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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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die kläffenden Hunde ein Höllenspektakel.
    »Der alte Drache is’ besoffen!«, stellte Parsefall bitter fest. »Verdammt noch mal, sie is’ besoffen. Ich hätt es wissen müssen …«
    »Parse«, keuchte Lizzie Rose und riss ihn herum.
    Am oberen Ende der Treppe stand die schattenhafte Gestalt Grisinis und fluchte leise auf Italienisch. Jeden Augenblick würde er die Treppe herunterstürmen und sie totschlagen. Parsefall drückte sich flach gegen die Tür.
    Was nun geschah, schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Die Kinder hörten seine Schritte, dann das Splittern von Holz: ein Knall wie ein Pistolenschuss, Poltern und Krachen, und ein Schrei wie von einer Frau. Das Treppenhaus hallte wie eine Trommel. Ab da klang alles gedämpft, dumpfer: das Aufschlagen und Schlittern eines Männerkörpers, der die Stufen hinunterstürzte.
    Die Tür hinter den Kindern ging auf. Kreidebleich stand Mrs Pinchbeck mit einer Kerze in der Hand im Türrahmen. »Was is’ passiert?«
    »Grisini«, stieß Parsefall hervor.
    »Er ist gefallen. Die Treppe runter. Wir haben ihn umgebracht«, sagte Lizzie Rose und brach in Tränen aus.
    »Kann sein«, sagte Parsefall hoffnungsvoll. »Er war hinter Lizzie Rose her und sie is’ weggerannt. Und er is’ uns nach und da is’ die Treppe eingestürzt.« Er starrte angestrengt ins dunkle Treppenhaus hinauf.
    Mrs Pinchbeck presste sich die Hand auf den Mund. »Er ist gefallen?«, fragte sie zwischen den Fingern hindurch.
    »Die Treppe runter«, wiederholte Lizzie Rose.
    Mrs Pinchbeck holte tief Luft. Die Kinder beobachteten sie und rechneten mit einem hysterischen Anfall. Doch als sie das Wort ergriff, war sie erstaunlich gefasst. »Ich denke, wir sehen besser mal nach ihm.« Sie schwieg einen Augenblick, um ihre Gedanken zu ordnen. »Auf der Kommode in meinem Boudoir liegt ein Spiegel. Geh ihn holen. Aber lass die Hunde nicht raus.«
    Parsefall gehorchte. Im Nu war er mit dem Spiegel zurück.
    »Gut«, sagte Mrs Pinchbeck ruhig. »Also, wenn du die Kerze hältst, können wir nachsehen, ob er noch atmet.«
    Sie raffte ihren Morgenrock und machte sich auf den Weg die Stufen hinauf. Mit der anderen Hand klammerte sie sich an dem Tau fest. Parsefall folgte ihr. Mrs Pinchbeck machte einen Schritt über Grisinis Beine hinweg, ging in die Hocke und tastete nach seinem Handgelenk, um den Puls zu fühlen. »Jetzt gib mir den Spiegel.«
    Parsefall reichte ihn ihr.
    »Sein Herz schlägt«, sagte Mrs Pinchbeck. »Halt die Kerze mal näher an sein Gesicht.«
    Parsefall gehorchte. Die flackernde Flamme beleuchtete Grisinis Züge. Blut glitzerte auf seinem Gesicht. Einige gekräuselte Haare wuchsen aus seinen Nasenlöchern.
    Parsefall schauderte.
    Mrs Pinchbeck hielt den Spiegel unter Grisinis Nase und beobachtete, wie die Fläche beschlug.
    »Er atmet«, stellte sie zerstreut fest, »aber er blutet wie’n abgestochenes Schwein. Wer von euch hat ihm derart das Gesicht zerfurcht?«
    Parsefall ballte die Fäuste. Er wusste nicht mehr, was genau er getan hatte, als er sich wie rasend auf Grisini gestürzt hatte. »Der blutet immer so«, sagte er ausweichend. »Mehr als normale Leute.«
    Mrs Pinchbeck schob ihre Hand unter Grisinis Schädel. Als sie sie wieder hervorzog, triefte sie vor Blut. »Puh!« Sie wischte sich die Hand an Grisinis Mantel ab. »Wir sollten wohl besser einen Wundarzt holen.« Ihr Blick wanderte von Parsefall zu Lizzie Rose. »Von euch Kindern will wohl keiner losgehen? Weil ich ja schon im Nachtkleid bin?«
    Lizzie Rose entfuhr ein Schluchzer und sie setzte sich, als würden ihre Beine sie nicht mehr tragen. Ruby sprang auf ihren Schoß und versuchte, ihr das Gesicht abzulecken.
    »Ich geh nich’«, erklärte Parsefall trotzig.
    Lizzie Rose vergrub ihr Gesicht in Rubys Fell und weinte weiter.
    »Na, dann muss ich also los«, sagte Mrs Pinchbeck. »Was für’n Jammer, dass es schon so spät is’. Sie verlangen immer mehr, wennse nach Anbruch der Dunkelheit kommen müssen.« Sie beäugte Grisinis Körper skeptisch. »Schätze, wir könnten ihn auch gleich ins Krankenhaus schaffen.«
    »Aber wie sollen wir ihn da hinbekommen?«, fragte Parsefall.
    Mrs Pinchbeck überlegte. »Mit ’ner Hackney-Droschke. Mit dem Omnibus wär’s billiger, aber er blutet ja und wir müssten ihn stützen.«
    Lizzie Rose entfuhr ein gurgelnder, hysterischer Lacher. Mrs Pinchbeck schaute sie prüfend an. Sie stand schwerfällig auf und stapfte die Stufen hinunter zu Lizzie Rose, wo sie wieder in die Hocke ging und

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