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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koller
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unbehaglich wurde. Wenn ihr bisheriger Zustand überhaupt
noch einer Steigerung bedurfte. Schließlich saß der tot geglaubte Peiniger ihr
gegenüber. »Eine Geschichte, für die die Polizei sich sehr interessieren wird.«
Ich sah mich im Raum um. Ein kleiner Cognac wäre jetzt sehr wohltuend gewesen.
Doch ich erspähte keine Flaschen. »Auf diesen Datenträgern befinden sich einige
sehr interessante Filme und Dokumente. Zum Beispiel der Brief, den ich nach dem
Tod meiner Frau an Sie gerichtet habe.« Clara schüttelte irritiert den Kopf.
»Nein, nein, Clara. So einen Brief haben Sie natürlich nicht bekommen. Aber er
passt gut in meine Story. Ich habe Ihnen also geschrieben. Mich über die
Ignoranz der Firma Bergmann gegenüber dem Unfalltod meiner Sarah in sehr harten
Worten beschwert. Ihr Vater hat nicht geantwortet. Also habe ich es bei Ihnen
versucht. Und siehe da, Sie haben sich mit mir in Verbindung gesetzt.
Telefonisch. Haben ein Treffen vereinbart. Ich war sehr überrascht und bin
natürlich hingegangen .«
    Ich sah das
aufkommende Unheil in Claras Miene. Sie begann zu verstehen. Begann, den Strick
zu erkennen, den ich gerade drehte.
    »Sie haben
mir vorgeschlagen, mit Ihnen gemeinsame Sache zu machen. Wir verfolgten
schließlich ähnliche Interessen. Ich sann auf Rache. Und Sie wollten die Firma
für sich alleine haben. Wollten nicht nur prominent, sondern auch mächtig sein.
Ihre Eltern waren da im Wege, solange sie lebten. Also wieso dem
Alterungsprozess nicht nachhelfen? Sie schmiedeten den Plan Ihrer eigenen
Entführung. Sie wussten um die Herzkrankheit Ihres Vaters. Ein paar delikate
Bilder und genug psychologischer Druck würden ihre Wirkung auf Dauer nicht
verfehlen. Aber es musste natürlich echt wirken. Beweisbar. Also kam ich ins
Spiel. Ein williger Helfer, der das Gefängnis baute. Oder sollte ich besser
sagen, das Filmstudio? Als Thomas sich in Sie verliebte, nahmen Sie ihn mit an
Bord. Er war ein moralischer Mensch. Doch seine Obsession zu Ihnen war stärker.
Er war Ihnen bald hörig. Also setzte er diese Teufelsmaske auf und täuschte die
erste Vergewaltigung filmreif vor. Der Zeitpunkt war
perfekt. Schließlich lag Ihr Vater bereits im Krankenhaus .«
    Ich merkte
Clara die Erschütterung an. Reglos saß sie da. Nicht fähig, irgendetwas darauf
zu erwidern.
    »Burger habe
ich aufgetrieben. Sie suchten einen Grobian, der beim Sex nicht zimperlich war.
Der die harte Gangart liebte. Sie boten sich ihm an. In bizarrem Ambiente. Er
erkannte Sie nicht und war von diesem Vorschlag hellauf begeistert. Thomas war
es weniger. Aber das Schaf folgte willig dem Schäfer. Sie benutzten den
geschnittenen Film, um auch Ihre Mutter in den Tod zu treiben. Sie stand Ihnen
noch im Weg. Doch sie zierte sich. Also baten Sie Burger zu einem neuerlichen
Stelldichein, erschossen ihn und schnitten dann sein kleines, dem Ihrigen sehr
ähnliches Ohr ab. Dieses Argument würde Mutter schon überzeugen. Und das tat
es. Sie kamen auf wundersame Weise frei und gingen der Öffentlichkeit gegenüber
vorläufig auf Distanz. Schließlich waren die Eltern tot. Sie durften also
keinerlei Verdacht auf sich ziehen. Doch Thomas begann, Gewissensbisse zu
bekommen. Sie mussten ihn loswerden. Und mich natürlich auch. Aber ich habe
Lunte gerochen, mich abgesetzt und halte dieses in weiser Voraussicht
zusammengetragene Beweismaterial nun in den Händen .«
    Clara beugte
sich angriffslustig nach vorn. »Damit kommen Sie niemals durch .«
    Ich zog die
Augenbrauen hoch.
    »Meinen Sie?
Wie erklären Sie dann die Waffe, die Sie auf Burger abfeuerten? Welcher
Entführer gibt seinem Opfer eine Waffe? Ich habe auf der DVD da die besten
Szenen zusammengeschnitten . Die Vergewaltigung wirkt
natürlich sehr echt. Aber das ist ja gewollt. Sie haben gewartet, bis Burger
sich auf Sie stürzt, bevor Sie ihn erschossen haben, um Notwehr geltend zu
machen. Für mich sieht es eher so aus, als wolle er verzweifelt sein Leben
retten und Ihnen die Waffe entreißen. Auf dem USB-Stick befindet sich ein Lageplan vom Verlies. Und Burgers Grab ist auch
gekennzeichnet. Die Schaufel ist voll von Ihren Fingerabdrücken. Ich habe sie
darauf platziert, als Sie bewusstlos in der Hütte gelegen haben. Übrigens, die
Hütte gibt es nicht mehr. Die habe ich abgebaut. Auf Ihren Befehl hin
natürlich. Und über dem Kellereingang wuchert bald meterhohes Gras. Aber die
Polizei wird es trotzdem finden. Und weitere Unstimmigkeiten in Ihren früheren
Aussagen entdecken.

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