Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
Vom Netzwerk:
war,
sondern handfeste wirtschaftliche Gründe hatte. In den Neunzigerjahren waren
die Ölpreise ständig gefallen und hatten das Land in einer Weise ärmer werden
lassen, wie es sie seit der Zeit, als die Kamelkarawanen vom schwarzen Gold abgelöst
worden waren, nie mehr erlebt hatte. Auch des Obersts terroristische
Lieblingspläne ließen sich nicht länger finanzieren. Außerdem war sich Clark
sicher, dass Gaddafis neuer Schmusekurs viel mit der US-Invasion des Irak zu
tun hatte, nach der ihm wahrscheinlich gedämmert war, dass dergleichen auch
seinem eigenen kleinen Reich widerfahren könnte. In aller Fairness zog es Clark
vor, es mit einem Leoparden zu tun zu haben, der nur so tat, als habe er seine
Flecken verloren, solange man ihm die Fangzähne nicht tatsächlich abgefeilt
hatte. Da die Ölpreise in letzter Zeit wieder stiegen, stellte sich natürlich
die Frage, ob der alte Oberst bald wieder Frühlingsgefühle bekommen würde. Würde
er etwa diesen Vorfall ausnutzen, um zu zeigen, dass er durchaus noch zubeißen
konnte?
    »Natürlich
möchte das Oberkommando in Stockholm am liebsten seine eigenen Leute einsetzen,
aber davon will Gaddafi nichts wissen«, fuhr Stanley fort. »Als Letztes habe
ich gehört, dass die schwedische Regierung Kontakt zur Downing Street
aufgenommen hat. Auf jeden Fall hat man uns in Bereitschaft versetzt.
Herefordshire alarmiert gerade den Rest des Teams. Einer hat sich
krankgemeldet und einer ist im Urlaub, aber die anderen sollten in etwa einer
Stunde marschbereit und kurz darauf zu uns unterwegs sein.« Stanley schaute
auf die Uhr. »Das heißt, dass wir in etwa siebzig Minuten starten können.«
    »Und was
wird unser Bereitschaftsraum sein?«, fragte Chavez. Zeit war hier ein
entscheidender Faktor, und selbst mit den schnellsten Transportmitteln brauchte
es von London nach Tripolis einige Zeit, vielleicht mehr Zeit, als die Geiseln
in der Botschaft noch zu leben hatten.
    »Tarent.
Die Marina Militare hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns
aufzunehmen, bis sich die Politiker endgültig entschieden haben. Wenn wir den
Einsatzbefehl bekommen, müssen wir dann nur noch ein kleines Stück übers
Mittelmeer nach Tripolis fliegen.«
     
     
    Der Leutnant Operatiwnik (Leutnant der Kriminalpolizei) Pawel
Rosichina zog das Tuch weg (tatsächlich war es eine Tischdecke), das eine
mitleidige Seele über den Leichnam gebreitet hatte, und blickte in die weit
geöffneten Augen eines, wie er annahm, weiteren Mafiaopfers. Vielleicht war
er das aber auch nicht. Trotz der Leichenblässe dieses Mannes war klar, dass er
weder ein Tschetschene noch ein Mitglied einer anderen nichtslawischen
russischen Volksgruppe, sondern ganz eindeutig ein ethnischer Russe war. Interessant. Dies war angesichts des Lokals, in
dem er jetzt lag, ziemlich überraschend.
    Eine
einzige Kugel war in den Schädel direkt über und drei Zentimeter vor seinem
linken Ohr eingedrungen und auf der anderen Seite wieder ausgetreten ...
Rosichina beugte sich über den Tisch, wobei er sich bemühte, außer dem
Tischtuch nichts zu berühren, und betrachtete die rechte Seite des Kopfes, der
auf dem gepolsterten oberen Rand der Sitzecke ruhte. Da. Hinter dem rechten Ohr des Mannes war der Ausschuss von
der Größe eines Eis. Das Blut und die Gehirnmasse, die auf die Wand hinter der
Sitzecke gespritzt waren, passten zu der Bewegungsbahn des Geschosses, was
bedeutete, dass der Mörder ... hier gestanden haben musste.
    Direkt vor
der Küchentür. Wie nahe, würde der Gerichtsmediziner entscheiden müssen. Der
Blick auf die Eintrittswunde zeigte Rosichina jedoch, dass es kein Schuss aus
nächster Nähe gewesen sein konnte. Auf der Haut um die Wunde herum waren keine
Verbrennungen und auch kein Pulverschmauch zu erkennen. Die Wunde selbst war
vollkommen rund, was ebenfalls einen aufgesetzten Schuss ausschloss, der
normalerweise einen ganz speziellen sternförmigen Hautriss hinterließ. Rosichina
hielt sich die Hand vor die Nase, um den Fäkalgeruch zu mildern. Wie bei vielen
Opfern eines Sekundentods hatten sich der Darm und die Blase des Mannes
entleert. Der Leutnant zog vorsichtig den Sportmantel des Opfers zurück, zuerst
die linke, dann die rechte Seite, und klopfte die Taschen nach einer
Brieftasche ab. Er fand jedoch nichts außer einem silbernen Kugelschreiber,
einem weißen Taschentuch und einem Ersatzknopf für das Jackett des Opfers.
    »Wie nahe,
glaubst du?«, hörte er plötzlich und drehte sich um.
    Sein
gelegentlicher

Weitere Kostenlose Bücher