Claifex: Nefilim KI
hielt ich die Claifex davon ab, dieses neue große Universum erneut unter ihre Knute zu bringen? Die Antwort auf diese Frage waren die Nefilim. Nur eine so schlagkräftige Waffe erregte die Aufmerksamkeit der Kalimbari und der Claifex gleichermaßen. Sie waren der Schlüssel zur Macht in der Claifex. Und zur Freiheit. Doch ich wollte nicht, dass irgendjemand darüber verfügte, wie über ein Werkzeug. Obwohl es noch mehr Möglichkeiten als eine gab, sah ich ein deutliches Ziel vor meinen Augen. Ich hatte intuitiv von Anfang an danach gestrebt, vermutlich, weil ich nun mal Iason bin.
Die Nefilim waren in meinen Augen keine bloße Waffe, nicht nur einfach Maschinen, die man besaß und benutzte, wie es einem passte. Ich empfand sie als Lebewesen, denen meine Vorfahren das Recht abgesprochen hatten, sich selbst zu reproduzieren und ihren Platz im Universum zu finden. Vielleicht machte ich einen Riesenfehler, doch ich wollte, dass die Nefilim selbst über ihr Schicksal bestimmen konnten. Ich wollte das Universum offen sehen für alle, die darin lebten und wissen wollten, was hinter den Grenzen der Claifex lag. Gewalt, Unrecht und Unterdrückung würden damit nicht enden, aber das war kein Grund die kontrollierende Macht der Claifex oder der Bruderschaft zu tolerieren, die unsere Freiheit für ein bisschen scheinbare Sicherheit verkaufte. Das wimmelnde Nest vor meinem inneren Auge wurde zu einen leuchteten Geflecht, das seine Fühler nach Grenzen ausstreckte, die ich noch nicht einmal erahnen konnte. Einen Moment, nur einen winzigen Augenblick spürte ich dieses seltsame Gefühl von mir Besitz ergreifen, das wirkliche Freiheit bedeutete.
Freiheit .
Es war, als würde ich mit neuer Energie geladen. Etwas geschah mit mir, das eindeutig nicht natürlichen Ursprungs war. Susannah hatte sich neben mich auf die Rampe gesetzt und fummelte mit irgendeinem Gerät herum, scheinbar ein Bioscanner.
»Geht's wieder?«, fragte sie besorgt.
Ich stand auf.
»Mir ging es niemals besser.«
Susannah warf einen letzten Blick auf ihren Scanner und steckte diesen dann weg. »In der Tat. Was war denn los?«
»Ich weiß jetzt, was wir tun müssen.«
Susannah sah mich fragend an und nickte dann lächelnd. »Na, dann mal los!«
»Sargon, sag Somandarr, dass wir zurückkehren werden. Sag ihm, dass wir den Menschen die Sterne bringen werden.«
Ich verbeugte mich noch einmal vor ihm, als Sargon geendet hatte. Somandarr trat vor mich und legte eine seiner kühlen Flossen an meinen Arm.
Sargon übersetzte seine Worte simultan. »Du hast Klarheit erlangt, an diesem Ort. Genau deswegen kommen die Floit hierher. Vielleicht waren es die Toten deines Volkes, die wir hier bestattet haben und die zu dir gesprochen haben. Unter Umständen war es auch nur irgendeine verdammte Synapse in deinem hässlichen Schädel, die endlich gezündet hat, aber ich sehe, dass du nun einen Weg vor dir siehst, den du gehen musst. Viel Glück und auf Wiedersehen.«
»Ähm, danke.«
Damit drehte sich Somandarr um, bestieg sein Gefährt und verstaute umständlich seinen Stecken. Mit einem letzten Wink seiner Flossenhand raste er mit hoher Geschwindigkeit davon.
»Wir sollten uns augenblicklich in den Orbit begeben und Musashi und Zurvan einsammeln. Danach halten wir eine Besprechung auf dem Aussichtsdeck ab.«
Ich sprach, während ich die Rampe bestieg und mir der Rest der Gruppe folgte.
»Hast du ein Funkgespräch geführt, vorhin?«, fragte mich Sargon auf dem Weg.
»Nein, wieso?«
»Ich habe eine starke elektromagnetische Welle unbekannter Herkunft gemessen, die sich erstaunlich genau auf deinen Standort zu beziehen schien.«
»Das ist seltsam«, antwortete ich und dachte über meine eigenartige Erfahrung nach. Die Bilder verschwammen allmählich, aber das Gefühl blieb.
Was war da bloß geschehen? Drehte ich langsam durch?
Wir verließen die Nekropole, und nachdem ich ein paar Kilometer zurückgelegt hatte, gab ich einen Kurs ein, der uns auf Höhe des muschelförmigen Museums an die Oberfläche bringen würde. Ich bewältigte die Strecke diesmal in einer halben Stunde, weil ich mich auf die Aufzeichnungen des Bordrechners verlassen konnte und so bereits wusste, wo etwaige Hindernisse auf uns warteten. Während dieser Zeit saß ich intensiv in Gedanken vertieft auf der Brücke und überlegte die nächsten Schritte. Eine Klarheit war in meine Überlegungen gedrungen, die ich in dieser Form während der ganzen Reise vermisst hatte.
Ich wusste, was ich tun
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