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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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nächsten Abzweigung, wo man schnell außer Sichtweite gelangen konnte.
    »Also dort entlang!«, wollte Joanna gerade vorschlagen, als ein greller Pfiff durch die schmale Gasse hallte. Sie drehte sich um – und sah, wie Francesco sie aus einer kleinen Nebengasse, nur zehn, zwanzig Meter vor ihnen, zu sich winkte.
    »Wo kommt der denn her?«, fragte sich Finn laut.
    Francesco verstärkte sein Winken und rief ihnen etwas zu.
    »Die Männer!«, übersetzte Andrea. »Er hat Blick mit die Männer!«
    Weiterer Erklärungen bedurfte es nicht. Die drei sausten los.
    Francesco erkannte, dass sie ihm folgten, und lief weiter voran. Wieder bis zur nächsten Weggabelung, wo er wartete, sich vergewisserte, dass die drei ihm noch folgten, dann lief er weiter, hinein in die Via Venezia, wo sich das Spielchen wiederholte. Laufen bis zur Weggabelung, warten, schauen, weiterlaufen.
    »Will der uns veräppeln?«, fragte Finn. Allmählich kamen ihm Zweifel, ob Francesco wirklich den Männern folgte oder sie einfach nur in die Irre locken wollte. Nach wie vor vertraute er ihm nicht. Er wusste auch nicht, wieso. Vielleicht einfach nur deshalb, weil Francesco ihm das Handy gestohlen hatte, als sie sich kennenlernten. Wie sollte man jemandem trauen, der einen bestohlen hatte?
    Finn hatte schon wieder Schwierigkeiten, dem Tempo zu folgen. Ihm hing die Zunge aus dem Hals und er hechelte wie ein gehetzter Hund. Bisher hatte er sich immer sehr fit gefühlt. Weder in seiner Schulklasse noch in seiner Fußballmannschaft gehörte er zu den Langsamsten. Aber es machte sich doch bemerkbar, dass Joanna rund zwei Jahre älter war als er. Und Andrea war sowieso zu schnell. Finns Kehle fühlte sich trocken und ausgedorrt an. Seine Beine schmerzten. Er brauchte eine Pause. Un-be-dingt. JETZT. SOFORT.
    Doch Andrea und Joanna waren unermüdlich.
    »Nicht nachlassen!«, ermahnte Joanna ihn. »Wir müssen dranbleiben!«
    Finn merkte, dass es auch ihr immer schwerer fiel, mitzuhalten. Das beruhigte ihn. So viel schlechter als ihre Kondition war seine dann also doch nicht. Joanna atmete schwer, aber sie wollte um keinen Preis aufgeben.
    »Ich glaube, ich weiß, wo die wollen hin«, sagte Andrea nach einiger Zeit. Da hatten sie schon fast das Ufer auf der Höhe des Hotels degli Orafi erreicht. Er blieb stehen, legte die Hände auf die Knie und atmete ein paarmal tief durch.
    Doch Francesco wollte keine Pause dulden. »E in arrivo!«, rief er ihnen zu. Kommt!
    »Oh Mann!«, stöhnte Finn. »Der Typ hat die Lunge einer Taube. Ich kann nicht mehr. Lauft ihr voran. Ich komme gleich nach.«
    »Nix da!«, widersprach Joanna. »Ich lass dich nicht allein hier.«
    »Aber das Notizbuch!«, sagte Finn. »Wir dürfen es nicht verlieren. Es ist die einzige Spur zu Papa.«
    Joanna nickte ihm zu. »Du hast ja recht, aber trotzdem: Ich will dich nicht auch noch verlieren.«
    »Okay!« Finn nahm seine letzte Kraft zusammen. »Dann weiter.« Er schleppte sich taumelnd hinter den anderen her.
    Hoffentlich hatte die Jagd gleich ein Ende. Tapfer stolperte Finn weiter und erinnerte sich an einen blöden Spruch seines Fußballtrainers: »Erschöpft ist man erst, wenn man kotzt.« Na toll. So weit war es noch nicht. Also weiter.
    »Wie ich habe gedacht!«, rief Andrea, als Francesco vor ihnen links einbog. »Sie laufen zurück zum Ponte Vecchio!«
    Offenbar genau zu jenem Punkt, an dem die Kinder am früheren Abend ihre Suche nach dem nächsten Kartenteil abgebrochen hatten.
    »Klar!« Joanna fand das nur logisch. »Sie wollen unsere Suche fortsetzen!«
    Genau wie die Kinder gehofft hatten: Wenn sie dranblieben, dann würden die Männer sie vielleicht zu ihrem Vater führen.
    Kurz darauf erreichten sie den Ponte Vecchio. Francesco versteckte sich im Eingang einer der vielen Juweliergeschäfte und bedeutete Andrea, Joanna und Finn, es ihm gleichzutun. Die drei bauten sich hinter ihm auf, schauten vorsichtig um die Ecke und behielten die beiden Männer im Auge. Die standen auf Höhe der Torbögen, durch die man auf den Arno schauen konnte, und wirkten etwas ratlos. Sie wühlten in Joannas gestohlener Tasche, kippten sie schließlich aus, kickten die herausgefallene Wasserflasche beiseite und warfen die eingepackten Brote und Kekse quer über die Straße.
    »Blödmänner!«, zischte Joanna, als sie das sah.
    Plötzlich begannen die Männer wild gestikulierend zu streiten. Sie schubsten sich dabei sogar gegenseitig, schauten sich immer wieder um und gingen dann erneut aufeinander

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