Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Whittler nicht nur auf mich, sondern auch auf Sie wütend sein wird, wenn er meinen Artikel liest.« Er steckte seinen Notizblock weg und nippte an seinem Kaffee. »Wollen Sie unter diesen Umständen immer noch, dass ich die Geschichte veröffentliche? Ich hätte großes Verständnis für Sie, wenn Sie sich weigern würden. Nun, Clarissa?«
»Drucken Sie meine Antworten, George! Ich habe keine Angst!«
Das war natürlich gelogen. Clarissa hatte große Angst und zuckte während der Rückfahrt jedes Mal zusammen, wenn ein ungewohntes Geräusch an ihre Ohren drang, sich in der Nähe ein Vogelschwarm aus den Büschen erhob, ein Kaninchen im wilden Zickzack davonrannte oder sonst etwas darauf hinwies, dass sie nicht allein in der Wildnis waren. Zum Glück war keine Eule zu sehen, nicht mal ein Rabe, der in den Legenden der Indianer oft den Spielverderber spielte und sich mit gemeinen Streichen über die Menschen lustig machte. Auch nach Bones suchte sie vergeblich. War er ihr tatsächlich nach Vancouver gefolgt, und hatte sie ihn auf der Rückfahrt an der Küste gesehen?
Als sie die heimatliche Lichtung erreichten, erinnerte nichts mehr an das große Feuer, das ihre Blockhütte zerstört hatte. Ein neues Blockhaus war an derselben Stelle entstanden. »Hat Jerry einige Flaschen Whiskey gekostet, aber dann hielten sich seine Freunde mächtig ran. Du kennst doch die Iren. Sie wollten unbedingt fertig sein, wenn du aus Vancouver zurückkommst.«
Clarissa weinte vor Freude, als sie zu ihrem neuen Blockhaus hinauffuhren. Wie sollte sie den Iren das jemals zurückzahlen? Sie sprang vom Kutschbock, doch bevor sie das Haus betrat, begrüßte sie ihre Hunde, umarmte jeden Einzelnen von ihnen und schloss ihn freundschaftlich in die Arme. »Da bin ich wieder, Emmett«, sagte sie zu ihrem Leithund. Sie kraulte ihn ausgiebig zwischen den Ohren, und er drehte zufrieden winselnd den Kopf. Zu lange hatte er auf diese Liebkosung verzichten müssen. »Ich weiß, ich habe auch schon daran gezweifelt, euch jemals wieder in die Arme schließen zu können, aber jetzt bin ich wieder hier und lasse euch nicht mehr im Stich, dazu habe ich euch viel zu gern.« Sie spürte Emmetts feuchte Schnauze an ihrer Wange. »Ob Alex wieder zurückkommt? Klar kommt der wieder, aber es kann noch dauern. Wir müssen Geduld haben.« Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps und stand auf. »Aber jetzt habt ihr doch sicher Hunger, nicht wahr?«
Sie kehrte zu Dolly zurück und griff nach ihren Händen. »Ich danke dir, Dolly. Ich danke dir für alles. Ohne dich wäre ich bestimmt nicht hier. Und dieses Blockhaus … einfach wunderschön. Wie kann ich dir jemals danken?«
»Ich brauche dir nur in die Augen zu sehen«, erwiderte Dolly, »das ist Dank genug. Ach ja … komm heute Abend zum Essen runter. Es gibt …«
»Wildeintopf?«
»Den besten der Welt«, antwortete Dolly lachend.
34
Sogar den Innenraum ihrer Hütte hatten Jerry und seine Freunde mit Dollys Hilfe rekonstruiert. Ihr altes Bett, gründlich poliert und mit einer neuen Matratze und Laken und Decken versehen, stand an seinem alten Platz, ein neuer Vorhang, von Dolly genäht, trennte den Schlaf- vom Wohnraum. Den Herd und den Ofen hatten die Männer repariert und wieder in Gang gebracht. Neu gezimmert hatten sie den Tisch und die Stühle und eine Kommode. Das Geschirr, zwei Töpfe, eine Pfanne, Besteck, ein Besen, der Eimer für das Hundefutter und zahlreiche andere Geräte stammten vom Roadhouse. Das Vorratshaus, in einiger Entfernung auf Pfählen erbaut, hatte nichts von dem Feuer abbekommen und war noch randvoll. Am meisten freute sie sich aber über das neue Buffalo-Bill-Magazin und die Tafel Schokolade auf dem Tisch. »Du bist ein Schatz«, sagte Clarissa.
Sie lebte sich schnell wieder ein. Auch dank der neuen Blockhütte fühlte sie sich, als wäre sie nie weg gewesen, und ihre Freundin Dolly und Emmett und ihre Hunde gaben ihr den nötigen Halt, wenn sie von der Sehnsucht nach ihrem Mann geplagt wurde. Tagsüber und meist auch abends arbeitete sie im Roadhouse, schon um ihre Freundin und andere Leute um sich zu haben, und die restliche Zeit verbrachte sie mit ihren Hunden, die auch im Sommer bewegt werden wollten. In der ersten Zeit fiel es ihr nicht schwer, sie vor einen Schlitten mit Rädern zu spannen und über den trockenen Trail zu fahren, doch als ihr Bauch dicker wurde, riet ihr Doc Boone, der sogar auf einen Hausbesuch zu ihr kam, sich zurückzunehmen und mehr zu schonen.
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