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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Kuckuck in unserem Nest ausfindig zu machen?«
    »Im Augenblick? Gleich Null!«
    »Dr. Harper?«
    »Ich bin der gleichen Meinung. Wir müßten jeden Ihrer mehreren hundert Angestellten in diesem Gebäude beschatten.«
    »Und dann brauchten wir noch Schatten für die Schatten, nicht wahr?«
    »Mit allem Respekt, Sir, Sie haben es erfaßt.«
    »Na also.« Der Admiral griff in die Innentasche seines Jacketts, brachte zwei Karten zum Vorschein und gab eine Wrinfield und die andere Bruno. »Wenn Sie mich brauchen sollten, rufen Sie diese Nummer an und verlangen Sie Charles. Alle Vermutungen über meine Identität – und Sie müßten schon fast so einfältig sein wie wir, wenn Sie keine anstellen würden – behalten Sie bitte für sich.« Er seufzte. »Also dann. Ich fürchte, Fawcett, daß Ihre Erklärung völlig richtig ist. Es gibt keine andere, jedenfalls keine halbwegs haltbare. Wir werden eine andere Lösung finden müssen.«
    »Es gibt keine andere«, sagte Fawcett.
    Und Harper nickte: »Nein, es gibt keine andere.«
    Der Admiral nickte ebenfalls. »Nein, es gibt wirklich keine andere. Mit Bruno oder gar nicht, nicht wahr?«
    Fawcett schüttelte den Kopf. »Nicht ganz: mit Bruno und dem Circus oder gar nicht.«
    »Es sieht ganz so aus.« Der Admiral ließ seinen Blick nachdenklich auf Wrinfield ruhen. »Sagen Sie, gefällt Ihnen der Gedanke, ersetzbar zu sein?«
    Wrinfield leerte sein Glas. Seine Hand zitterte nicht mehr – er hatte seine Fassung wiedergefunden. »Offengestanden nein.«
    »Nicht einmal der Gedanke, eingesperrt zu werden?«
    »Nein.«
    »Ich verstehe Ihren Standpunkt. Es wäre schlecht fürs Geschäft. Muß ich daraus entnehmen, daß Sie Ihre Meinung geändert haben?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht.« Wrinfields Blick wanderte zu Bruno. Besorgt fragte er: »Wie ist es mit Ihnen?«
    »Ich mache mit.« Brunos Stimme war vollkommen ausdruckslos. »Wenn es sein muß, mache ich die Sache auch allein. Ich weiß noch nicht, wie ich hinkomme, und ich weiß auch noch nicht, was ich dort tun muß, aber ich werde es auf jeden Fall tun.«
    Wrinfield seufzte. »Damit wäre die Sache geklärt.« Er lächelte leicht. »Ein Mann kann sich nicht alles bieten lassen – kein Einwanderer soll einen Mann beschämen, dessen Familie seit fünf Generationen amerikanisch ist.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Wrinfield.« Der Admiral schaute Bruno mit einem Gesichtsausdruck an, der genausogut neugierig wie abschätzend sein konnte. »Und Ihnen danke ich auch. Sagen Sie, warum sind Sie eigentlich so fest entschlossen, diesen Auftrag durchzuführen?«
    »Ich habe es schon Mr. Fawcett erklärt: Ich hasse den Krieg.«
    Der Admiral war gegangen. Dr. Harper war gegangen. Wrinfield und Bruno waren gegangen, und Pilgrim war weggebracht worden. In drei Tagen würde er in aller Stille beigesetzt werden, und kein Außenstehender würde jemals seine wahre Todesursache erfahren – ein nicht ungewöhnlicher Umstand bei Leuten, die sich der Spionage verschrieben hatten und deren Leben ein abruptes und unerwartetes Ende gefunden hatte. Fawcetts Gesichtszüge hatten sich so weit verhärtet, wie das bei seinen Pausbacken möglich war. Er ging ungeduldig in der Wohnung des Toten auf und ab. Und dann klingelte plötzlich das Telefon. Sofort war Fawcett bei dem Apparat.
    Die Stimme, die aus dem Hörer drang, war heiser und zittrig: »Fawcett! Fawcett! Sind Sie das, Fawcett?«
    »Ja. Wer spricht denn?«
    »Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen. Sie wissen verdammt genau, wer spricht. Sie haben mich schließlich in diesen ganzen Schlamassel gebracht.« Die Stimme zitterte dermaßen, daß sie nicht zu erkennen war. »Kommen Sie um Himmels willen sofort her. Es ist etwas Entsetzliches passiert.«
    »Was?«
    »Kommen Sie her!« beschwor ihn die Stimme. »Und kommen Sie um Gottes willen allein. Ins Circusbüro.«
    Dann war die Leitung plötzlich tot. Fawcett drückte immer wieder auf die Gabel, aber die Verbindung kam nicht wieder zustande. Fawcett legte den Hörer auf, verließ die Wohnung, sperrte hinter sich zu und fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage hinunter.
    Abgesehen von ein paar vereinzelten Glühbirnen war die Außenbeleuchtung des Circus ausgeschaltet – es war schon so spät, daß alle Angehörigen des Circus in ihren Unterkünften an Bord des Zuges sein konnten. Fawcett stieg aus dem Wagen und eilte zu den Tierkäfigen, bei denen Wrinfields schäbiges kleines Büro stand. Hier war die Beleuchtung ziemlich gut.

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