Clancy, Tom
eingefasst war. Die monatliche Wasserrechnung der Schweden muss ganz schön hoch sein, ging ihm
durch den Kopf. Rechts von ihm lag die Vorderseite des Gebäudes und direkt vor
ihm in sechs Metern Entfernung die Ostmauer. Showalter und Bianco standen an
den beiden Ecken des Gebäudes Wache. Ybarra kauerte unter dem Balkon. Ding ging
langsam auf ihn zu.
»Stopp!«
Das war Loiselles Funkstimme. »Bewegung, Südseite.«
Ding
erstarrte.
Zehn
Sekunden später dann: »Alles klar. Nur eine Katze.«
Chavez
stellte sich neben Ybarra, hängte sich seine MP5 um und kletterte auf den
Rücken des stämmigen Spaniers. Die unterste Stange des Balkongeländers lag
etwas außerhalb der Reichweite seiner Finger. Chavez streckte sich. Ybarra
festigte seinen Stand und richtete sich noch etwas mehr auf. Chavez konnte
jetzt zuerst mit der rechten, dann mit der linken Hand das Geländer ergreifen.
Danach zog er sich an ihm hoch. Fünf Sekunden später kauerte er auf dem
Balkon. Er löste ein Stück zusammengeknotetes Seil von seinem Gurtzeug, machte
den D-Ring am Geländer fest und ließ das andere Ende herunterfallen.
Er drehte
sich um und betrachtete die Tür. Natürlich war sie verschlossen. Wie bei den
Fenstern waren die Holzjalousien heruntergelassen. Hinter seinem Rücken hörte
er ein leises Knarren, als sich Ybarra über das Geländer schwang, dann spürte
er dessen Hand als Erkennungszeichen kurz auf der Schulter.
Chavez
sprach in sein Headset: »Befehlsstand, Führer Blau, bin an der Tür.«
»Roger.«
Ding holte
aus seiner Cargo-Tasche am rechten Schenkel eine flexible Kamera und schloss
sie an sein Nachtsichtgerät an. Dann schob er die Linse ganz langsam und vorsichtig
unter der Tür durch, wobei er sich fast mehr auf seinen Tastsinn als seine
Augen verließ. Natürlich hatte er wie jedes Rainbow-Mitglied den Umgang mit
allen Werkzeugen und Hilfsmitteln in ihrem Arsenal wie etwa der Flexi-Cam
unzählige Male geübt, bis ihm jeder Handgriff in Fleisch und Blut übergegangen
war. Wenn die Tür tatsächlich verdrahtet war, würde Chavez dies genauso
fühlen, wie er es sah.
Zuerst
überprüfte er die Türschwelle. Als er dort nichts fand, arbeitete er sich bis
zu den Türscharnieren vor. Am Schluss untersuchte er noch den Türknopf und das
Schließblech. Alles sauber. Da war nichts. Er zog die Kamera wieder unter der
Tür hervor. Hinter ihm waren inzwischen auch Showalter und Bianco über das
Geländer geklettert. Ding deutete auf Bianco und danach auf den Türknopf. Der
Italiener nickte und holte seinen Dietrich heraus. Dreißig Sekunden später
schnappte das Schloss auf.
Durch
Handzeichen gab Ding ihnen seine letzten Anweisungen: Er und Bianco würden die
Räume auf der rechten, Showalter und Ybarra die auf der linken Seite überprüfen
und säubern.
Ding
drehte ganz sachte den Türknopf und öffnete einen Spaltbreit die Tür. Er
wartete zehn Sekunden, dann riss er die Tür so weit auf, dass er seinen Kopf
durchstrecken konnte. Der Korridor war leer. Drinnen gab es sechs Türen, drei
auf jeder Seite. In der Ferne hörte er gedämpfte Stimmen, danach herrschte
wieder Ruhe. Dann ein Niesen. Er zog den Kopf zurück und riss die Tür ganz auf.
Showalter fing sie auf und hielt sie offen.
Mit seiner
MP5 in tiefer Vorhalteposition betrat Ding den Eingangsflur. Bianco folgte zwei
Schritte hinter ihm etwas nach links versetzt und blieb dabei genau auf der
Mittelachse des Ganges. An der Südwand war Showalter bei der ersten Tür und
blieb stehen. Sie stand ganz leicht offen. »Stehe vor südlicher Gangtür«, funkte
Showalter.
»Ich sehe
nach«, antwortete Loiselle. »Keine Bewegung.«
Showalter
stellte sich direkt vor die Tür, riss sie auf und ging hinein. Zwanzig Sekunden
später kam er wieder heraus und hob den Daumen. Chavez schlich vorsichtig an
der nördlichen Wand entlang.
Plötzlich
hörte er Johnstons Stimme: »Stopp!«
Ding stieß
seine geschlossene Faust nach oben. Die anderen drei blieben sofort stehen und
gingen in die Hocke.
»Bewegung«,
funkte Johnston. »Nordseite, zweites Fenster von Osten.«
Das ist der nächste Raum, dachte Ding. Zwanzig Sekunden
verstrichen. So gern er Johnston nach einem Update gefragt hätte, er
verzichtete darauf. Der Scharfschütze würde sich schon melden, wenn er etwas
sah.
»Fensterjalousien
sind halb geöffnet«, funkte Johnston. »Sehe Person, die sich bewegt.«
»Bewaffnet?«
»Kann ich
nicht sagen. Augenblick! Sie bewegt sich in Richtung Tür. Noch drei
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