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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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eine
Zeitschrift und blätterte sie durch, während Domingo geduldig die Wand
anstarrte. Sein früheres Leben als Soldat hatte ihn gelehrt, mit Langeweile
gut zurechtzukommen.
     
     
    Nach
vierzig Minuten betrat Charles Alden mit dem öligen Lächeln eines
Gebrauchtwagenhändlers das Vorzimmer. Groß und dünn wie ein Rennläufer, war er
alt genug, um sich selbst überaus wichtig zu nehmen, womit auch immer er sich
seinen Posten hier verdient haben mochte. Clark war bereit, sich eines
Besseren belehren zu lassen, musste jedoch bald erkennen, dass sein erster
Eindruck ihn nicht getrogen hatte.
    »Also Sie
sind der berühmte Mr. Clark«, sagte Alden zur Begrüßung - und ohne eine
Entschuldigung, dass er sie hatte warten lassen, dachte Clark.
    »So
berühmt nun auch wieder nicht ...«
    »Nun ja,
zumindest in unseren Kreisen.« Alden geleitete seinen Gast in sein Büro, lud
jedoch Chavez nicht ein, ihnen zu folgen. »Ich habe gerade Ihre Akte durchgelesen.«
    In fünfzehn Minuten?, wunderte sich Clark. Vielleicht
war er ein Schnellleser. »Ich hoffe, Sie fanden sie aufschlussreich.«
    »Bunt und
ereignisreich. Wie Sie etwa die Familie des KGB-Chefs Gerasimov aus Russland
herausgeholt haben, war schon großartig. Und dann der Einsatz in Tokio als
angeblicher russischer Reporter ... eindrucksvoll. Ein ehemaliger SEAL ... Ich
sehe gerade, dass Präsident Ryan Ihnen die Medal of Honor verliehen hat. Neunundzwanzig
Jahre bei der Agency. Eine ganz schön lange Zeit«, sagte Alden, während er
Clark einen Stuhl anbot. Dieser war viel kleiner als Aldens Schreibtischsessel
und so entworfen, dass er möglichst unbequem war. Machtspielchen, dachte Clark.
    »Ich habe
nur die Aufgaben, die man mir übertragen hat, so gut erledigt, wie ich konnte.
Und ich habe es geschafft, sie alle zu überleben.«
    »Ihre
Einsätze waren überwiegend ziemlich gewaltbetont.«
    Clark
quittierte diese Bemerkung mit einem Achselzucken.
    »Wir
versuchen das heute möglichst zu vermeiden«, fuhr Alden fort.
    »Ich habe
das damals ebenfalls zu vermeiden versucht. Aber die Wirklichkeit bringt oft
fein ausgeklügelte Pläne durcheinander, wie Sie sicher wissen.«
    »Sehen
Sie, Jim Greer hat ein längeres Dossier hinterlassen, wie Sie überhaupt zur
Agency gekommen sind.«
    »Admiral
Greer war ein besonders feiner und ehrbarer Gentleman«, sagte Clark und war
sofort auf der Hut, weil er sich vorstellen konnte, was in diesen Akten stand.
James Greer liebte es, solche Berichte abzufassen. Auch er hatte eben seine
Schwächen. Naja, wie wir alle eben.
    »Er hat
auch Jack Ryan entdeckt, nicht wahr?«
    »Neben
vielen anderen.«
    »Das hat
man mir erzählt.«
    »Entschuldigen
Sie, Sir, untersuchen wir hier meinen Hintergrund?«
    »Nicht
wirklich, aber ich möchte wissen, mit wem ich spreche. Sie haben ja auch ein
paar Leute rekrutiert. Chavez zum Beispiel.«
    »Er ist
ein guter Offizier. Selbst wenn wir die Sachen einmal beiseitelassen, die wir
in England erledigt haben, war Ding immer da, wenn ihn sein Land gebraucht
hat. Und er hat sich selbst immer weitergebildet.«
    »Stimmt,
er hat seinen Master an der George-Mason-Universität gemacht, nicht wahr?«
    »Korrekt.«
    »Aber er
war ebenfalls etwas gewaltbetont, so wie Sie. Nicht gerade ein Auslandsagent,
wie ihn sich die meisten Leute vorstellen.«
    »Wir
können eben nicht alle wie Ed Foley oder Mary Pat sein.«
    »Auch die
besitzen eine recht bunte Akte, aber wir versuchen, von alldem wegzukommen. Die
Welt entwickelt sich eben weiter.«
    »Tatsächlich?«
    »Nun,
zumindest gegenwärtig. Die Zeiten haben sich geändert. Dieser Einsatz in
Rumänien, den Sie zusammen mit Chavez durchgeführt haben, das war wohl
wirklich aufregend.«
    »So kann
man es auch ausdrücken. Man ist nicht oft in einem fremden Land, in dem gerade
eine Revolution stattfindet. Aber wir konnten den Job erledigen, bevor wir das
Land wieder verließen.«
    »Sie haben
den Mann, auf den Sie angesetzt waren, getötet«, sagte Alden in leicht
angewidertem Ton.
    »Er musste
getötet werden«, entgegnete Clark und schaute Alden dabei direkt in die Augen.
    »Es war
gegen das Gesetz.«
    »Ich bin
kein Anwalt, Sir.« Und ein Einsatzbefehl, selbst wenn er vom Präsidenten selbst
stammte, war nun einmal keine Angelegenheit des Gesetzes - oder gar des
Verfassungsrechts. Dieser Junge war eben das Urbild eines Schreibtischtäters,
wurde Clark jetzt endgültig klar. Wenn es nicht irgendwo geschrieben stand,
existierte es gar nicht, und wenn es nicht

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