City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
sie sich zu lange von ihrem Rudel fernhielten, weil es nun mal ihre Natur war, in großen Gruppen zu leben. Ich wünschte den beiden von ganzem Herzen, dass es ihnen anders erging – und das nicht, weil ich mich dann um neue Mieter hätte kümmern müssen. Ich gönnte ihnen ihre Zweisamkeit und war froh, selbst kein Werwolf zu sein. Die Vorstellung, mein ganzes Leben lang in einer hierarchischen Ordnung leben zu müssen, war mehr als abstoßend.
Nach der Besichtigung fuhr ich Lebensmittel einkaufen , anschließend nach Hause, um sie abzuladen, mich umzuziehen und mich um 22 Uhr mit Stacy zu treffen. Wir gingen schick essen und danach ganz spontan zur Langen Nacht der Museen . Dabei öffnen zwei Mal im Jahr über einhundert Berliner Museen ihre Pforten, und das auch noch zu ganz besonderen Öffnungszeiten.
Von sechs bis zwei Uhr morgens wird den Besuchern Gelegenheit gegeben, an Lesungen teilzunehmen, Theaterstücken und Konzerten beizuwohnen und natürlich die Ausstellungsstücke zu bewundern. Ein Tischnachbar im Restaurant hatte zufällig davon gesprochen, und ich als Museumsfan hatte Stacy überredet, mit mir dorthin zu gehen.
Wir amüsierten uns den ganzen Abend lang , und als wir uns schließlich verabschiedeten, fiel mir ein, dass ich nochmals in die Firma musste, um meine Unterlagen zu holen.
Es war niemand mehr da, als ich die Chefetage betrat, und die Räume waren dunkel. Aus dem Türspalt meines Büros drang jedoch ein schwaches bläuliches Licht. Hatte Felicitas etwa vergessen, den Computer auszumachen? Ich knipste das Licht an und ging in mein Büro. Tatsächlich war der PC angeschaltet, und als ich ihn herunterfahren wollte, bemerkte ich die geöffnete Internetseite Immobilienscout24.de . Ich schaltete den Computer aus, schnappte mir die benötigten Unterlagen und wollte zum Fahrstuhl zurückkehren, als ich bemerkte, dass der Schutzraum geöffnet war. D.I.P. besaß einen rundum verglasten Sicherheitsraum, der einem vor vampirischen Attacken schütze. Wenn ich früher zu lange Nachtschichten machte, hatte ich oft darin übernachtet. Auch als mir der Auftragskiller vor ein paar Monaten ans Leder wollte, hatte ich mich in dem Raum versteckt. Benutzt hatten ihn bis jetzt eigentlich nur Dad, Louis und ich, aber sicher keine Vampire.
Als ich mich dem Raum jedoch näherte, haftete ihm ein stark süßlicher Vampirgeruch an. Jemand tippte mir auf die Schulter, und ich fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Wäre es ein Angreifer gewesen, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot, denn anstatt nach meiner Waffe zu greifen, fasste ich mir erschrocken ans Herz. Glücklicherweise war es aber Felicitas, die mich entschuldigend anlächelte.
Ich brauchte zwei Anläufe , um zu sprechen. »Was machst du hier?«, fragte ich und atmete tief durch, damit sich mein Herzschlag beruhigte. »Du hast doch längst Feierabend!« Außerdem würde bald die Sonne aufgehen. Es war bereits nach drei.
»Ich finde es gemütlich hier«, sagte sie und schaute mit ihren großen Knopfaugen zu mir auf.
Ich starrte demonstrativ zum Schutzraum, der alles andere als gemütlich war.
»Außerdem bin ich hier doch vor Sonnenstrahlen geschützt«, fügte sie hinzu, als sie meinen zweifelnden Blick sah.
Das stimmte. Als Vorreiter des Sonnenschutzglases konnten sich Vampire tagsüber problemlos in unserer Firma fortbewegen, vorausgesetzt, sie schafften es überhaupt, bis zum Sonnenaufgang wach zu bleiben. Das schafften nämlich nur die wenigsten. Dennoch hatte ich das starke Gefühl, dass Felicitas log. »Felicitas!« Ich sah ihr fest in die Augen. »Ich will dir nichts befehlen, also sag mir bitte einfach, was los ist. Warum willst du nicht nach Hause?«
Sie wich meinem Blick aus und biss sich auf die Unterlippe. »Er will nicht, dass ich darüber spreche«, sagte sie.
»Wer?«
Sie zögerte, dann sagte sie: »Darrel.«
»Darrel?« Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. »Was hat er denn zu verheimlichen?«
»Es geht eher darum, was er tut. Seit Tagen bringt er junge Frauen mit nach Hause und …«
»Was? Was tut er mit ihnen?« Als sie immer noch nicht antwortete, wurde ich allmählich nervös. »Felicitas, was tut er den Frauen an? Misshandelt er sie?«
»Na ja, nicht direkt.«
Das genügte mir. Ich griff nach meiner Tasche, bedeutete Felicitas , mir zu folgen und verließ die Firma. Was auch immer Darrel mit den Frauen anstellte, würde sofort ein Ende haben!
Als wir ankamen , ließ ich meine Tasche im Wagen und nahm nur
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