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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koller
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irgendwo hervorspringen und sie erneut zum
Selbstmord zwingen. Dieses Mal vor seinen eigenen Augen. Außerdem wusste sie
nicht, ob die Wohnung von Thomas unter Polizeibeobachtung stand. Schließlich
war er als vermisst gemeldet und mit den Taktiken der Exekutive war sie nicht
vertraut. Aber es nützte ohnehin nichts. Sie musste in sein Apartment. Den
belastenden Computer mitnehmen.
    Endlich
erreichte sie das dritte Obergeschoss und probierte mit zittrigen Händen, den
passenden Schlüssel zu finden. Es dauerte endlos lange. Letztlich schaffte sie
es doch. Die Tür sprang auf. Sie trat ein und machte das Licht an. Alles sah
unverändert aus. Aufgeräumt. Wenn man sie hier erwischen würde, wäre alles
vorbei. Dann konnte sie einpacken. Was tun Sie hier? Woher haben Sie diese
Schlüssel? Es drückte ihr die Kehle zu. Sie spürte den Druck des Stricks auf
ihrem Hals. Schweiß begann, über ihre Stirn zu perlen .
Sie stolperte von einer Dummheit in die nächste. Auf Zehenspitzen bewegte sie
sich weiter. Sie gelangte ins Büro und trat vor den Schreibtisch. Sie ging in
die Knie und begann, die Kabel vom Tower zu lösen. In einer Zeitschrift hatte
sie gelesen, dass das Löschen von Daten alleine nicht genügte. Experten konnten
die gesamte Festplatte rekonstruieren. Also blieb nur diese Möglichkeit.
    Sie nahm das
Gerät auf und schlich zurück zur Tür. Raus aus dieser Wohnung. Sie fühlte sich
wie eine Verbrecherin, die auf der Flucht war. Clara erreichte die Garage und
ging zu ihrem Wagen. Sie warf den Computer in den Kofferraum und stieg wieder
ein. Das Foto von Thomas lag neben ihr auf dem Beifahrersitz. Sie steckte den
Zündschlüssel an. Dann zögerte sie. Nahm das Bild an sich. Und verließ erneut
das Fahrzeug. Der nackte Beton. Die gelben Striche zur Abgrenzung der einzelnen
Stellplätze. Sie verglich es mit dem Foto. Es war hier aufgenommen worden.
Nicht in einem verschlossenen Kellerraum.
    Sie
überlegte. Wo konnte er ihn hingeschafft haben? Natürlich. Dorthin, wo auch sie
gewesen war. Sie sprang ins Auto und speicherte ihren nächsten Zielort ins
Navigationssystem ein. Das Display zeigte eine Fahrzeit von etwa zwei Stunden
an. Zeit genug, um den Schutz der Dunkelheit zu nutzen. Sie öffnete das
Handschuhfach und kramte eine Taschenlampe heraus. Wider Erwarten funktionierte
sie. Clara fuhr aus der Garage. Würde Michael dort auf sie warten? Mit Thomas
als Faustpfand? Oder würde alles sich als Sackgasse erweisen?

 
    5

 
    Die
Scheinwerfer erleuchteten das alte, rostige Tor. Sie erkannte es sofort wieder.
Sie hatte schon einmal davorgestanden . Auf der
anderen Seite. Und hatte einen folgenschweren Fehler begangen. Es hatte lange
gedauert, bis sie endlich hierherfand . Im
Navigationssystem waren keine verlassenen Grundstücke mit unterirdischen
Gefängnissen einprogrammiert. Clara stieg mit der Taschenlampe in der Hand aus.
Trotz der warmen Temperaturen fuhr ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie
war zurückgekehrt. Hierher. Aus freien Stücken. Sie ließ das Tor beiseite und
kletterte über den wackeligen Maschendrahtzaun. Leuchtete das Gestrüpp ab, bis
sie endlich den schmalen Pfad entdeckte, der zur Hütte führte. Warum hatte er
sie überhaupt abgebaut? Um sein schmachvolles Geheimnis zu verbergen? Um nicht
als psychopathischer Irrer in den Erinnerungen der Menschen im Dorf zu bleiben?
    Sie schritt
über den Weg und erreichte eine leere Fläche. Selbst beim schwachen Licht der
Taschenlampe waren die Druckstellen gut zu erkennen. Hier hatte das kleine
Blockhaus gestanden. Hinter ihr knackste es im Dickicht. Panisch drehte sie
sich um und leuchtete über die Vegetation. Aber es war nichts zu erkennen.
    Die Angst
hatte sie nun voll gepackt. Die Angst davor, erneut gefangen genommen zu
werden. Noch einmal alles durchleben zu müssen. Die ganze, unerträgliche
Tortur. Zögerlich ging sie weiter. Strich mit den Füßen übers Gras. Irgendwo
musste doch die Kellerklappe sein. Wieder dieses Knacksen. Wieder ihre Panik.
Sie trat auf einen harten Gegenstand. Die Luke! Clara kniete sich auf den Boden
und machte sie mit ihren Händen frei.
    Das Knacksen
war nun ganz nahe. Direkt hinter ihr. Sie versteinerte. Mit aufgerissenem Mund
schwenkte sie langsam die Taschenlampe. Ihre Augen dem Lichtkegel folgend. Da
stand sie. Eine schwarzweiß gescheckte Katze. Clara begann, leise zu lächeln.
Überspielte die Erregung, die sich in ihren Körper gebrannt hatte.
    »Geh
woanders hin jagen, Pussy «, flüsterte sie

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