Clancy, Tom
Scheiße geraten und hatten sich mit echten URC-Terroristen
angelegt, auch noch in deren eigenem Revier. Er machte ja höchst selten
Gefangene; in dieser Hinsicht würde er wohl seine Einstellung ein wenig ändern
müssen. Der Griff der Browning hatte zwar beide Schurken betäubt, aber nicht
sehr wirkungsvoll. Vielleicht wäre ein mit Bleikugeln gefüllter Lederbeutel
besser? Da würde er sich mal kundig machen.
Er hörte
das Tor zum Innenhof quietschen. Schnell stand er auf, trat neben die Tür und
spähte um die Ecke. »Nur ich, Bruder«, sagte Dominic.
»Wie sieht
es aus?«
»Alles
ruhig. Der Bezirk stirbt buchstäblich aus, sobald es dunkel wird. In Kürze ist
das nur noch eine Geisterstadt.«
»Damit
hätten wir schon das nächste Problem am Hals.«
»Du meinst
die beiden hier?«, fragte Dominic und nickte in Richtung der beiden Gefangenen.
»Ja. Wenn
sie Informationen haben, können wir sie entweder hier aus ihnen herauspressen
oder versuchen, sie woandershin zu schaffen.«
»Na ja,
eins ist sicher: Wir allein können sie nicht aus Libyen herausschleusen.
Vielleicht sollten wir versuchen, nach Tunesien zu kommen?«
»Wie weit
ist das?«
»Ungefähr
hundertfünfzig Kilometer nach Westen. Aber eins nach dem anderen. Erst plaudern
wir ein bisschen mit Bari, dann sehen wir, wohin uns das führt.«
Mit einem
Glas kaltem Wasser und ein paar leichten Ohrfeigen gelang es ihnen schließlich,
Bari aufzuwecken. Er blinzelte mehrmals, schaute sich verwirrt um, bis sein
Blick an Brian und Dominic hängen blieb.
Er bellte
ein paar Wörter auf Arabisch, dann fragte er in gebrochenem Englisch: »Wer sind
Sie?«
»Die
Kavallerie«, antwortete Brian. Bari kniff die Augen zusammen und stöhnte.
»Meine Hand ...«
»Nur zwei
Finger«, meinte Dominic gelassen. »Wir haben die Blutung gestillt. Hier.« Er
reichte Bari ein halbes Dutzend Aspirintabletten aus einem Fläschchen, das sie
im Bad gefunden hatten. Bari schob die Tabletten in den Mund, und Brian reichte
ihm ein Glas Wasser.
»Danke.
Wer sind Sie?«
»So wie's
aussieht, sind wir die einzigen Freunde, die dir in der Medina noch geblieben
sind«, antwortete Dominic. »Wer waren diese Typen?«
»Sind alle
tot?«
»Alle bis
auf den Burschen mit dem Gemüsemesser«, antwortete Brian. »Noch mal: Wer waren
sie?«
»Ich kann
nicht ...«
»Wir raten
mal: URC. Jemand hat dich zum Abschuss freigegeben, Mr. Bari.«
»Ich
verstehe nicht ... Was heißt das?«
»Jemand
hat befohlen, dich umzubringen. Was wollten sie von dir wissen?«
Bari
schwieg.
»Hör mal,
ohne unsere Hilfe werden sie dich erwischen. Vielleicht kannst du dich noch
für eine Weile verstecken, aber sie werden dich finden. Und wahrscheinlich auch
deine Frau und deine Kinder in Benghasi.«
Baris Kopf
fuhr hoch. »Ihr wisst von meiner Familie?«
Dominic
nickte. »Und wenn wir es wissen ...«
»Ihr seid
Amerikaner, stimmt's?«
»Spielt
das eine Rolle?«
»Nein,
vermutlich nicht.«
»Hilf uns,
dann helfen wir dir«, sagte Brian. »Wir werden versuchen, dich aus dem Land zu
schaffen.«
»Wie?«
Ȇberlass
das uns. Also: Wer waren sie?«
»URC.«
»Dieselben,
die auch Dirar al-Kariim getötet haben?«
»Wen?«
»Ein Video
im Netz. Zeigt einen Burschen ohne Kopf und Füße ...«
»Ach so,
der. Ja, das waren sie auch.«
»Wie heißt
der hier, der mit dem Messer?«, fragte Dominic.
»Ich kenne
ihn als Fakhoury.«
»Was macht
er?«
»Was ihr
hier gesehen habt. Mord. Strafaktionen. Sehr primitiver Mensch. Prahlte wegen
der al-Kariim-Sache. Erzählte davon.«
»Warum war
er hinter dir her?«
»Weiß ich
nicht.«
»Unsinn«,
sagte Brian. »Du hattest es mit deinen Gorillas verdammt eilig. Du hast
gewusst, dass Fakhoury zu dir unterwegs war. Woher wusstest du es?«
»Auf der
Straße lief das Gerücht um, dass ich Informationen an die Polizei weitergebe.
Stimmt aber nicht. Ich weiß nicht, wer das Gerücht aufgebracht hat, aber für
diese Leute ... ist Sicherheit alles. Mich umzubringen ist eine reine
Vorsichtsmaßnahme.«
»Was
wollten sie von dir? Du bist doch ihr Webexperte, stimmt's?«
»Ja.
Fakhoury wollte wissen, ob ich irgendwelche Daten gespeichert habe.«
»Zum
Beispiel?«
»Domainnamen.
Passwörter. Grafiken ...«
»Auch
Bilder für Bannerwerbung?«
»Ja, ja -
danach hat er auch gefragt.«
Dominic
blickte seinen Bruder an und murmelte: »Stego.«
»Genau.«
»Wovon
redet ihr?«, wollte Bari wissen.
»Und was
hast du ihm geantwortet?«, fragte Dominic. »Hast du
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