Clancy, Tom
irgendwelche Kopien von
Dateien zurückbehalten? Als kleine Lebensversicherung vielleicht?«
Bari
öffnete den Mund, aber Brian schnitt ihm das Wort ab. »Wenn du uns anlügst,
schneiden wir Fakhoury los und verschwinden.«
»Ja ...
ich habe Dateikopien zurückgehalten. Sie sind auf einer SD-Karte gespeichert -
Secure Digital Memory Card, wie sie für Kameras verwendet werden. Sie steckt
unter einer Fliese hinter der Toilette.«
Brian war
schon unterwegs. Zwei Minuten später kam er zurück. »Ich habe sie.« Er hielt
die daumennagelgroße Karte in die Höhe.
Dominic
fragte weiter: »Wer gibt Fakhoury die Einsatzbefehle?«
»Das weiß
ich nur gerüchteweise.«
»Nur zu.«
»Ein Mann
namens Almasi.«
»Von
hier?«
»Nein, er
hat ein Haus in der Nähe von Zuwarah.«
Dominic
sagte: »Liegt ungefähr neunzig Kilometer westlich von hier.«
»Wie hoch
steht der Bursche im Rang? Hat er vielleicht auch al-Kariims Exekution
angeordnet?«
»Durchaus
möglich.«
Sie ließen
Bari im Wohnzimmer sitzen und gingen in den Innenhof hinaus, um sich zu
beraten. »Was hältst du davon?«, fragte Brian. »Bari ist ein guter Fang, aber
es wäre nicht schlecht, wenn wir noch einen größeren Fisch schnappen könnten.
Wenn dieser Almasi so viel Macht hat, dass er sogar eigene Leute exekutieren
lassen kann, ist er vielleicht einen Versuch wert.«
Brian
blickte auf die Uhr. »Fast zehn. Nehmen wir an, eine halbe Stunde bis zum Auto,
zwei Stunden bis Zuwarah. Wir schlagen um zwei Uhr zu, fahren dann sofort
wieder zurück.«
»Wir
nehmen Bari mit und fassen Almasi, wenn wir können.«
»Bleibt
noch Fakhoury.«
»Unnötiger
Ballast, Bruder.«
Dominic
dachte kurz nach und seufzte.
Brian
sagte: »Er ist ein eiskalter Killer, Dom.«
»Schon
klar. Aber ich hab einfach Probleme, im Kopf umzuschalten.«
»Du hast
schon mal umgeschaltet - bei dem Burschen, der Kinder vergewaltigte.«
»Das war
was anderes.«
»Aber
nicht sehr viel anders. Es geht um Verbrecher, die nicht von allein aufhören
wollen oder können. Ist bei dem hier genau dasselbe.«
Dominic
dachte darüber nach, dann nickte er langsam. »Ich übernehme das.«
»Nein,
Dom, das mache ich. Du machst Bari reisefertig. Ich gehe aufräumen.«
Fünf
Minuten später warteten Dominic und Bari im Innenhof. Brian kam aus dem Haus
und setzte eine Leinentasche vor Dominics Füßen ab. »Halbes Dutzend halbautomatische
Waffen und zehn Magazine. Bin gleich wieder da.« Er verschwand wieder im Haus.
»Was macht er da drin?«, fragte Bari.
Aus dem
Haus war ein dumpfes Geräusch zu hören, dann noch einmal.
»Fakhoury?«,
fragte Bari. »Hat er ihn umgebracht?«
»Wäre es
dir lieber, dass er am Leben bleibt, um dich später zu suchen?«
»Nein,
aber wer sagt, dass ihr mit mir nicht dasselbe macht, wenn ihr mit mir fertig
seid?«
»Ich sage
es. Schlimmstenfalls lassen wir dich einfach laufen.«
»Und
bestenfalls?«
»Kommt
drauf an, wie viel du uns hilfst.«
Brian kam
zehn Minuten später wieder heraus. Er half Dominic auf das Dach, um die
Backpacks herunterzuholen, die sie dort zurückgelassen hatten. Dann gingen
sie zur Haustür.
Brian
wandte sich an Bari: »Wenn du abzuhauen versuchst oder andere auf uns
aufmerksam machst, kriegst du eine Kugel in den Kopf. Ist das klar?«
»Warum
sollte ich das probieren?«
»Weiß ich
nicht, ist mir auch egal. Wenn du uns in die Bredouille bringst, stirbst du als
Erster.«
»Klar.«
Vierzig Minuten später verließen sie die Medina an der Sidi
Omran Street und gingen zwei Blocks nach Osten in Richtung des Hotels
Corinthia, wo sie den Opel geparkt hatten. Und weitere fünf Minuten später
fuhren sie bereits auf der Sharia Omar al-Mukhtar in westlicher Richtung auf
die Randbezirke der Stadt zu. Der Nachthimmel war klar; ein Viertelmond
leuchtete, und ein Diamantenfeld von Sternen funkelte.
Die Fahrt
verlief schweigend. Bari lag auf dem Rücksitz, bis sie Sabratha hinter sich
hatten, das sechzig Kilometer von Tripolis entfernt an der Küste liegt. »Du
kannst dich jetzt aufsetzen«, sagte Dominic. »Wie geht's der Hand?«
»Grauenhafter
Schmerz. Was hast du mit meinen Fingern gemacht?«
»In der
Toilette runtergespült«, sagte Brian.
Das war
noch die leichteste Arbeit in Baris Wohnung gewesen. Brian hatte Fakhoury und
seine Leute nach Tätowierungen oder sonstigen Hinweisen auf ihre Identität
durchsucht. Tätowierungen fand er nicht, wohl aber eine Menge sonstiger Dinge,
die er in die Leinentasche warf. Danach hatte er
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