Claifex: Nefilim KI
und ich begann das Gespräch, indem ich Amaterasu an Bord begrüßte und sie nach weiteren möglichen Koordinaten fragte, auch wenn die mich im Moment nicht interessierten.
Amaterasu projizierte die Abbildung eines Planeten in den Raum. »Es gibt weitere Koordinaten im Mirumaar-System im Orbit von Mirumaar II.«
Ich nickte. »Wir haben allerdings noch ein mögliches Ziel im Sol-System, welches ich zuvor ansteuern möchte, da ich ein Gespräch mit meiner Auftraggeberin führen muss. Es wird Zeit, den Stand der Dinge zu erklären und unser weiteres Vorgehen abzusprechen.«
»Es ist nicht ganz ungefährlich im Sol-System, oder?«, fragte Truktock vorsichtig und ich ärgerte mich, mir nicht die Zeit genommen zu haben, ihm meine Absichten zu erläutern.
Sargon sprach mit Bestimmtheit. »Wir können dieses Risiko zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingehen. Die Koordinaten im Mirumaar-System sind erheblich risikofreier und damit vorzuziehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Risikofrei ist keine der Unternehmungen, die wir in letzter Zeit angestrebt haben, oder habe ich da etwas übersehen?«
Sargon verschränkte seine vier Arme. »Das Sol-System steht sicherlich im Mittelpunkt der Aktivitäten der Claifex-Agenten und würde den Risiken, die wir ohnehin ertragen müssen, noch einige weitere hinzusetzen. Ein Gespräch mit Demi ließe sich auch über die Sphäre arrangieren.«
»Die Sphäre ist alles andere als verlässlich, das weiß jeder. Ich könnte mit allen möglichen Leuten sprechen und glauben, es sei Demi. Das kommt für ein vertrauliches Gespräch überhaupt nicht infrage.«
Truktock beugte sich vor. »Warum holt ihr diese Demi nicht einfach ab und nehmt sie mit? Dann könnt ihr so viel bereden, wie ihr wollt.«
Das war ein Gedanke, der zumindest mir noch gar nicht gekommen war.
Susannah hob eine metallene Hand. »Demi kann ihre Beziehungen und Kontakte nur aufrechterhalten, wenn sie dort ist, wo sie im Moment nun mal ist. Außerdem wacht sie über die größte Sammlung menschlicher Kulturgüter im gesamten Universum und sie nimmt diese Aufgabe sehr ernst.«
»Die größte Sammlung menschlicher Kulturgüter? Die findet ihr im Motaxun-System«, erwiderte Truktock lachend.
»Wie bitte?«
»Nach dem Krieg wurde Beute gemacht. Jeder wollte ein Stückchen vom besiegten Feind besitzen. Kein hochrangiges Mitglied von Regierung oder Militär, das etwas auf sich hielt, hatte weniger als ein Dutzend Kunstwerke herumstehen. Der Handel damit floriert immer noch. Hatte auch so ein steinaltes gepinseltes Bild von einer debil lächelnden Frau in komischen Klamotten. Hab's nie gemocht, aber es war ein Erbstück.«
»Lass mich raten – zu wenig Haare«, sagte ich und Truktock zeigte mir sein zahnbewehrtes Grinsen. »Nun, zurück zum Thema. Ob wir Demi mitnehmen oder nicht, können wir mit ihr vor Ort besprechen - und wen interessieren übriggebliebene Kulturgüter, wenn man eine ganze Kultur wiederbeleben kann? Demi dürfte das ähnlich sehen, so gut glaube ich sie zu kennen. Nun, dann würde ich sagen, dass unser Ziel feststeht: Sol IV.«
Ich klopfte zur Untermalung meiner Ansage auf den Tisch. Mit Erstaunen nahm ich wahr, dass es keine Widerworte gab. Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen deswegen. Aber nur fast.
Wir verbrachten die Tage bis zum Sprung mit einem intensiven Blick auf die Sensoren und fanden Zeit für dieses oder jenes. Simeon erlernte ein paar neue Nahkampftricks und Susannah untersuchte Ari, die sich den Tests jetzt mit Interesse stellte und einiges von ihrer Angst abgelegt zu haben schien. Truktock und ich lehrten eines Abends eine Flasche zumindischen Wein, was wir am nächsten Tag bereuten. Die Nefilim schraubten ihren alten Jäger endgültig zusammen. Als der Tag für den Sprung ins Sol-System da war, kam eine Meldung über das Interkom. Es war der Bordrechner.
»Kapitän! Eine Anfrage zur Kommunikation aus der gesperrten Kabine.«
Das konnte nur Garsun sein. Da ich alles Nötige durch die Arbeitsdroiden klären ließ, konnte das nicht wirklich wichtig sein. Oder war es wieder so ein Versuch, mich zu beeinflussen?
»Durchstellen.«
»Hallo Iason. Ich würde gern meine Frau sehen. Wenigstens für eine gewisse Zeit. Ist das machbar?«, fragte er und die unverkennbaren Emotionen in seiner Stimme ließen mich weich werden.
»Ich denk drüber nach«, sagte ich und beendete die Kommunikation.
Da die Wölfe vor der Kabine Wache hielten, überlegte ich, sollte es eigentlich kein Problem geben.
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