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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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müssen. Also kannste sie haben und wenn se die Piepen nich’ rausrückt, können wir die Kette immer noch zum Pfandleiher tragen und danach leben wir wie die Könige.«
    Lizzie Rose wollte sofort Widerspruch gegen diesen Schlachtplan anmelden, als die Tür aufging und Esther auf einem Tablett das Abendessen hereintrug. Trotz Madamas Krankheit kamen die Bewohner des Hauses wie jedes Jahr in den Genuss eines weihnachtlichen Festessens. Auf dem Tablett türmten sich Gänsebraten, Würstchen, Kartoffelbrei, Erbsen, Brot und Butter sowie mince pies  – die süßen Weihnachtspasteten – und Plumpudding. Der Anblick und Duft eines so opulenten Mahls bereiteten dem Gespräch ein jähes Ende. Lizzie Rose zerrte den Tisch vor den Kamin und breitete eine Decke darüber. Parsefall trug die Stühle herbei. Ruby nutzte die Gelegenheit, sprang auf einen Stuhl und flitzte mit einem stibitzten Würstchen davon. Bei der folgenden kurzen Verfolgungsjagd suchte sie Zuflucht unter dem Bett. Doch Parsefall kroch hinterher, wild entschlossen, das Würstchen zurückzuerobern. Esther deckte den Tisch fertig und stolzierte entrüstet aus dem Zimmer. Letztlich wurde das Würstchen verloren gegeben, Ruby verziehen, und die Kinder setzten sich zum Essen.
    Lizzie Rose breitete ihre Serviette auf dem Schoß aus und faltete auch Parsefalls Serviette auseinander – ein sanfter Wink, dass er sich doch die Finger lieber daran statt an der Tischdecke abwischen möge. Der Junge schnappte sich ein Stück Gans von der Servierplatte, zog es einmal im Kreis durch seinen Kartoffelbrei und biss dann ein Ende ab, als wäre es eine Karotte.
    Gerade wollte Lizzie Rose seine Tischmanieren kritisieren, als ihr wieder einfiel, dass es wichtigere Dinge zu besprechen gab. »Parsefall, wo hast du den ganzen Tag gesteckt? Ich habe dich heute früh gesucht und konnte dich nicht finden. Dann bin ich zum See hinunter, um Schlittschuh zu laufen – ach, das war herrlich, Parsefall! Ich wollte dich mitnehmen, aber du warst nirgendwo im Haus. Hast du dich vor mir versteckt? Nun, sag schon«, redete sie auf ihn ein. »Wo hast du gesteckt?«
    Parsefall schaufelte das nächste Stück Gans in den Mund. An seiner Kehle trat eine Beule vor. Er sah aus wie eine Schlange, die ein Ei verdaut. »Hab den ganzen Tag geschlafen«, erwiderte er knapp. »Letzte Nacht hab ich schließlich kein Auge zugemacht bei dem Lärm, wo die verflixten Diener wegen Madama gemacht haben. Sie war genau vor meiner Tür letzte Nacht, haste das gewusst? Sie haben Mark holen müssen, damit er Madama in ihr Zimmer bringt. Und sie war so schwer, dass er sie ziehen musste.«
    »Draußen auf dem Korridor?«, rief Lizzie Rose aus. »Ich wusste gar nicht, dass sie laufen kann!«
    Parsefall nickte weise. »Ich hab auch geglaubt, dass sie nich’ aufstehen kann, aber das is’ gar nich’ wahr. Die is’ ganz schön ausgekocht, was?«
    Lizzie Rose gab Ruby den Knorpel ihrer Gänsekeule. »Wenn du damit meinst, dass sie nicht ehrlich ist, hast du vermutlich recht. Allerdings«, fügte sie hinzu, bemüht, gerecht zu sein, »hat sie nie behauptet, dass sie nicht laufen kann. Wir dachten das nur, weil wir sie immer im Bett gesehen haben. Warum geistert sie bloß mitten in der Nacht durch das Haus? Was sie wohl gemacht hat?«
    »Hat ihr Unwesen getrieben«, antwortete Parsefall kryptisch.
    Lizzie Rose rätselte, welche Art von Unwesen eine betagte Frau wohl ganz allein mitten in der Nacht treiben sollte. »Ich misstraue ihr nicht mehr ganz so wie zu Anfang«, gestand sie. »An Heiligabend haben wir uns unterhalten, und ich fand sie freundlicher. Und sie hat tatsächlich vor, uns in ihrem Testament zu bedenken … das hat Mrs Fettle gesagt.« Lizzie Rose legte die Stirn in Falten, weil ihr bewusst wurde, dass sie sich wieder hatte ablenken lassen. »Wenn du den ganzen Tag geschlafen hast, wo denn? Hier in deinem Zimmer jedenfalls nicht. Ich habe nach dir gesucht. Warum hast du dich versteckt?«
    »Ich war in ’nem Zimmer mit ’nem großen Bett«, sagte Parsefall ausweichend. »Ich hatt die Nase voll von dem Zimmer hier.«
    »In allen Schlafzimmern im Haus stehen große Betten«, konterte Lizzie Rose. »Und ich habe in allen nachgesehen. Dann bin ich ins Grüne Zimmer zurückgekommen und –« Mit einem Schlag wusste sie, was in dem Raum fehlte. »Parsefall! Wo ist Clara?«
    Parsefall fuhr zusammen. Dann zuckte er mit den Schultern. »Weiß nich’. Muss sie wohl irgendwo liegen gelassen haben.«
    »Ich

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