Claifex: Nefilim KI
Obwohl ich nicht ganz ausschließen konnte, dass mehr als nur Sehnsucht hinter diesem Ansinnen stand, konnte ich auch keine Gefahr erkennen, die daraus entstehen mochte, solange wir nur Acht darauf gaben, dass sie keinen Ausbruchsversuch unternahmen. Ich fragte Odin, ob er noch einen seiner Wölfe dort Wache halten lassen konnte, und überließ ihm den Gefangenen-Transport. Später erstattete er Bericht.
»Die beiden sind sich in die Arme gefallen und zeigten große Freude aneinander.«
»Erwartungsgemäß. Na dann. Sollen sie ihren Spaß haben.«
Das brachte mich auf andere Gedanken und ich suchte Susannah auf, die auf dem Aussichtsdeck mit Simeon, Aristea und Truktock saß. Sie spielten Guzu miteinander und ich wurde bei der nächsten Runde mit eingespannt. Eine knappe Stunde später meldete sich Musashi über Interkom.
»Wir sind in der Heliosphäre.«
»Ich gehe sofort auf die Brücke. Seid ihr bereit zur Tarnung?«
»Sargon und ich stehen auf der Hülle.«
Schließlich saß ich im Pilotensessel. Die Berechnungen standen, der SDS war geladen - es konnte nichts mehr schiefgehen.
Ich leitete den Sprung ein.
Wir waren wieder im Sol-System. Getarnt vor den Sensoren der Claifex-Satelliten durch die Nefilim, steuerten wir die alte Mars-Kolonie an, ein Flug von mehreren Tagen lag vor uns. Mein Blick klebte eine Weile auf den Sensorkontrollen. Odin hatte Zeit damit verbracht, hier einige Verbesserungen vorzunehmen und ich fummelte mit den manuellen Einstellungen herum, als mir eine seltsame Interferenz auffiel, die jedoch einen Augenblick später verschwunden war. Ein Abstimmungsproblem? Ich beschloss, Odin bei Gelegenheit davon zu erzählen und war bald wieder mit den vor mir liegenden Aufgaben beschäftigt. Vornehmlich ging ich im Geiste durch, was ich Demi bezüglich meines Auftrages fragen wollte.
Ich ging inzwischen davon aus, dass hier ein Spiel lief, welches ich im Gegensatz zu dem Guzu, das wir auf dem Aussichtsdeck gespielt hatten, nicht im Geringsten durchschaute. Die auffällige Datenanomalie auf der Speicherkarte, die wir vermutlich Sargon zu verdanken haben, war Anlass genug, eine klare Frage nach dem Sinn und Zweck unserer endlosen Suche zu stellen. Demi schuldete mir eine Erklärung, aber ich hatte etwas Angst vor ihrer möglichen Gerissenheit. Was bezweckte sie mit alldem? Warum hatte sie Susannah fortgeschickt? Wusste sie mehr über den Verbleib der Nefilim-Konstruktionspläne, als ich ahnte? Ich beschloss, was ich in solchen Situationen meistens tue, nämlich geradeheraus zu fragen, was zum Henker los ist. Wahrscheinlich konnte man mit größerer rhetorischer Raffinesse mehr erfahren, doch ich wollte einfach klare Aussagen und Antworten auf meine Fragen hören. Ich befand mich gerade in einem imaginären Dialog mit Demi, als sich Sargon über Interkom meldete.
»Wir haben erste Sensorenkontakte mit anderen Schiffen im Sol-System. Es herrscht offenbar keine erhöhte Aufmerksamkeit. Flottenverbände sind zumindest nicht auffällig stationiert. Verstecke sind natürlich reichlich vorhanden und wir können nicht ausschließen, dass die Claifex-Flotte sich vor unseren Sensoren zu verbergen weiß.«
»In Ordnung. Wie sieht es sonst mit dem Schiffsverkehr vor Sol IV aus?«
»Eine ganze Anzahl Schiffe unterschiedlicher Herkunft und Größe ist im Orbit geparkt. Einige kommen, andere gehen.«
Dank Odins Modifikation konnte ich jetzt ebenfalls einige Sensordaten von den Nefilim erhalten, die ich früher nicht bekommen hätte. Das Schott öffnete sich.
»Wir machen uns bestimmt ohne Grund Sorgen«, sagte Susannah, die mit Truktock hereinkam.
»Abwarten«, meinte er und studierte die Anzeigen an der Sensorenstation. »Hat Odin die Modifikationen vorgenommen?«
»Ja, aber bring mir nicht wieder alles durcheinander!«
Ich sah grinsend zu ihm herüber, doch Truktock starrte gebannt auf dem Schirm.
»Alles klar?«
»Ja. Da war nur so ein Flackern. Könnte ein Abstimmungsproblem sein.«
»Das hatte ich vorhin auch bemerkt. Ich sage Odin Bescheid, dass er die Sensoren noch einmal durchchecken soll.«
Wir blieben eine Weile auf der Brücke, doch Weltraumreisen haben ihre Längen, wie man so sagt. Wenn man Stunde um Stunde aus dem Fenster starrt und nichts anderes als funkelnder Sterne sieht, reicht es irgendwann.
Als an Bord offiziell Nachtzeit war, hatte Susannah die spontane Idee, es auf dem Aussichtsdeck zu treiben. Typisch. Nicht, dass ich mich beschweren wollte.
Wirklich nicht.
Schaltete man
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