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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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obwohl es jede Menge Wertgegenstände im Haus gibt.«
    Parsefall hob den Kopf. »Wenn se mich fragen«, nuschelte er, »es hat ihr nich’ gefallen mit den ganzen Toten zu leben.«
    »Mit den Boten?«, fragte der Constable ratlos.
    »Toten«, wiederholte Parsefall unbeirrt. »Mit den ganzen toten Leuten. Sie hatte es satt.«
    Lizzie Rose drückte warnend seine Hand. »Er meint Miss Wintermutes Geschwister«, erklärte sie.
    »Die waren da überall im Haus.« Parsefall grub seinen Daumennagel in Lizzie Roses Handfläche. »Totenbilder, Totenmasken. Die schmieren den Toten Gips ins Gesicht, um die Masken zu machen. Haben Sie das gewusst? Das is’ fies, sag ich.«
    »Parsefall …«, fing Lizzie Rose an.
    »Ich sag nur, ich würd die nich’ die ganze Zeit in meiner Nähe haben wollen«, setzte Parsefall stur nach. »Ich versteh, warum se weggerannt is’.«
    »Sie ist nicht weggelaufen«, fuhr Lizzie Rose ihn an.
    »Wie dem auch sei, ich würde gern die Räume durchsuchen«, sagte Constable Hawkins zu seinem Vorgesetzten.
    »Sie ist nicht hier«, sagte Lizzie Rose. »Sie würde nicht weglaufen, aber falls sie hierhergekommen wäre, wüssten wir das.«
    »Heute Morgen gab es Nebel«, sagte der Sergeant leise, »vielleicht ist sie irgendwohin aufgebrochen und hat sich im Nebel verlaufen.«
    »Sehr gut möglich«, pflichtete ihm der Constable bei. »Trotzdem …« Er riss seinen Blick von dem Durcheinander im Zimmer los und sah wieder Lizzie Rose an. »Würdest du mich bitte hinter diesen Vorhang schauen lassen?«
    »Ich schlafe dahinter«, sagte Lizzie Rose und errötete. »Ich fürchte, es ist nicht aufgeräumt.« Sie wünschte, sie hätte ihr Bett gemacht.
    Der Constable wischte ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung beiseite und duckte sich mit eingezogenem Kopf unter dem Besenstiel hindurch, an dem der Paillettenvorhang hing. Sergeant Croft nahm indessen das übrige Zimmer unter die Lupe, spähte in alle Ecken, öffnete eine große Truhe, in der Marionetten in Kattunbeuteln aufbewahrt wurden, und hob einen Stapel Weidenkörbe an, um sicherzugehen, dass sich in dem untersten, größten kein Kind versteckte. Der Constable trat wieder aus Lizzie Roses kleiner Kammer und marschierte auf die Tür zu Grisinis Schlafzimmer zu.
    »Futsch!«, krähte der Papagei in der Wohnung unter ihnen.
    Der Sergeant wandte sich nochmals an die Kinder. »Hört mir gut zu, ihr zwei.« Er klang streng. »Ihr haltet die Augen offen nach der jungen Lady. Falls sie hier auftaucht oder euch ein Ort einfällt, an dem sie sein könnte, dann kommt ihr schnurstracks in die King’s Road aufs Polizeirevier, verstanden? Vielleicht springt eine Belohnung für euch dabei heraus.«
    »Wie viel?«, frage Parsefall unverfroren.
    »Eine halbe Krone«, antwortete der Sergeant.
    Parsefall, für den eine halbe Krone ein Vermögen bedeutete, zuckte bloß mit den Schultern. Seine Finger waren noch immer klamm. Lizzie Rose war es schleierhaft, wie er gleichzeitig so verängstigt und derart unausstehlich sein konnte. Sie streichelte seinen Handrücken mit ihren Fingern, um ihn zu beruhigen.
    Der Constable kehrte aus Grisinis Zimmer zurück. »Da drinnen gibt es keine Möglichkeit, sich zu verstecken«, erstattete er dem Sergeant Bericht. »Ich habe im Kleiderschrank und unter dem Bett nachgesehen. Wir können noch den Rest des Hauses durchsuchen, aber ich befürchte, wir werden sie nicht finden. Sie hat sich irgendwo draußen im Nebel verlaufen.«
    Lizzie Rose schaute zum Fenster. Der Nebel verdichtete sich. Die Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren bereits dahinter verschwunden.

9. Kapitel

     
    Das letzte Mal
     
    I m Treppenhaus vor Grisinis Wohnung trennten sich die beiden Polizisten. Constable Hawkins stieg hinauf, um den Dachboden zu durchsuchen und Mr Vogelsang, dem Trompeter aus dem Obergeschoss, ein paar Fragen zu stellen. Sergeant Croft ging die Treppe hinunter, um die Befragung von Grisini und Mrs Pinchbeck fortzusetzen. Ab und an vernahm Lizzie Rose einen erstickten Schrei. Ganz offensichtlich hatte Mrs Pinchbeck ihre Krämpfe wieder aufgenommen.
    Die Kinder warteten und spitzten die Ohren, um mitzubekommen, was unten vor sich ging. Parsefall brachte das Feuer wieder in Gang und kauerte sich neben den Kamin. Lizzie Rose flocht ihr Haar neu und machte den halbherzigen Versuch, der Unordnung im Zimmer Herr zu werden. Als die Haustür zuschlug, hasteten die beiden zum Fenster.
    Die Polizisten traten auf die Straße, gefolgt von

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