Circus

Artisten, uniformierten Polizisten und Detektiven in Zivil, die zwischen den Käfigen herumhasteten und damit beschäftigt waren, alle möglicherweise vorhandenen Spuren für immer zu vernichten. Sanitäter schlugen die Überreste des Colonels in ein großes Tuch ein und legten sie auf eine Bahre. Ein wenig abseits von den anderen standen Malthius, der Tigerdompteur, Neubauer, der Löwenbändiger, und Bruno beieinander, die drei Männer, die Fawcett aus dem Tigerkäfig geholt hatten. Wrinfield wandte sich an den Admiral, den er als ersten benachrichtigt und der es seit seiner Ankunft noch nicht für nötig gehalten hatte, irgend jemandem seine Anwesenheit oder Identität zu erklären. Es hatte ihn auch keiner der Polizisten darum ersucht – ganz offensichtlich waren sie entsprechend instruiert worden.
    »Wer, um Gottes willen, kann diese grauenvolle Tat begangen haben, Sir?« fragte Wrinfield.
    »Es tut mir entsetzlich leid, Mr. Wrinfield.« Es war völlig untypisch für den Admiral zu sagen, daß ihm irgend etwas leid tat. »Es tut mir alles leid. Es tut mir leid um Fawcett, einer meiner besten und vertrauenswürdigsten Männer, und es tut mir leid, daß Sie durch meine Schuld solch schreckliche Dinge erleben. Auf derartige Publicity kann sicherlich jeder Circus gern verzichten.«
    »Zum Teufel mit der Publicity, Sir. Wer war es, Sir, wer?«
    »Und ich glaube, es tut mir auch ein bißchen für mich leid.« Der Admiral zuckte die Achseln. »Wer es war? Offensichtlich derselbe oder dieselben wie bei Pilgrim. Ihre Vermutungen hinsichtlich des Täters oder der Täter sind in diesem Falle ebenso gut wie meine. Das einzige, was wir sicher wissen, ist, daß sie – wer immer ›sie‹ auch sein mögen – genau wußten, daß er hierherkommen würde, sonst hätten sie nicht vorsorglich den Wächter außer Gefecht gesetzt. Er kann sich glücklich schätzen, daß er nicht gezwungen wurde, Fawcett im Tigerkäfig Gesellschaft zu leisten. Höchstwahrscheinlich bekam Fawcett einen Anruf. Wir werden es bald wissen. Ich lasse es gerade überprüfen.«
    »Überprüfen? Was?«
    »Jeder Anruf, der ankommt oder hinausgeht, wird in unserem Haus auf Band aufgenommen – abgesehen von den Gesprächen, die über die Apparate mit den Verwürfelungsvorrichtungen geführt werden. Mit ein wenig Glück haben wir den Bericht innerhalb der nächsten Minuten. In der Zwischenzeit möchte ich gern ein paar Worte mit den drei Männern sprechen, die Fawcett aus dem Käfig geholt haben. Aber mit jedem einzeln. Soviel ich gehört habe, ist einer von ihnen der Tigerdompteur. Wie heißt er?«
    »Malthius. Aber – aber er ist über jeden Verdacht erhaben.«
    »Das bezweifle ich nicht.« Der Admiral kämpfte heldenhaft seine Ungeduld nieder. »Aber glauben Sie, daß jemals ein Mordfall gelöst würde, wenn man nur die Verdächtigen vernehmen würde? Bitte, lassen Sie ihn herholen.«
    Malthius, ein dunkeläugiger Bulgare mit einem offenen Gesicht, war offensichtlich ehrlich verstört. Für seine Verhältnisse geradezu herzlich sagte der Admiral: »Sie brauchen nicht so verzweifelt zu sein.«
    »Aber es waren meine Tiger, die das getan haben, Sir.«
    »Sie würden es wahrscheinlich mit jedem Menschen tun, außer mit Ihnen, oder?«
    »Ich weiß es nicht, Sir. Wenn ein Mensch still in ihrem Käfig liegen würde, würden sie ihn, glaube ich, in Ruhe lassen.« Er zögerte und gab schließlich zu: »Nun ja, unter bestimmten Umständen würden sie es vielleicht doch tun.« Der Admiral wartete geduldig, bis Malthius fortfuhr: »Wenn sie provoziert werden oder …«
    »Oder?«
    »Oder wenn sie Blut riechen.«
    »Sind Sie dessen sicher?«
    »Natürlich ist er dessen sicher.« Den Admiral, der sich über den Grad der Loyalität Wrinfields seinen Männern gegenüber nicht klar war, überraschte der schroffe Ton. »Was glauben Sie denn, Sir? Wir füttern sie mit rohem Rindfleisch oder Pferdefleisch, und mit dem Geruch von Blut assoziieren sie Nahrung. Die Tiger können es jedesmal kaum erwarten, das Fleisch zwischen die Pranken zu bekommen, und zerfetzen es in Sekunden. Haben Sie schon jemals bei einer Tigerfütterung zugesehen?«
    Der Admiral stellte sich vor, wie Fawcett gestorben war, und schauderte unwillkürlich zusammen. »Nein, und ich glaube auch nicht, daß ich es jemals möchte.« Er wandte sich wieder an Malthius: »Es ist also möglich, daß man auf ihn eingestochen und ihn noch lebend in den Käfig gestoßen hat – denn Tote bluten nicht.«
    »Das