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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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Grisinis, Parsefalls Albtraum, Grisinis Tod … und dann die Sache mit Clara. Lizzie Rose starrte das Mädchen an, als wäre es ein Geist.
    Clara schien zu begreifen. Sie lächelte und klopfte einladend mit der flachen Hand neben sich auf den Boden, damit Lizzie Rose sich zu ihr setzte.
    Lizzie Rose sank zwischen den beiden anderen auf die Knie. Clara schmiegte sich an sie und vergrub das Gesicht an ihrer Schulter. So verharrten die beiden Mädchen dicht beieinander und wiegten sich leicht hin und her. Parsefall verdrehte die Augen und rieb sich die Zehen.
    Niemand sagte ein Wort. Schulter an Schulter saßen die drei Kinder vor dem Küchenfeuer und schauten in die Flammen. Sie atmeten den dichten Rauch ein und betrachteten die wogenden Schwaden, die immer wieder neue Formen annahmen. Lizzie Rose starrte auf die orange glühenden Kohlen, bis es hinter ihren Augen schmerzte.
    »Ich habe Hunger«, stellte Clara erstaunt fest. »Ich hatte schon fast vergessen, wie sich das anfühlt. Als Puppe bekommt man keinen Hunger.«
    »Ich kann es immer noch nicht fassen«, sagte Lizzie Rose leise. »Parsefall hat gesagt, dass du die Puppe bist, und ich habe dich gesehen … ich wusste, dass du es bist! Aber manchmal, da konnte ich es einfach nicht glauben. Wie kann ein Mensch eine Puppe sein? Und wie hast du dich zurückverwandelt?«
    »Das war der Stein«, antwortete Clara. »Die Hexe hat einen Zauber über mich gesprochen, damit ich wieder lebendig werden kann. Allerdings sollte der Zauber nur dann wirken, wenn ich bereit wäre, den Feueropal zu stehlen. Und ich hatte Angst davor, ihn zu stehlen, weil der Stein böse ist. Aber heute Nacht … als Parsefall …« Sie beendete den Satz nicht. »Ich musste den Stein stehlen, weil ich Angst hatte, Parsefall würde es tun.«
    »Das hätt ich auch«, warf Parsefall ein. »Ich wollt Grisini damit quälen.« Er deutete auf Lizzie Rose. »Aber sie hat mich nich’ gelassen …«
    »Ich habe ihn zurückgehalten«, bekräftigte Lizzie Rose.
    »Plötzlich haben wir dann gehört, wie du geschrien hast wie ’n abgestochenes Schwein –«
    »Und wir sind dir zum See hinunter gefolgt.«
    »Und ihr habt mir das Leben gerettet«, fügte Clara leise hinzu und vollendete die Geschichte. Sie sprach nicht weiter, sondern schaute Parsefall in die Augen. Der wurde rot und zog, verlegen grinsend, den Kopf ein.
    »Er war sehr mutig, nicht wahr?«, sagte Lizzie Rose stolz. Sie umfasste Parsefalls Zehen. »Das ist schon besser. Du bist fast schon wieder warm.«
    » Fast schon is’ nicht warm!«, widersprach Parsefall.
    Irgendwo oben im Haus wurde eine Tür zugeschlagen. Ein schrilles Jammern ertönte; es klang wie das Klagen des Winds. Lizzie Rose hob den Kopf. »Das muss Ruby sein. So habe ich sie noch nie heulen hören.« Sie sprang auf die Füße. »Ich sehe besser mal nach, was los ist.«
    Sie hastete, ja rannte beinahe, aus der Küche. Clara und Parsefall eilten ihr hinterher die beiden langen Treppenläufe hinauf und durch den Korridor. Genau vor Madamas Tür kauerte eine kleine dreieckige Hundegestalt. Ruby legte den Kopf in den Nacken und heulte abermals.
    »Warum heult se denn?«, fragte Parsefall. Er klang unwirsch, was ein Zeichen dafür war, dass er Angst hatte.
    Lizzie Rose spürte, wie sie eine kribbelnde Gänsehaut bekam. Sie erinnerte sich an eine Gespenstergeschichte, die ihr Vater erzählt hatte, eine herrlich gruselige Geschichte, von der sie jetzt wünschte, sie nie gehört zu haben. »Es heißt, wenn jemand stirbt –«
    Sie brach ab, doch zu spät: Clara war so weiß wie ihr Kleid geworden.
    »Ich habe sie getötet«, stieß sie hervor. »Ich habe den Feueropal weggenommen, und das hat sie umgebracht.«
    Clara sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. Lizzie Rose legte einen Arm um sie, aber Parsefall fuhr sie an: »Nee, haste nich’. Hör doch hin.«
    Er hatte recht. Durch die Tür drang ein bitterliches Schluchzen.
    »Ach so, deshalb jammert Ruby«, sagte Lizzie Rose erleichtert. »Wenn irgendjemand unglücklich ist, will sie immer zu ihm.« Sie öffnete die Flügeltür und ließ den Hund ins Schlafzimmer der Hexe.
    Ruby machte ein paar Sätze über den Teppich und sprang auf das Bett. Cassandra Sagredo drückte sie an die Brust und umschlang sie so fest, dass Ruby aufjaulte.
    Die Kinder betrachteten sprachlos das Bild, das sich ihnen bot. Die Hexe war rotgesichtig wie ein Neugeborenes. Sie saß auf ihrem abgezogenen Bett. Die Bettsachen lagen in Haufen auf

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