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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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worden.«
    »Und es ist meine Schuld! Es ist alles meine Schuld!« Ihre Stimme war heiser.
    »Sei nicht albern!« Er legte einen Arm um ihre Schultern. »Man hätte es auf keinen Fall verhindern können.«
    »Doch, man hätte! Man hätte allerdings! Ich habe ihn nicht ernst genug genommen. Ich habe ihn nicht gerade ausgelacht, aber ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, daß ich mich über ihn amüsierte. Ich hätte dir die Sache schon vor zwei Tagen erzählen sollen.« Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Oder Dr. Harper. Henry war so ein netter Kerl!«
    Als Bruno hörte, daß sie ›war‹ sagte, wußte er, daß sie jetzt das akzeptiert hatte, was ihm schon vor einer Stunde klargewesen war. Behutsam sagte er: »Es wäre gut, wenn du mit Mr. Wrinfield sprechen würdest.«
    »Ja. Ja, natürlich. Aber – ich will keine Leute sehen. Ich mag eigentlich gar nicht fragen, aber könntest du … ich meine, könntest du ihn vielleicht herholen?«
    »Unter gar keinen Umständen! Ich lasse dich auch nicht eine einzige Sekunde hier allein, Maria!«
    Er spürte – sehen konnte er es in der Dunkelheit nicht –, daß sie ihn anstarrte. Sie flüsterte: »Glaubst du etwa, daß jemand …«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll, weil ich nicht weiß, wann oder wie Henry gestorben ist. Sicher weiß ich nur, daß es kein Unfall war. Er starb, weil er entdeckt hatte, daß sich jemand zu intensiv für dich interessierte, und weil er den Fehler gemacht haben muß, bei seinen diesbezüglichen Nachforschungen ein bißchen zuviel herauszufinden. Ich habe mich ein wenig umgehört. Anscheinend verließ er den Speisesaal unmittelbar nach uns. Er ging zwar durch eine andere Tür, aber ich nehme an, er wollte damit nur vermeiden, daß sein Weggang mit unserem in Verbindung gebracht wurde. Ich nehme an, er hatte sich selbst zu deinem Beschützer ernannt. Wahrscheinlich wollte er feststellen, ob uns irgend jemand folgte oder beobachtete – Henry hatte eine romantische Ader, und eine derartige Situation mußte ihn ja reizen. Ich kann nur vermuten, daß er wirklich jemanden sah, und daß dieser Jemand – oder ein anderer, wir wissen schließlich nicht, wie viele schräge Vögel sich auf diesem Schiff befinden – von ihm in einer äußerst kompromittierenden Lage vorgefunden wurde. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß das eigentliche Objekt der Aufmerksamkeit du warst. Und bedenke, daß es sich mit eingeschlagenem Schädel nicht besonders gut schwimmt.«
    Er zog ein Taschentuch heraus und beseitigte die Spuren der Tränen auf ihrem Gesicht. »Du kommst auf jeden Fall mit mir.«
    Auf dem Weg über das Deck trafen sie Roebuck und grüßten ihn im Vorübergehen. Bruno bedeutete seinem Freund mit einer für andere unsichtbaren Geste, ihm zu folgen. Roebuck blieb stehen, drehte sich um und schlenderte in etwa drei Meter Abstand hinter ihnen her.
    Nach langem Suchen entdeckten sie Wrinfield im Funkraum, wo er die Telegramme an Henrys Eltern und sonstige Verwandten in Auftrag gab. Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, war Wrinfield jetzt ruhig und besonnen, und die ganze Sache lief darauf hinaus, daß er viel mehr damit zu tun hatte, Maria zu trösten als umgekehrt. Als sie den Funkraum wieder verließen, fanden sie draußen Roebuck vor, der auf sie gewartet hatte.
    »Wo ist Kan Dahn?« fragte Bruno.
    »In der Bar. Nach den Mengen Bier zu urteilen, die er in sich hineinschüttet, könnte man denken, daß die Prohibition unmittelbar bevorsteht.«
    »Würdest du diese junge Dame bitte in ihre Kabine bringen?«
    »Warum?« Maria war nicht verärgert, nur verwundert. »Bin ich vielleicht nicht in der Lage …«
    Roebuck umfaßte ihren Arm mit festem Griff. »Man sollte es jedenfalls nicht darauf ankommen lassen, es herausfinden zu müssen.«
    »Und schließ die Tür ab«, ermahnte Bruno sie. »Wie lange wirst du brauchen, bis du im Bett bist?«
    »Zehn Minuten.«
    »Dann bin ich in einer Viertelstunde da.«
    Als sie Brunos Stimme hörte, schloß Maria die Tür auf. Er kam herein – dicht gefolgt von Kan Dahn, der ein paar Decken unter dem Arm hatte. Er lächelte sie freundlich an, klemmte seinen massigen Körper mit Mühe in einen Sessel und breitete die Decken sorgfältig über seinen Knien aus.
    »Kan Dahn findet seine Unterkunft zu eng«, erklärte Bruno.
    »Und da dachte er, er könnte die Nacht hier verbringen.«
    Maria schaute die beiden Männer an. Erst wollte sie protestieren, dann war sie perplex, und

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