Claifex: Nefilim KI
absetzen können. Seine Leute sind dann in der Lage, mit uns in Verbindung zu setzen. Er wird die Nekropole gleich nach unserem Aufbruch an eine andere Position versetzen, so können die Agenten der Claifex hier nichts finden.«
»Dann sollten wir ohne weiteres Zögern aufbrechen«, sagte Truktock.
Somandarr holte die spezielle Sonde aus einem anderen Raum, ein faustgroßes Metallei, fuhr uns mit seinem Gefährt zurück zu dem Hangar, und verabschiedete sich von jedem Einzelnen mit einer Verbeugung. Ich erteilte Hunderteins ein paar Anweisungen. Dieser lief ins Schiff und schaffte eine kleine Kiste herbei, die er an mich übergab.
Ich trat Somandarr gegenüber. »Hier drin befinden sich terranische Spezialitäten, Kaffee, Schokopudding und ein paar andere Sachen. Ein Geschenk an die Floit und die Terraner. Eine gute Gelegenheit etwas terranische Kultur gemeinsam zu genießen«, sagte ich zu Somandarr und Sargon übersetzte.
Somandarr verbeugte sich erneut und antwortete.
»Er sagt, er ist tief gerührt. Vor allem weil ihm die Situation der Terraner nahe geht.«
»Was meint er damit?«
Sargon redete ein paar Minuten mit Somandarr, dann richtete er sein Wort erneut an uns.
»Es leben etwa 32.000 Menschen unter den Floit, die sich zwar mit der Situation zurechtgefunden haben, aber immer noch davon ausgehen, eines Tages unter freiem Himmel leben zu können. Viele jüngere Menschen wollen wissen, wie es im Universum aussieht. Nur wenige der ersten Terraner sind noch am Leben, aber ihre Erzählungen sind wie Magie für die Jungen. Somandarr ist davon überzeugt, dass die Menschen ein Volk der Sterne sind und nicht in den Tiefen der Ozeane leben sollten.«
»Zweiunddreißigtausend?«, fragte ich gedehnt.
Die Erkenntnis kam wie ein Schock für uns. Wir wechselten verblüffte Blicke und wussten nicht, wie wir mit dieser Nachricht umgehen sollten.
Susannahs Mund stand offen. »Das ist die größte Siedlung seit Jahrhunderten. Unglaublich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, so viele verschiedene menschliche Gesichter zu sehen. Man könnte Jahrzehnte in so einer Siedlung leben und würde doch nicht jeden Menschen kennenlernen.«
Ich empfand eine derart komplexe Mischung aus Gefühlen wie Neugier, Skepsis, Sehnsucht, Freude und vielem mehr, dass mir schwindelig wurde. Der Vorgang war so eigenartig, dass ich tief ein und aus atmete, mir mit den Knöcheln über die Augen rieb und es mit der Angst bekam. Ich wandte mich ab, weil mir plötzlich übel wurde. Eine solche Anzahl von Eingebungen schoss mir durch den Kopf, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
»Was ist los?«, fragte Susannah besorgt und sah mich an als würde ich ihr medizinisches Interesse wecken.
»Jetzt nicht. Ich muss nachdenken«, sagte ich und entfernte mich von der Gruppe.
Ich setzte mich auf die Rampe der Cheiron und rieb mir die Schläfen. Mein Schädel beherbergte einen Sturm und Gedanken zuckten darin wie Blitze in einem Tornado.
Alles wirbelte durcheinander.
Ich schloss die Augen und sah die schematische Darstellung der Claifex, die sich in eine Karte des Universums verwandelte. Es war, als setzte sich ein unermessliches Puzzle vor meinem geistigen Auge zusammen. Menschen, Nefilim, Kalimbari, die Großen Drei und all die anderen Spezies wimmelten darin herum wie Insekten in einem Nest. Dann spürte ich die Klarheit eines Gefühls, das alle anderen überstieg und mit Macht beiseite stieß, was auch immer mich bis dahin angetrieben hatte.
Verantwortung.
Ich sah das wimmelnde, übervolle Nest, das die Claifex symbolisierte und plötzlich schossen die Insekten daraus hervor als würde es platzen. Die 32.000 Menschen, die verborgen in den Tiefen dieses Ozeans lebten und von den Sternen träumten, standen für all die anderen Völker, die unter der gebieterischen Geißel der Claifex litten. Ich begriff, dass ich den Schlüssel zu allem in den Händen hielt. Ich hatte Ikarus' Helm und ein von mir entdecktes, verlassenes Sternenreich wartete nur darauf, besiedelt und mit Leben erfüllt zu werden. Dazwischen standen die Kalimbari und die Claifex-Regenten. Beide verfolgten ihre eigenen Ziele, doch letztlich ging es hier nur um Vorherrschaft und Kontrolle.
Macht.
Und hier waren tausende von Terranern ohne Heimat, die sich in den Tiefen dieses Ozeans zusammen mit unzähligen Floit verstecken mussten.
Es war falsch.
Einfach alles.
Davon hatte ich genug. Es wurde Zeit, der Geschichte freien Lauf zu lassen. Doch wie
Weitere Kostenlose Bücher