Clancy, Tom
sein Gegner auf
ihn stürzen würde.
»Jack!« Es
war Chavez' Stimme. Ding kam durch das Tor angestürmt. Ohne langsamer zu
werden, trat er Sinaga das Messer aus der Hand. Dieser rührte sich nicht. Sein
Kopf hing auf eine ganz seltsame Weise zur Seite. Seine Augen blinzelten noch
ein paar Mal, starrten dabei jedoch unverwandt ins Weite. Sein rechter Arm
zuckte und klopfte dabei ganz leicht auf den Boden.
»Mein Gott
...«, flüsterte Jack. »Allmächtiger Gott.«
Jetzt
eilte Clark durch das Tor, stutzte und kniete sich neben Sinaga. »Das Genick
ist gebrochen. Er ist tot. Jack, alles in Ordnung mit dir?«
Jack
konnte den Blick nicht von Sinaga wenden. Während er ihn anschaute, hörte der
Arm des Mannes auf zu zucken.
Clark
sprach auf Jack ein: »Wach auf! Bist du okay?«
Jack
nickte.
»Ding,
bring ihn rein. Schnell.«
Im
Wohnwagen setzte Ding Jack auf die Couch. Dann ging er ins Schlafzimmer und
half Clark, Sinagas Leichnam durch das Fenster ins Innere zu bugsieren. In der
Dusche bellte der Cockerspaniel.
Zurück im
Wohnzimmer, schloss Clark die Eingangstür und sagte: »Draußen rührt sich
nichts. Ding, schau im Kühlschrank nach, ob du etwas Essbares findest, womit
wir Bello beruhigen können.«
»Schon
unterwegs.«
Clark ging
zu Jack hinüber. »Du blutest ja.«
»Wie
bitte?«
Clark
deutete auf Jacks rechte Schulter. Sein Hemd war rot von Blut. Als er es
auszog, war auf seinem Schlüsselbein direkt am Halsansatz eine fünf Zentimeter
lange Schnittwunde zu erkennen.
»Wirklich«,
murmelte Jack. »Ich hab das gar nicht bemerkt. Ich habe nur einen Schlag auf
die Schulter gespürt, aber ich wusste nicht, was es war.«
»Fünf oder
sechs Zentimeter höher, und du wärst jetzt ein toter Mann, Jack. Drück den
Daumen drauf. He, Ding, schau mal, ob Sinaga nicht irgendwo etwas Sekundenkleber
hat.«
Aus der
Küche hörte man das Öffnen und Schließen von Schubladen. Dann kam Chavez zurück
und warf Clark eine Tube zu, der sie an Jack weitergab. »Tu etwas davon auf den
Schnitt.«
»Du machst
Witze.«
»Keineswegs.
Immer noch besser, als wenn wir es hier provisorisch nähen würden.«
Jack
versuchte es, aber seine Hände zitterten. Er schaute sie an. »Tut mir leid.«
»Das ist
nur das Adrenalin, Mario«., sagte
Chavez und nahm die Tube. »Mach dir nichts draus.«
»Ist er
wirklich tot?«, wollte Jack von Clark wissen.
Der
nickte.
»Scheiße.
Wir hätten ihn lebendig gebraucht.«
»Das war
seine Entscheidung, nicht deine. Du kannst dich deswegen jetzt mies fühlen, das
ist ganz natürlich. Aber denk immer daran: Er wollte dir die Kehle durchschneiden.«
»Ja, das
ist wohl so. Ich weiß auch nicht.«
Jetzt war
die Reihe an Chavez: »Denk nicht zu viel darüber nach. Du lebst, er ist tot.
Wäre es dir umgekehrt lieber?«
»Himmel,
nein.«
»Dann hake
es als Gewinn ab, und mach weiter.« Chavez öffnete die Tube mit Sekundenkleber
und stand auf. »Weitermachen? Einfach so?«
»Du wirst
wahrscheinlich ein bisschen Zeit brauchen, um die Sache zu verarbeiten«,
erwiderte Clark. »Wenn du das nicht schaffst, musst du eben wieder an deinen
Schreibtisch zurück.«
»Um
Himmels willen, John.«
»Wenn du
diesen Drecksack in Zukunft immer in deinem Kopf mit dir herumträgst, wird das
dich oder einen anderen Menschen das Leben kosten. Das garantiere ich dir.
Dieser Job ist nicht für jeden, Jack. Dafür muss man sich nicht schämen.
Besser, du erkennst das jetzt gleich als später.«
Jack
atmete einmal tief durch und rieb sich die Stirn. »Okay.«
»Okay
was?«
»Okay, ich
denke darüber nach.« Clark musste lächeln. »Was ist jetzt wieder los?«, fragte
Jack.
»Das war
die richtige Antwort. Du hast gerade einen Mann getötet. Ich würde mir Sorgen
machen, wenn dich das nicht ein wenig beschäftigen würde.«
Aus der
Küche kam Dings Stimme: »Ich habe da was gefunden, John.«
Drei Tage nachdem der Apparat mit einem Charterflug aus Dubai
gestartet war, kam er am Vancouver International Airport in British Columbia
an. Musa, der schon am Tag zuvor eingetroffen war, wartete bei der Landung.
Seine Visitenkarte und der Brief verschafften ihm Zutritt zur Lagerhalle des
Zolls, wo er den Inspektor traf.
»Silvio
Manfredi«, stellte sich Musa vor und überreichte die Dokumente.
»Vielen
Dank. Phil Nolan. Ihr Frachtgut ist gleich da drüben.«
Sie gingen
ein paar Schritte zu einer Palette mit dem verzurrten Plastikbehälter.
Weder
Visitenkarte noch Briefkopf waren schwierig zu fälschen gewesen; er
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