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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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fünften Stockwerks ein mit einem Lift zu erreichender Korridor, der die beiden Gebäude miteinander verbindet. Er hat gläserne Seitenwände und ein Glasdach und ist von der Abend- bis zur Morgendämmerung hell erleuchtet. Es ist unmöglich, ihn zu benutzen, ohne gesehen zu werden.
    Alle Fenster der Gebäude sind mit schweren Eisengittern versehen und zusätzlich mit Alarmanlagen gesichert. Es gibt nur zwei Eingänge – für jedes Haus einen –, und die sind mit Zeitschlössern versehen und schwer bewacht. Die Gebäude sind neun Stockwerke hoch, und die verbindenden Mauern haben die gleiche Höhe. Der obere Rand der Mauern ist dicht mit nach außen gebogenen Metallspitzen gespickt, die mit zweitausend Volt geladen sind. In jeder Ecke befindet sich ein Wachtturm, und die Wachen dort sind mit Maschinengewehren, Suchscheinwerfern und Sirenen ausgerüstet. Der Hof ist ebenso wie der gläserne Verbindungsgang bei Nacht hell erleuchtet, was allerdings gar nicht nötig wäre, weil er rund um die Uhr als Auslauf für eine Herde von Dobermannpinschern dient.«
    »Sie haben wirklich die Gabe, einem Mut zu machen«, meinte Bruno sarkastisch.
    »Wäre es Ihnen vielleicht lieber, wenn Sie all diese Dinge nicht wüßten? Es gibt nur zwei Möglichkeiten, aus dieser Festung zu entkommen: tot durch Folter oder tot durch Selbstmord. Lebend ist dort noch kein Gefangener herausgekommen.« Dr. Harper zeigte auf das zweite Diagramm: »Das ist der Grundriß des neunten Stockwerks des Westgebäudes. Daß Sie dorthin kommen, läßt sich unsere Regierung mehrere Millionen Dollar kosten – dort arbeitet, schläft, ißt und wohnt Van Diemen.«
    »Sollte ich den Namen kennen?«
    »Es wäre sehr erstaunlich, wenn Sie ihn kennen würden. Er ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. In der westlichen Welt sprechen seine Kollegen mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht von ihm. Er ist anerkanntermaßen die Koryphäe auf dem Gebiet der Kernforschung, der Entdecker der Antimaterie – der einzige Mensch auf der Welt, der das Geheimnis der Herstellung, Aufbewahrung und Anwendungsmöglichkeit dieser entsetzlichen Waffe kennt.«
    »Ist er Holländer?«
    »Sein Name deutet zwar darauf hin, aber in Wahrheit ist er Deutscher. Kein Mensch weiß, warum er seiner Heimat den Rücken gekehrt hat und zu den Russen übergelaufen ist. Hier sehen Sie seine Laboratorien und Büros. Hier ist der Wachraum – Van Diemens Reich wird natürlich Tag und Nacht mindestens so gut bewacht wie Fort Knox. Und hier ist sein Wohnbereich: ein kleines Schlafzimmer, ein noch kleineres Bad und eine winzige Kochnische.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß er keine eigene Wohnung hat? Es würde die Sache für uns verdammt viel einfacher machen, wenn er eine hätte.«
    »Er hat sogar ein Haus, eine prachtvolle Villa, die ihm von der Regierung zur Verfügung gestellt worden ist, aber er hat sie sich bis heute noch nicht einmal angesehen. Er lebt ausschließlich für seine Forschung, und so besteht für ihn keine Veranlassung, seine Arbeitsräume jemals zu verlassen. Und die Regierung hat sicherlich nichts dagegen – es vereinfacht die Sicherheitsvorkehrungen immens.«
    »Das ist richtig. Um auf etwas anderes zu kommen: Sie sagen, daß noch niemand aus der ›Lubylan‹ herausgekommen ist. Wie, zum Teufel, soll ich dann hineinkommen?«
    »Nun, äh …« Harper räusperte sich. »Wir haben uns natürlich ausgiebig den Kopf darüber zerbrochen, bevor wir an Sie herantraten, das heißt, die Ergebnisse unserer Überlegungen sind der Grund, weshalb wir ausgerechnet Sie gebeten haben, den Auftrag auszuführen. Wie ich schon sagte, ist der Gebäudekomplex von einer Mauer umgeben, die mit zweitausend Volt geladen ist. Den Strom liefert das Elektrizitätswerk, das hinter dem Ostgebäude liegt. Wie fast immer bei Starkstrom wird auch hier ein frei schwebendes Kabel benutzt. Es führt von einem Hochspannungsmast, im E-Werk zum Dach des Ostgebäudes und ist dreihundert Meter lang.«
    »Sie sind ja vollkommen wahnsinnig! Jedenfalls habe ich keine andere Erklärung. Wenn Sie mir vielleicht vorschlagen wollen …«
    Harper sah sich vor die schwierige Aufgabe gestellt, gleichzeitig diplomatisch, überzeugend und vernünftig sein zu müssen. »Betrachten wir das Kabel doch einfach als Hochseil. Solange Sie nur mit den Händen oder Füßen Kontakt mit dem Kabel halten und nicht durch die Berührung mit beispielsweise einer Befestigungstrosse eines Isolators geerdet

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