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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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hatten alle Franzosen Verständnis.
    »Wenn du
interessiert bist«, erwiderte Ibrahim.
    »Das bin
ich.«
    »Es wäre
etwas anderes als sonst. Nicht ohne Risiko.«
    »Wenn Gott
es will.«
    Ibrahim
sah ihn fünf Sekunden lang scharf an, dann nickte er. »Deine Reise nach
Brasilien ... Wie oft bist du schon dort gewesen?«
    »Sieben
Mal in den letzten vier Monaten.«
    »Hat es
dir gefallen?«
    »War nicht
schlecht.«
    »Würdest
du wieder hinfahren, wenn wir dich darum bitten?«
    »Sicher.«
    »Wir haben
einen Kontaktmann dort. Triff dich mit ihm, und lass dir eine Unterkunft
besorgen.« Hadi nickte. »Wann soll ich fliegen?«
     
    »Ich habe ihn«, erklärte Jack jr. und reichte Bell die Seiten.
    Der nahm
sie und lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. »Frankreich?«, fragte er. »Die
Geburtsanzeige?«
    Jack hatte
seinen Verdacht über den plötzlichen Wechsel im Kommunikationsprotokoll des
URC weiterverfolgt, war Spuren nachgegangen und hatte Verbindungen gezogen,
bis es ihm gelungen war, einen der alphanumerischen Werte zuzuordnen, wodurch
er einen weiteren Namen auf der E-Mail-Liste entschlüsseln konnte.
    »Ja. Er
heißt Shasif Hadi. Lebt wohl in Rom. Ich weiß nicht, wo genau, aber er ist
Muslim, wahrscheinlich algerischer Herkunft, und tut sein Bestes, um nicht
aufzufallen. Verbringt viel Zeit in Paris.«
    Bell
grinste. »Wahrscheinlich haben die Italiener keine Ahnung, dass er existiert.«
    »Wie gut
sind sie?«, fragte Jack.
    »Die
Italiener? Ihre Geheimdienste sind erstklassig, und sie haben schon schwierige
Fälle gelöst. Auch die Polizei ist da ziemlich gut. Sie hat mehr Rechte als
unsere, deswegen ist sie besser im Aufspüren von Verdächtigen und in der
Hintergrundrecherche, als wir es unseren Jungs erlauben. Eine Abhöraktion kann
schon der Staatsanwalt anordnen, ohne einen Gerichtsbeschluss, wie wir ihn
brauchen. Wenn ich ein Verbrecher wäre, würde ich mir Mühe geben, nicht ihre
Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist die alte europäische Art - sie wissen gern
so viel wie möglich über die Leute und was sie so anstellen. Wenn man eine
weiße Weste hat, lassen sie einen in Ruhe, wenn nicht, können sie einem das
Leben ziemlich vermiesen. Das Rechtssystem funktioniert anders als unseres,
ist aber im Ganzen ziemlich gerecht.
    Die
Franzosen behalten ihre muslimischen Migranten im Auge, weil es ein paar
Probleme gegeben hat, aber keine großen. Stimmt allerdings: Wenn dieser Mann
mitspielt, dann weiß er, dass er unauffällig bleiben und seinen Wein trinken,
sein Brot essen und Fernsehen schauen muss wie alle anderen auch. Sie hatten
ein bisschen Terrorismus, aber nicht viel. Die OAS in den Sechzigern, das war
schon ein echtes Problem und konnte einem Angst machen, aber das haben sie
ziemlich effizient gelöst. Und ziemlich gnadenlos. Sie wissen schon, wie sie
vorgehen müssen. Und dieser Hadi - bleibt er brav zu Hause?«
    »Nein, im
letzten halben Jahr war er ziemlich viel unterwegs — hier, in Westeuropa, Südamerika
...«
    »Wo
genau?«
    »Caracas,
Paris, Dubai ...«
    »Abgesehen
davon und von der E-Mail - warum halten Sie ihn für heiß?«, fragte Bell. »Wissen
Sie, ich hatte mal einen Anruf von Comcast. Anscheinend hatte ich mich aus
Versehen ins Internet-Wi-Fi meiner Nachbarn eingeklinkt. Ich war ganz
verdutzt.«
    »Das hier
ist etwas anderes«, entgegnete Jack. »Ich habe es mehrmals überprüft: Es ist
Hadis Account. Er gehört zu einem deutschen Provider in Monte Sacro, das ist
ein Vorort von Rom. Ist aber egal, Sie können sich aus ganz Europa da
einwählen. Die Frage ist: Warum sollte er es verschlüsselt mit einer E-Mail
schicken, wenn er das am Telefon erledigen oder den Empfänger in einem Restaurant
treffen könnte? Offensichtlich denkt der Absender, das sei zu riskant.
Vielleicht weiß er nicht, wie Hadi aussieht, oder er möchte weder das Telefon
noch einen toten Briefkasten benutzen - oder er weiß nicht, wie man das macht.
Diese Leute sind völlig vom Internet abhängig. Das ist eine operative
Schwäche, die sie in eine Stärke zu verwandeln versuchen. Ihre Organisation ist
ziemlich klein, und sie sind nicht professionell ausgebildet. Wenn das der KGB
von früher wäre, dann würden wir Blut und Wasser schwitzen, aber die hier
versuchen ihre Strukturschwäche mit dem Einsatz von Technologie auszugleichen.
Sie sind wenige, und das hilft ihnen beim Verstecken, aber sie müssen die
elektronische Technologie des Westens benutzen, um sich untereinander zu
verständigen und ihre Aktionen

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