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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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isst eine Elbenpflaume und im nächsten Moment rennst du nackt und mit einem Geweih auf dem Kopf die Madison Avenue entlang‹«, erwiderte Clary und blinzelte gegen die silbernen Tröpfchen auf ihren Wimpern an.
    »Bis heute ist nicht zweifelsfrei bewiesen, dass wirklich ich derjenige war, dem das passiert ist.« Nur Jace konnte sich beim Tanzen unterhalten, ohne dabei merkwürdig zu wirken. »Na ja, und dieses Zeug hier … «, fügte er hinzu, während er die silbrige Substanz wegschnippte, die seine Haare und seine Haut metallisch überzog, »… hat dieselbe Wirkung. Es macht dich … «
    »High?«
    Jace betrachtete Clary aus dunklen Augen. »Es kann echt Spaß machen.« Ein weiteres dieser schwebenden Kugeldinger zerplatzte über ihren Köpfen; die freigesetzten Tropfen schimmerten silberblau, wie Wasser. Jace leckte einen Spritzer von seiner Hand und betrachtete Clary eindringlich.
    High. Clary hatte noch nie Drogen genommen; sie trank ja noch nicht mal Alkohol – mit Ausnahme der Flasche Kahlúa vielleicht, die Simon und sie mit dreizehn aus der Hausbar seiner Mutter geschmuggelt hatten. Nachdem sie die Flasche geleert hatten, war ihnen furchtbar übel gewesen und Simon hatte sich sogar in eine Hecke übergeben. Danach hatte sie sich geschworen, nie wieder Alkohol anzurühren, trotzdem konnte sich Clary noch gut an das anfängliche Gefühl erinnern: Ihr war herrlich schwindlig gewesen, sie hatte ständig kichern müssen und sich grundlos glücklich gefühlt.
    Als Jace seine Hand herabsinken ließ, schimmerten seine Lippen silbern. Seine Augen ruhten noch immer auf Clary, dunkelgoldene Pupillen hinter langen blonden Wimpern.
    Grundlos glücklich.
    Clary dachte daran, wie sie sich beide in der Zeit nach der Großen Schlacht gefühlt hatten, bevor Lilith von Jace Besitz ergriff. Damals war er der Jace gewesen, der auf dem Foto in seinem Zimmer zu sehen war: so glücklich. Sie beide waren glücklich gewesen. Daran hatte Clary keine Sekunde gezweifelt. Sie hatte auch nicht dieses Gefühl von winzigen Messerstichen unter ihrer Haut gekannt, das langsam jegliche Nähe zwischen ihnen zerstörte.
    Sie schmiegte sich an Jace, reckte sich und küsste ihn langsam und bewusst auf die Lippen. Ein süßsaures Aroma explodierte in ihrem Mund, wie eine Mischung aus Wein und Bonbons. Mehr von der silber glitzernden Flüssigkeit rieselte auf sie herab und Clary löste sich von Jace, um sich genüsslich die Lippen zu lecken.
    Jace’ Atem ging stoßweise und er streckte die Hände nach ihr aus.
    Doch Clary tanzte lachend davon. Plötzlich fühlte sie sich wild und frei und unglaublich leicht. Sie wusste, dass da etwas furchtbar Wichtiges war, etwas, das sie unbedingt erledigen musste, aber sie konnte sich nicht erinnern, worum es ging oder wieso sie sich überhaupt dafür interessiert hatte. Die Gesichter der anderen Tanzenden wirkten nicht länger verschlagen und Furcht einflößend, sondern auf geheimnisvolle Weise schön. Sie befand sich in einem gewaltigen, hallenden Gewölbe und die Schatten um sie herum strahlten in Farben, die bunter und intensiver leuchteten als jeder Sonnenuntergang. Die Engelsstatue, die über ihr aufragte, wirkte gütig – tausendmal freundlicher als Raziel und sein kaltes weißes Licht – und aus ihrem Mund ertönte ein lieblicher, hoher Gesang, rein, klar und perfekt.
    Clary wirbelte um die eigene Achse, schneller und schneller, und ließ dabei alle Sorgen und jede Erinnerung hinter sich, bis sie in ein Paar Arme tanzte, die sich von hinten um sie schlangen. Langsam schaute Clary an sich herab und sah zwei narbenübersäte Hände an ihrer Taille, schlanke, anmutige Finger, die Voyance-Rune. Jace. Sie schmiegte sich an ihn, schloss die Augen und ließ den Kopf gegen seine Schulter sinken. Sie konnte seinen Pulsschlag an ihrer Wirbelsäule spüren.
    Kein Herz auf dieser Welt schlug so wie Jace’.
    Ruckartig öffnete Clary die Augen. Sie fuhr herum, die Hände ausgestreckt, um ihn fortzustoßen. »Sebastian«, wisperte sie.
    Grinsend schaute ihr Bruder auf sie herab, silbern und schwarz wie der Morgenstern-Ring. »Clarissa«, sagte er. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Nein. Doch das Wort kam und verschwand sofort wieder, löste sich auf wie Zucker in heißer Flüssigkeit. Clary konnte sich nicht mehr erinnern, warum sie Nein sagen sollte. Schließlich war er ihr Bruder – sie sollte ihn lieben! Und außerdem hatte er sie an diesen wundervollen Ort gebracht. Möglicherweise hatte er irgendwann

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