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Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Titel: Circulus Finalis - Der letzte Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tarek Siddiqui
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nichts nach außen gedrungen, offiziell hatte das Mädchen sich in einem günstigen Moment den Schlüssel zu der Schublade mit Betäubungsmitteln verschafft, ihn unbemerkt zurückgegeben und sich eine größere Menge eines starken Beruhigungsmittels intravenös gespritzt. Die diensthabende Mannschaft hatte Geli so vorgefunden, als sie etwas aus dem Fahrzeug holen wollte, und sofort den Notarzt alarmiert. Inzwischen befand sie sich im Krankenhaus und außer Lebensgefahr. Lambertus gegenüber gestand ich ein, dass es mein Schlüssel war, den sie entwendet hatte, und dass mir darüber hinaus ihre Labilität im Grunde bekannt gewesen war, ich aber keinen Anlass zu konkreter Sorge gesehen hatte. Eine offensichtliche Fehleinschätzung. Pflichtgemäß hielt er mir eine Standpauke, während Metz mich nicht aus den Augen ließ. Dann wechselte er zum Du und wurde ruhiger. Dass man sich doch auf mich sonst immer verlassen könne. Dass man solche Hinweise nicht einfach unbeachtet lassen könne. Dass wir großes Glück gehabt hätten, weil nichts Schlimmeres passiert sei. Ich nickte und versicherte, dergleichen werde sich nicht wiederholen.
    Wegmann und Tann versahen ihren Nachtdienst, so als ob nichts geschehen sei. Wegmann hatte sich kurz bei mir entschuldigt und sich bedank t, dass ich die Sache zur Gänze auf mich nahm. Von Tann kam nur ein Nicken, in das sich manches hineininterpretieren ließ; ich war mir fast sicher, dass er noch immer vermutete, ich hätte Geli gezielt geholfen. Ich dachte darüber nach, noch einmal mit ihm zu reden; es half nicht gerade, dass unser Verhältnis ohnehin nie das beste gewesen war. Am Ende nahm ich bequemerweise an, beide müssten erkannt haben, dass unterlassene Hilfeleistung keine Option sei.
    Nachdem Lambertus gegangen war, wollte ich mich auch auf den Heimweg machen, aber Metz bat mich, noch einen Moment zu bleiben. Seine Augen waren groß. „Was hat sie zuletzt gesagt?“, fragte er.
    Mir fehlten die Worte. Tann sprang ein: „ Irgendetwas wie ‚Es ist der Schlüssel…’ – vielleicht wollte sie noch mehr sagen.“ Er warf mir einen Blick zu. „Was soll das bedeuten?“
    Der Raum schrumpfte, die Wä nde neigten sich mir zu. „Nichts. Einen Scheiß. Lasst mich in Ruhe damit. Ist nicht schon genug passiert heute?“
    Als hä tte ich nichts gesagt, zog Metz den kopierten Zettel mit den Botschaften aus der Tasche. Er legte ihn auf die Glasplatte des Wachpultes und heftete seinen Blick auf das Blatt. Ganz ruhig sagte er: „Ich glaube, sie hat uns einen Hinweis geben wollen.“
    Ungeachtet unserer Differenzen traten wir heran. Sein F inger lag auf der Mitte der Seite, dort, wo abgebildet war, welcher Buchstabe im Geheimtext welche Bedeutung hatte, wie verschlüsselt worden war. Da im lateinischen Text nicht alle Buchstaben Verwendung gefunden hatten, wies auch der Schlüssel Lücken auf.

    ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
    CETVIUXMO LNPSR AHGQ

    „ Hä?“ fragte Wegmann.
    Metz nahm einen Kugelschreiber und unterstrich die ersten elf Buchstaben der unteren Zeile. „ Nonsens“, meinte Tann, lachte gereizt und schüttelte den Kopf.
    „ Kleine Hilfe: Französisch“, grinste Metz.
    Siad. Der Text, mit dem wir uns alle beschä ftigt hatten, war vermutlich bedeutungslos. Die Botschaft steckte im Schlüssel, in der Auflistung des Geheimalphabets. Metz erklärte es: „Im Schlüssel darf jeder Buchstabe des Alphabets nur einmal auftauchen, sonst gibt es keine eindeutige Zuordnung. Deshalb fehlen jene Buchstaben, die in der Auflösung mehr als einmal vorkommen. Aber wenn man die ergänzt, dann könnte da stehen:“ – und er schrieb es rot unter den Schlüssel:

    CETTE VIEUX MOULIN

    „Diese alte Mühle“, überraschte uns Tann, und ergänzte, wie zur Entschuldigung: „Bin in der Nähe von Straßburg aufgewachsen.“
    Siad, dieser Teufel.

    Die Stadt lag in der breiten Ebene, die der mä chtige Fluss sich im Laufe der Zeit mit seinen Mäandern und Ablagerungen geschaffen hatte. Am östlichen Rand stieg das Relief an zu einer Mittelgebirgslandschaft, von der herab Zuflüsse unterschiedlicher Größe zum Strom hin strebten.
    Ich war hin und her gerissen. Plausibel war das nicht, dieser plö tzliche Wechsel ins Französische. Aber wen störte das schon? Wegmann schüttelte immer wieder den Kopf und zitierte das Mädchen: „Es ist der Schlüssel…“
    Der Schock ü ber das Geschehen des Abends war noch nicht von mir gewichen, und es wurde für mich zunehmend schwieriger, die verschiedenen

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