Claifex: Nefilim KI
also aus ihrer Warte keinen Grund für eine Kontaktaufnahme. Sie werden unser Manöver für übereilt, verzweifelt und zwecklos halten.«
Sargon brachte es leider auf den Punkt.
Ich überlegte eine Weile, bevor ich antwortete. »Du hast recht. Ich rechne mit strengem Kalkül auf Garsuns Seite. Er wird seine persönlichen Gefühle unter Kontrolle haben, bis sein Auftrag ausgeführt ist und dieser Auftrag konzentriert sich auf Susannah und die Pläne. Er wird uns ignorieren, solange wir keine unmittelbare Bedrohung sind.«
Wir bereiteten uns dennoch auf eine Kontaktaufnahme vor und überlegten, wie wir einen Defekt unserer Funkanlage vortäuschen konnten. Danach wurde das Warten zur Hölle. Alle fünf Minuten musste ich mich mit äußerster Anstrengung davon abhalten, mir zu überlegen, was Susannah alles zustoßen mochte, solange sie in der Gewalt der Kalimbari war. Truktock und Simeon spürten meine Gefühle und versuchten nach Kräften, mich abzulenken, bis wir uns schließlich in einem Streitgespräch wiederfanden, das erst durch Sargons Einmischung beendet werden konnte.
Ich war mit den Nerven einfach zu Fuß.
»Du musst das abschalten, sonst drehst du gerade dann durch, wenn es heißt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Du musst mir etwas versprechen, Iason«, sagte Truktock schließlich einige Stunden später zu mir, nachdem wir alle mit unterschiedlichem Erfolg versucht hatten, ein bisschen Schlaf zu finden.
»Was denn?«, fragte ich, immer noch angespannt.
»Bewahre. Einen. Kühlen. Kopf!«
Ich nickte kurz und dann noch einmal, als ich Truktocks Blick auf mir ruhen spürte. Er wandte sich ab und ich fühlte die Spannung an Bord, konnte aber nicht über meinen Schatten springen. Ich zerfaserte jede einzelne meiner Nervenzellen vor Anspannung. Selbst der Verlust meines Unterarmes konnte mich nicht ablenken.
Die Besatzung der kalimbarischen Korvette hatte es geschafft, die Schäden zu beseitigen, wie wir an einer Geschwindigkeitszunahme erkannten. Zurvan fiel immer weiter zurück. Es war ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen, doch jetzt vergrößerten die Kalimbari zunehmend ihren Vorsprung. Das Problem, das sich daraus ergab, war, dass sie eher in der Lage waren, in den Tempel einzudringen und Susannah von Bord zu schaffen. Wir mussten so schnell wie möglich hinterher, hatten aber nicht wirklich so etwas wie einen Plan dafür, da wir nicht wussten, auf welche Weise wir einen Zugang in den Tempel finden konnten. Es konnte sein, dass die Nefilim nicht in der Lage waren in das uralte Konstrukt der Bruderschaft einzudringen, egal wie zuversichtlich Sargon sein mochte. Immerhin hatten die Kalimbari darin auch den Metaraum-Bomben der Claifex widerstehen können.
In dieser Ungewissheit strebten wir mit höchster Triebwerksleistung den Kalimbari nach und konnten nichts weiter tun, als Möglichkeiten durchzuspielen und Pläne für jede Eventualität zu schmieden. Derartiger Gesprächsstoff war leider dazu angetan, die Stimmung an Bord zu verschlechtern, da wir uns zuweilen wegen unterschiedlicher Meinungen zu unsinnigen Diskussionen hinreißen ließen. Wir waren alle fertig und am Ende, auch wenn wir körperlich keinem schlimmeren Stress ausgesetzt waren, als einem eklatanten Bewegungsmangel. Aber vielleicht machte dieser alles nur noch schlimmer. Als ich diesen Gedanken gegenüber Simeon erwähnte, fing er einfach an, unzählige Liegestütze, Kniebeugen oder Ähnliches zu machen, bis er erschöpft war. Das wirkte irgendwie ansteckend auf Truktock und schließlich auch auf mich. Und es half tatsächlich. Als wir endlich in Sichtweite von Akarost IV kamen, hatte sich unsere Moral verbessert und wir beschäftigten uns mit der Ausrüstung und den Waffen. Simeon erhielt eine ganze Reihe nützlicher Tipps von Truktock, der anscheinend eine Menge Auseinandersetzungen erlebt haben musste. Oder womöglich war es auch nur seiner Ausbildung zum Soldaten zu verdanken, dass er so viel zu dem Thema zu sagen wusste. Sargon fügte hier und da etwas hinzu und klärte uns über alles auf, was er aus seinen Beobachtungen der Kalimbari schließen konnte. Als wir uns ausreichend vorbereitet fühlten, nahmen wir ein letztes gemeinsames Mahl ein und schlüpften dann in unsere Raumanzüge und Körperpanzer. Ich legte mich auf die Medi-Liege und ließ mein Knie gegen Schmerzen behandeln. Das Mittel betäubte das Gelenk vollständig.
Zurvan meldete sich. »Wir sind in einer knappen Stunde am Ziel. Die Korvette ist bereits in das
Weitere Kostenlose Bücher