Claifex: Nefilim KI
seinem Metallkarabiner. Das verbogene Stück Metall wirbelte in Zeitlupe davon. Ein rund ein Meter durchmessender Eisklumpen raste direkt auf mich zu. Ich trat ihn mit dem rechten Bein in Stücke und das Exoskelett zerbarst. Im Splitterregen drehte ich mich und holte mit dem Pickhammer aus. Ich wartete auf den richtigen Augenblick und hieb einmal gewaltig mit aller Kraft zu. Der Hammer drang bis zum Handgriff in das steinharte Eis des Bodens. Meine Knochen erzitterten unter der Wucht des Aufschlags und der Hammer verbog, hielt aber fest im Eis. Der Eissturm versuchte, mich fortzureißen und mein Armgelenk wurde schmerzhaft verdreht, bis ich mit beiden Händen den Stiel umfasste. Das Triggerorgan pulsierte jetzt und ich ließ den Druck entweichen. Meine Wahrnehmung normalisierte sich und ich fühlte mich wie eine Fahne, die wild im Wind flattert, während um mich herum die Welt zerbrach.
Dann war es vorbei.
Der Sturm wütete weiter, doch die Front war über mich hinweggewalzt. Ich krallte mich japsend fest und starrte nach oben. Am Bauch der Cheiron öffnete sich eine zweiteilige Klappe und ein paar Greifarme fuhren aus, um den Multipod ins Innere zu befördern, der sich bereits wieder von selbst auf seine Beine erhob.
»Sie sollten sich zügig an Bord begeben, um Verletzungen zu vermeiden«, meldete sich Zweiundvierzig über Funk.
»Ach was!«, grummelte ich zurück ins Mikro und schüttelte den Kopf.
Dämliche Roboter.
Ich wartete ungeduldig ab, bis der Transporter an Bord war, und erblickte dann Hunderteins. Er kroch auf allen Vieren auf mich zu und hielt mich an einem Arm fest, als eine weitere starke Böe alles durch die Gegend fegte, was nicht ausreichend mit dem Boden verbunden war. Das Teleskoprohr fuhr aus dem Bauch des Schiffes hervor, an dessen Ende sich die kleine Plattform entfaltete, auf die Hunderteins und ich mit Mühe hinaufkletterten. Das Rohr wurde zurück in den Hangar gezogen und einen Augenblick später waren wir in der Cheiron, wo ich an den Verschlüssen des ruinierten Exoskeletts herumnestelte. Meine Rippen schmerzten immer noch. Der Anzug war zerfetzt. Den deformierten Pickhammer hatte ich im Eis stecken lassen.
»Sind Sie verletzt?«, fragte Hunderteins.
»Nein. Ladet die Statuen ab!«, sagte ich und verscheuchte den Roboter mit einer Handbewegung.
»Cheiron?«
»Ja, Kapitän?«, antwortete die tiefe Stimme des Schiffscomputers.
»Schilde hoch!«
»Ausgeführt.«
Das Poltern der auf die Schiffshülle aufschlagenden Eisbrocken hörte augenblicklich auf. Ich legte eilig den zerfetzten Rest des Anzuges ab und ging barfüßig über den bitterkalten, teilweise mit Eis und Schnee überdeckten Boden zum Multipod zurück. Keine Stelle an meinem Körper, die nicht schmerzte. Die beiden Roboter luden die Statuen ab, die so abgekühlt waren, dass im Hangar Dampfwolken davon herab waberten. Pfützen bildeten sich und machten den Hangarboden glitschig.
»Schafft die Statuen gleich in die Enteisungsanlage! Und sorgt hier für einen trockenen Boden! Danach ab zur Wartungsstation!«
Hunderteins und Zweiundvierzig bestätigten meine Befehle und ich suchte den Gleitschacht zum Hauptdeck auf, wo sich meine Kabine befand. Es gab zwar auch eine Rampe am Bug, aber die nutzte ich eher selten. Die Cheiron maß gut 75 Meter in der Länge, war rund 15 Meter hoch und 25 Meter breit, was ihr eine schnittige Form verlieh. Wichtiger als der Raum für Passagiere an Bord war, zumindest für mich, der kolossale Fahrzeughangar, der mich zum Kauf dieses feinen Schiffes bewogen hatte. In ihm verloren sich der Transporter und eine Auswahl von Arbeitsgeräten, die mir bei meiner Suche nach Artefakten von großer Hilfe waren. Man konnte sogar Beiboote oder Ähnliches darin unterbringen, der Platz war mehr als ausreichend dazu.
Ich ging zur Brücke, um die Cheiron zu einem sicheren Landeplatz zu navigieren. Nachdem ich mich mit dem defekten Antrieb herumgequält und die zahlreichen Warnhinweise des Bordrechners geduldig ertragen hatte, erhob sich die Cheiron und wir flogen aus dem Sturm heraus zu einem ruhigeren Ort.
Ich begab mich hinab in meine Kabine. Nach einer ausgiebigen und heißen Dusche zog ich einen bequemen Arbeitsoverall an und aß wahllos aromatisierten Syntho-Fraß, den ich auf einer Versorgungsstation erworben hatte. Nahrhaft, sättigend und leider das Letzte, was die Speisekammer hergab, da ich dringend Vorräte kaufen musste. Ein bisschen Kaffee war zum Glück noch da. Er war aus echten
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