubend. Alles wirkte perfekt und surreal. Als hätte man sie mitten in ein Filmset gesetzt.
Eine neue Welle von Schwindel und Übelkeit drohte sie zu überwältigen. Rasch legte Ella sich auf das riesige Bett, schlang die Arme um eines der weichen Seidenkissen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
7. KAPITEL
Ein weiterer Tag im Paradies.
Ella sah aus dem Fenster, dessen Flügel eine der reizenden, extra für sie abgestellten Dienerinnen eben erst geöffnet hatte. Ein zarter Blütenduft wehte herein und mischte sich mit dem Aroma des Jasmintees, der auf dem filigranen Beistelltisch neben ihrem Bett stand. Bequem in die dicken, weichen Kissen zurückgelehnt überlegte Ella, wie sie diesen neuen Tag gestalten könnte.
Gleich unterhalb ihres Fensters gab es einen großen Swimmingpool, den sie jederzeit nutzte. Überall im prachtvollen Palastgarten, abseits der großzügigen Wandelpfade, standen Bänke an schattigen Plätzen, die grandiose Ausblicke auf reizvolle Landschaftsbilder und Strukturen boten. Dort konnte man rasten oder ungestört eines der Bücher aus der umfangreichen
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