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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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kann man dat«, erwiderte Ackermann trotzig. »Et gibt nix, wat et nich’ gibt.«
    »Ach, Jupp, Mensch, bei dem Eis, das wir vor vierzehn Tagen hatten, wärst du mit einem Motorrad doch gar nicht hier hochgekommen.«
    »Ja, un’ dann? Dat kann doch bloß heißen, dat uns einer anlügt, oder?«
    Heinrichs wiegte zweifelnd den Kopf. »Aber deine andere Idee, die mit dem Ruderboot, die gefällt mir.« Er sah zum Fluß hinunter. »Was hältst du davon, wenn wir am Montag mal einen kleinen Schuß ins Blaue wagen? Vorausgesetzt, van Gemmern hat Zeit.«
    Ackermann fühlte sich sofort getröstet. »Guter Plan, un selbs’ wenn nix rauskommt dabei. Et tut einem ja schon gut, wenn man die Bande hier ’n bisken aufscheucht.« Aber schon runzelte er wieder die Stirn. »Sach ma’, Walter, meinste, der Chef is’ sauer wegen de Schau hier gestern mit de Duckies?«
    Heinrichs lachte. »Bei dem kann man das im Moment nie so genau sagen, aber bis jetzt hat er noch keinem den Kopf abgerissen.«
    »Weiß ich ja, et is’ nur, ich kann den echt leiden, den Chef.«

    Christian stand wieder am Fenster. Er hatte einen guten Platz gefunden; halb verdeckt von einer Eibe konnte er nur einen kleinen Ausschnitt vom Zimmer sehen: Claras Kopf und Schultern, den Nachtschrank und die Tür zum Bad. Das genügte ihm völlig. Claras Bruder, der am Tisch saß und Zeitung las, wollte er nicht sehen, vor allem wollte er von ihm nicht entdeckt werden.
    Seit gut zehn Minuten starrte er die schlafende Clara an und betete sich vor: Mach die Augen auf, guck mich an, mach die Augen auf, guck mich an. Sie sah klein aus und traurig.
    Plötzlich schlug sie tatsächlich die Augen auf und schaute ihn an. Und er wußte genau, daß sie ihn erkannte. Erschrocken legte er den Zeigefinger vor die Lippen. Sie reagierte nicht, guckte nur. Er hielt den Kopf schräg und lächelte, wollte irgendwas mit den Händen sagen, wußte nicht, wie. Unsicher ließ er sie wieder sinken.
    Und da wurde ihr Blick auf einmal weich, war beinahe wie früher. Er winkte, und sie bewegte die linke Hand ein bißchen. Dann schloß sie schnell die Augen. Der Bruder kam ins Blickfeld, beugte sich über sie. Sie hielt die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
    Christian blieb. Der Bruder verschwand wieder am Tisch, aber Clara lag nur da, eine Ewigkeit. Christians Finger wurden taub vor Kälte.
    Dann schlug sie die Augen erneut auf. Er schob sich näher an die Scheibe. »Clara«, formte er, so gut es ihm mit seinen steifen Lippen möglich war. »Ich komme wieder. Ich komme wieder, Clara.«
    Ihre Augen glänzten. Er hatte sie noch nie weinen sehen.
    Es gab einen Weg, vielleicht gab es einen Weg. Aber wenn er unrecht hatte, dann würde sie ihn nie mehr ansehen, nie mehr in seinem ganzen Leben. Er konnte nicht unrecht haben, er wußte es.
    Opa Czesnik hatte Morphium gekriegt.
    »Scheiße, Toppe«, brummte er sich an, »du mußt das allein durchziehen.«
    Christian schwang sich auf sein Fahrrad und machte sich auf den Heimweg. Warum war er beim Jugendkreis bloß nie zur Bibelstunde gegangen, verflucht? Den Text kannte er so ungefähr, aber wo stand der? Er lachte hinterlistig; er wußte doch genau, warum er nie zu den Bibelstunden gegangen war: Clara hatte immer parallel dazu in einer anderen Gruppe über Gebete gesprochen.
    Er würde die Stelle finden, und wenn er Tage brauchte!

    Am späten Sonntag nachmittag kamen Gabi und Peter aus Amsterdam zurück, aufgekratzt vor lauter Versöhnung. Oliver hatten sie auf dem Heimweg bei seinem Freund abgeholt, wo er übernachtet hatte. »Festessen!« brüllte er durch die Halle und schleppte eine Kiste herein. »Mama hat uns was mitgebracht!«
    Toppe lugte in den Karton und leckte sich die Lippen: Vanillevia, Dubbelvla, bunter Zuckerstreusel, Schokoflocken, Huzarensla, Kletskoppen, Krabbenbrot, all die perversen Köstlichkeiten, die die holländische Küche zu bieten hatte.
    Eine halbe Stunde später saßen sie in Gabis Wohnzimmer und löffelten Vla. Nur Astrid machte sich überhaupt nichts aus dem süßen Puddingzeugs. Christian war mit seiner Portion in seinem Zimmer verschwunden.
    »Bleibt es jetzt bei nächstem Samstag für unser Einweihungsessen?« fragte Gabi und streute noch mehr Schokoflocken über ihren Vla.
    Astrid nickte. »Ich habe die Einladungen schon alle fertig. Sie brauchen nur noch eingetütet und abgeschickt zu werden.«
    »Dann müssen wir spätestens Mittwoch mit den Vorspeisen anfangen«, mummelte Toppe mit vollem Mund. »Gemüse

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