Claraboia oder Wo das Licht einfaellt
sehen?«
»Wenn es keine Umstände macht. Der Preis sagt mir zu, mal sehen, ob das Zimmer mir auch zusagt.«
»Treten Sie bitte ein.«
Der junge Mann, was er in Silvestres Augen war, kam ganz ungezwungen herein. Er ließ den Blick über die Wände und den Fußboden schweifen, was die gute Mariana erschreckte, fürchtete sie doch immer, man könnte ihr mangelnde Reinlichkeit nachweisen. Das Zimmer hatte ein Fenster zum Hintergarten, wo Silvestre in seiner knappen Freizeit ein wenig Kohl pflanzte und Küken großzog. Der junge Mann sah sich um, dann sagte er zu Silvestre:
»Das Zimmer gefällt mir. Aber ich kann es nicht nehmen!«
Der Schuster fragte leicht missgestimmt:
»Warum nicht? Finden Sie es zu teuer?«
»Nein. Der Preis ist mir recht, das sagte ich ja schon. Nur leider ist das Zimmer nicht möbliert.«
»Ach, Sie wollten ein möbliertes Zimmer?«
Silvestre sah seine Frau an. Sie gab ihm ein Zeichen, worauf der Schuster weitersprach:
»Daran soll es nicht scheitern. Wir hatten hier ein Bett und eine Kommode stehen, die haben wir rausgenommen, weil wir eigentlich unmöbliert vermieten wollten … Sie verstehen … Man weiß ja nie, wie die Leute mit den Sachen umgehen … Aber wenn Sie interessiert sind …«
»Und es wäre dieselbe Miete?«
Silvestre kratzte sich am Kopf.
»Ich will Sie nicht schädigen«, sagte der junge Mann.
Durch diese Bemerkung fühlte sich Silvestre bei der Ehre gepackt. Wer ihn gut kannte, hätte genau diese Worte gesagt, um zu erreichen, dass er das Zimmer möbliert für dasselbe Geld vermieten würde wie unmöbliert.
»Also, möbliert oder unmöbliert, das ist egal«, entschied Silvestre. »Genau genommen kommt uns das sogar gelegen. Dann ist unsere Wohnung nicht so vollgestopft. Ist doch so, Mariana, oder?«
Hätte Mariana sagen können, was sie dachte, hätte sie zu Recht gesagt: »Nein, ist es nicht.« Aber sie sagte nichts. Sie beschränkte sich darauf, gleichgültiges Achselzucken mit missbilligendem Nasenrunzeln zu verbinden. Der junge Mann nahm ihre Mimik wahr und lenkte ein.
»Nein, so nicht. Ich gebe Ihnen fünfzig Escudos mehr. Ist das in Ordnung?«
Mariana jubelte, der junge Mann gefiel ihr. Silvestre seinerseits machte innerlich Freudensprünge. Nicht wegen des guten Geschäfts, sondern weil er sich nicht geirrt hatte. Der Untermieter war ein anständiger Mensch. Der junge Mann ging ans Fenster, betrachtete den Hintergarten, lächelte über die Küken, die in der Erde scharrten, und sagte:
»Sie wissen nicht, wer ich bin. Ich heiße Abel … Abel Nogueira. Sie können Erkundigungen über mich bei meinem Arbeitsplatz und in dem Haus einholen, wo ich jetzt ausziehe. Hier sind die Anschriften.«
Er schrieb auf der Fensterbank zwei Adressen auf einen Zettel und reichte ihn Silvestre. Dieser wehrte mit einer Handbewegung ab, so sicher war er, dass er keinen Schritt tun würde, um »Erkundigungen einzuholen«, dann nahm er den Zettel doch entgegen. Der junge Mann und die beiden Alten standen in dem leeren Zimmer und sahen einander an. Alle drei waren zufrieden, in ihren Augen stand jenes Lächeln, das mehr wert ist als jedes Lächeln mit Lippen und Zähnen.
»Also, dann ziehe ich heute ein. Am Nachmittag bringe ich meine Sachen. Und was meine Wäsche betrifft, so hoffe ich, dass ich mich mit Ihnen, Senhora, einigen kann …«
Mariana antwortete:
»Das hoffe ich auch. Sie brauchen die Wäsche nicht wegzugeben.«
»Gut. Soll ich Ihnen beim Einräumen der Möbel helfen?«
Silvestre beeilte sich, zu antworten:
»Nein, Senhor, nicht nötig. Wir machen das.«
»Sehen Sie …«
»Nein, das ist nicht nötig. Die Möbel sind nicht schwer.«
»Gut. Dann auf Wiedersehen.«
Sie begleiteten ihn lächelnd zur Tür. Als er schon auf dem Treppenabsatz war, erinnerte der junge Mann sie daran, dass er einen Schlüssel brauchen würde. Silvestre versprach, ihn noch am selben Nachmittag machen zu lassen, und der junge Mann verließ das Haus. Die beiden Alten gingen zurück in das Zimmer. Silvestre hielt den Zettel in der Hand, auf den der Untermieter die Adressen geschrieben hatte. Er steckte ihn in die Westentasche und fragte seine Frau:
»Und? Wie findest du den Mann?«
»Wenn du mich fragst, mir gefällt er. Aber was das Verhandeln betrifft, bist du ein Genie …«
Silvestre grinste.
»Wieso! Wir haben doch nichts verloren …«
»Nein, das nicht, aber immerhin sind es fünfzig Escudos mehr! Ich weiß nur nicht, was ich für das Waschen seiner Wäsche
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