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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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seiner Hand und war überrascht, dass er sich nicht entzog. Seine Finger waren eiskalt.
    Die beiden Polizisten wirkten sichtlich beeindruckt von Grisinis Wohnzimmer. Der Raum war vollgestopft mit Truhen, Kisten und Körben, die wiederum vollgepackt waren mit abgetragenen Klamotten, Geschirr, rostigen Eisenwaren, leeren Flaschen, Werkzeug, Pinseln, Papieren und Büchern. Ausgediente Marionetten hingen von der Decke: manche nackt, manche ohne Haare, anderen fehlte ein Arm oder ein Bein.
    »Kinder, das sind Sergeant Croft und Constable Hawkins von Sir Robert Peel’s Metropolitan Police Force«, stellte Grisini vor. » Signori, das sind meine Mündel Miss Elizabeth Rose Fawr und Master Parsefall Hooke.«
    Lizzie Rose machte einen Knicks. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, wie man sich Polizisten gegenüber verhielt: »Unterwürfig wie ein Hausmädchen«, hatte er ihr eingeschärft, »und höflich wie eine Prinzessin.« Sie hob den Blick und lächelte, als wären die beiden Männer Freunde. »Guten Tag, Sir.«
    »Die Kinder werden Ihnen auf alle Ihre Fragen antworten.« Grisini hob beide Hände und spreizte die Finger. »Meine lieben Kleinen, erzählt die Wahrheit! Nichts als die Wahrheit!«
    Lizzie Rose und Parsefall schauten einander verdutzt an. Der Constable ergriff das Wort. Er war ein dunkler, muskulöser Mann und machte auf Lizzie Rose einen freundlicheren Eindruck als der Sergeant. »Wenn Sie gestatten, Mr Grisini, würde ich gern einen Augenblick allein mit den beiden sprechen.«
    »Du liebe Güte, tatsächlich?« Grisini klang beeindruckt. »Ausgezeichnet! Ich warte unten.« Er verbeugte sich vor den beiden Männern, schlenderte zur Wohnungstür, öffnete sie mit einer ausladenden Bewegung und warf sie schwungvoll hinter sich zu – ein Abgang, der ihm auf jeder Theaterbühne Applaus eingebracht hätte.
    Lizzie Rose schnüffelte und witterte Parsefalls Angst. Außerdem roch sie, dass Constable Hawkins Würstchen zum Frühstück gegessen hatte und dass er, wenn sie nicht alles täuschte, ein Baby zu Hause hatte. Lizzie Rose lächelte ihn vertrauensvoll an. Ein Mann mit einem Baby konnte doch gewiss nicht unfreundlich sein.
    »Also schön.« Der Constable erwiderte ihr Lächeln mit einem strengen Blick. »Wie alt bist du, Mädchen?«
    »Im Februar werde ich vierzehn«, erwiderte Lizzie Rose prompt. »Und Parsefall ist elf«, fügte sie hinzu, damit er nichts sagen musste. Sein Alter war in Wahrheit fraglich. Aus seiner Vergangenheit gab es keine Aufzeichnungen über seinen Geburtstag und er selbst änderte sein Alter, wie es ihm gerade beliebte.
    »Und in welcher Verwandtschaftsbeziehung steht ihr zu Mr Grisini?«
    »In gar keiner, Sir«, antwortete Lizzie Rose. »Mein Vater war David Fawr, der Schauspieler. Er starb vor eineinhalb Jahren an Diphterie und meine Mutter auch. Daraufhin hat sich die Theatertruppe aufgelöst. Ein paar der Kollegen meines Vaters hätten mich gern zu sich genommen, aber sie konnten es sich nicht leisten. Und einer der Schauspieler kannte dann Mr Grisini …«
    Der Constable hörte gar nicht mehr zu. »David Fawr?«, rief er begeistert. »Also so was! Ich habe David Fawr in Black-Eyed Susan gesehen! Das werde ich nie vergessen. Wie er seinen Monolog über den alten Apfelbaum vorgetragen hat!«
    »Die alte Espe«, verbesserte ihn Lizzie Rose. »Ja, mein Vater war berühmt für diesen Monolog. Menschen kamen die Tränen –«
    Sergeant Croft unterbrach sie mit einem Räuspern. Der Constable machte ein Gesicht, als wüsste er nicht mehr, was er eigentlich fragen wollte. Der Sergeant half ihm auf die Sprünge: »Fangen Sie mit gestern Nachmittag an.«
    Constable Hawkins nahm mit Entschlossenheit , aber auch mit einem respektvolleren Tonfall, die Befragung wieder auf: »Ihr habt gestern den Nachmittag im Haus der Familie Wintermute am Chester Square verbracht.«
    »Ja, Sir«, bestätigte Lizzie Rose. »Wir haben eine Vorstellung gegeben.«
    Der Sergeant trat einen Schritt näher an die Kinder heran. »Einer der Dienstboten sagte, dass ihr Tee mit Miss Wintermute getrunken habt. Stimmt das?«, fragte er.
    Das Mädchen begegnete seinem Blick furchtlos. »Das ist richtig, Sir. Das war sehr freundlich von ihr, nicht wahr, Parsefall?«
    Parsefall hob den Blick und antwortete knapp: »Ja.«
    »Fandet ihr das nicht ungewöhnlich, dass eine junge Lady wie Miss Wintermute sich die Mühe macht, euch zu bewirten?«
    »Oh doch, Sir, das war ungewöhnlich«, stimmte Lizzie Rose zu und ihre Stimme bekam

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