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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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dich ab jetzt nicht nur mit den Dingen beschäftigst, die dir leichtfallen und Spaß machen. Du bist doch ein intelligentes Mädchen! Außerdem waren weder deine Mutter noch ich schlecht in Mathematik, ich weiß gar nicht, woher du das hast.«
    Von Großmama Aurelia, dachte ich, verkniff mir aber diese Bemerkung, da sich Stephanies Augen schon bei der Erwähnung meiner Mutter zu sehr, sehr kleinen Schlitzen verengt hatten.
    Nachdem Paps Tobias erreicht und mir für montags und freitags Mathe-Nachhilfe verordnet hatte, bekam ich noch mehr Angst. WANN sollte ich bei dem Pensum denn bitte schön noch Zeit finden, um zu GG ins Atelier zu fahren und zu malen? Geschweige denn noch private Zeichenstunden zu nehmen?
    Das Leben war wirklich kompliziert…
    Und weil ich gerade das dringende Bedürfnis nach Tapetenwechsel und frischer Luft hatte, beschloss ich als Ausgleich zur »elterlichen« Standpauke, eine Runde um den Block zu gehen. Ich schnappte mir meinen Mantel und den Regenschirm und begann – wie GG es mir empfohlen hatte – mit offenen Augen durch Hamburg zu laufen.
    Natürlich war es um diese Uhrzeit bereits dunkel, aber ich erkannte im Licht der Straßenlaternen, der Restaurants, Bars und Geschäfte die zahllosen Graffitis und Stencils, die Elektrokästen, Ampeln, Hauswände, Mülltonnen und Gehwegplatten zierten.
    Je länger ich herumspazierte, desto mehr hatte ich das Gefühl, die ganze Stadt sei ein einziges Gemälde.
    Warum war mir noch nie aufgefallen, mit wie viel Mühe, Liebe und Kreativität einzelne Künstler versuchten, das Stadtbild zu verschönern – oder Werbeplakate mit konsumkritischen Slogans zu besprühen?
    Wer waren diese Sprayer und Maler und wann führten sie ihre Aktionen durch? Immerhin standen Wandschmierereien und Wildplakatierungen unter Strafe, soweit ich wusste.
    Warum nahmen Künstler hohe Geldstrafen in Kauf und riskierten sogar, im Knast zu landen?
    Voller Bewunderung und Faszination kam ich irgendwann wieder zu Hause an und dachte danach noch lange darüber nach, was ich gesehen hatte. Diesen Leuten hatte bestimmt noch niemand vorgeworfen, mit angezogener Handbremse zu malen, wie GG es ausgedrückt hatte, oder dass es ihnen an Mut und Selbstvertrauen mangelte – O-Ton Dr. Wolfram B. Rohrbach von der Kunsthochschule.
    »Was hältst du davon, wenn ich dich nachher in der ›Ersten Liebe‹ besuche?«, fragte Louisa, als wir am Mittwoch nach Schulschluss unsere Sachen packten. Ich war schon wieder megaaufgeregt und hoffte, dass Daniel nachher dort auftauchen würde. Ein wenig seelischen Beistand von einer Freundin konnte ich wirklich gut gebrauchen.
    »Wenn du willst, kannst du auch sofort mitkommen«, bot ich an und freute mich über Louisas Idee.
    Holly war gerade total im Stress, als wir eintrafen, denn im Bistro war die Hölle los. Fast schon routiniert band ich mir die weiße Kellnerschürze um, während Louisa nach einem freien Platz Ausschau hielt. Es gelang ihr, den letzten Hocker an der Bar zu ergattern. »Tisch drei wartet noch auf Kuchen«, rief Holly mir über die Schulter zu. »Einmal Käse und zweimal Marmor.« Ich legte das Gebäck auf Porzellanteller und balancierte sie an den Gästen vorbei, die vor dem Tresen auf den nächsten freien Platz warteten.
    Draußen regnete es in Strömen, kein Wunder, dass hier so viel los war. »So, hier kommt der Kuchen«, sagte ich gut gelaunt, als ich sah, dass es Daniel war, der ihn bestellt hatte. Drei Sekunden später sank meine Laune allerdings wieder in den Keller, als ich erkannte, dass ein Mädchen mit am Tisch saß. Und zwar ein sehr hübsches. Das dritte Stück Kuchen war für Luc.
    Die drei waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie noch nicht einmal aufsahen, als ich kam. Bitte, dann eben nicht!
    »Ist er denn heute da?«, wollte Louisa wissen, nachdem ich ihr einen Tee mit frischer Minze und einen Muffin gebracht hatte.
    »Ja, aber dummerweise in Begleitung einer echten Schönheit.«
    Louisa krachte beinahe vom Barhocker, beim Versuch, sich nach Daniel und Luc umzudrehen. »Keep cool, vielleicht gehört die Frau ja zu dem anderen«, mutmaßte sie. Juhu! An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht. Nur weil ICH Daniel so toll fand, musste das ja nicht für alle Frauen dieses Universums gelten.
    Als der Regen nachließ, leerte sich auch die »Erste Liebe« allmählich. Louisa bestellte einen weiteren Milchcafé, während sie in einem Modemagazin blätterte. Schließlich verabschiedete sie sich, um sich

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