City Crime – Vermisst in Florenz
Dieben jetzt 10.000 Euro Schulden dafür, dass sie uns helfen!«
Andrea zuckte mit den Schultern. Francesco lächelte entschuldigend. Finn glaubte es nicht. Dieser Francesco hatte doch einen hochgradigen Sockenschuss! Was, wenn es gar keinen Schatz gab? Oder sie ihn nie finden würden?
Francesco konnte auf Finns Fragen nicht antworten. Wahrscheinlich hätte er es auch gar nicht gewollt. Da kam es ihm sehr gelegen, dass einer der drei Diebe auf den Fingern zu ihnen rüberpfiff. Er zeigte auf die Kirchentür.
Finn riss vor Staunen die Augen auf. Die Tür stand offen!
»Unsere neuen amici … äh … Freunde sind gut!«, grinste Andrea.
Und dann betraten sie zusammen mit Francesco die Kirche Santa Felicita, während die drei Diebe draußen blieben, um aufzupassen.
Artisten!
Joannas Puls hämmerte bis in ihren Schädel. Es war die pure Angst, die ihren Kopf in einen aufgeblähten Kürbis zu verwandeln schien, der jeden Moment zu platzen drohte, ihr den Atem raubte und den kalten Schweiß nur so aus den Poren trieb.
Noch immer pressten die Männer ihr den Mund zu, zerrten sie an Armen und Beinen durch das dunkle Kirchenschiff und den geheimen Vasari-Korridor entlang, während Joanna verzweifelt versuchte, sich loszustrampeln oder wenigstens laut um Hilfe zu schreien. Beides gelang ihr nicht. Joanna hatte keine Chance, sich aus eigener Kraft zu befreien. Sie wechselte die Strategie und versuchte nun, sich zu beruhigen, um nachdenken zu können und eine andere Lösung zu finden.
Die Männer hatten nichts dabei, was ihnen für eine Entführung nützlich gewesen wäre. Weder einen Knebel noch irgendetwas, um ihre Hände und Füße zu fesseln. Deshalb mussten sie sich umständlich abmühen, ihr unentwegt den Mund zuzupressen. Außerdem fiel es ihnen merklich nicht leicht, die zappelnde Joanna zu halten und fortzutragen. Immer wieder rutschte dem einen ein Fuß aus der Hand oder dem anderen ein Arm. Bis einer der Männer auf die Idee kam, seinen Gürtel aus der Hose zu ziehen und Joanna damit die Hände auf dem Rücken zu fesseln.
Joanna konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, einen kleinen Abstand zwischen ihren Handballen zu halten. Das hatte sie auch irgendwann mal durch Finns Abenteuergeschichten erfahren. Wenn sie gleich diesen kleinen Abstand aufhob, indem sie die Hände eng zusammenpresste, würde die Fessel dadurch etwas lockerer sitzen. Der Mann bemerkte ihren kleinen Trick nicht, zog den Gürtel fest um die beiden Handgelenke, die aber nicht komplett aufeinanderlagen.
Für Joanna war das ein weiteres Indiz dafür, dass die Männer diese Entführung nicht geplant und vorbereitet hatten, sondern, im Gegenteil, sich spontan dafür entschieden hatten und nun dementsprechend hastig und unaufmerksam vorgingen. Ihnen unterliefen Fehler. Ein Umstand, den Joanna vielleicht für sich nutzen konnte.
Joanna dachte an ihren Bruder und dankte ihm innerlich für seine unzähligen Berichte aus seinen Abenteuerbüchern, die sie früher immer entsetzlich genervt hatten. Wie hatte sie auch ahnen können, jemals selbst in ein Abenteuer verwickelt zu werden?
Jetzt stellten die Männer Joanna wieder auf die Beine, die Hände auf dem Rücken gefesselt, und stießen sie voran. Joanna stolperte vorwärts. Und hatte erneut eine Idee. Ihre Tasche hatten die Männer ein zweites Mal untersucht und wie beim ersten Mal achtlos liegen gelassen. Ein weiterer Fehler, denn jemand würde sie finden. Entweder der Pfarrer der Kirche oder das Reinigungspersonal oder – ihr Bruder und die Jungs, wenn es ihnen gelungen war, in den Vasari-Korridor zu gelangen. Genau darin sah Joanna ihre Chance. Sie überlegte, was sie in ihren Hosentaschen hatte.
Kleingeld, ein paar Papiertaschentücher, den Hausschlüssel. Sogar noch ihr Handy. Die Männer glaubten wohl, sie könne es ohnehin nicht nutzen, weil sie gefesselt war. Später würden sie es ihr bestimmt abnehmen. Konnte sie es irgendwo verstecken? Ihr fiel im Moment nicht ein, wo. Wichtiger aber war es ohnehin, zunächst ihren Weg zu markieren. Sie verlangsamte ihr Tempo, um zu sehen, wie weit die Männer es merkten und zuließen. Dann versuchte sie – während sie von den Männern immer wieder mal angestoßen wurde, weil sie sich mehr beeilen sollte –, aus ihrer hinteren Hosentasche das angebrochene Päckchen Papiertaschentücher herauszuziehen.
Sie musste dafür sorgen, dass die Männer vor oder wenigstens neben ihr gingen. Deshalb täuschte sie vor, sie würde stolpern, und ließ sich
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