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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Clarissa brachte ihr das Hundefutter und half ihr, die Vorräte ins Haus zu tragen. »Na, du hast ja einiges vor «, sagte sie lachend.
    Dolly stützte sich auf das Fässchen, das sie ins Haus gewuchtet hatten. »Und unsere Männer sind wieder mal nicht da, wenn man sie braucht! So langsam habe ich den Eindruck, mein Jerry lässt sich mal wieder volllaufen. In Fairbanks war er nicht, also wird er in einem der Dörfer sein und dort feiern. Ein Kumpel aus Gold Creek hat ihn abgeholt. Ich kann von Glück sagen, wenn er am Samstag pünktlich zur Party kommt.« Sie gingen nach draußen und holten das zweite Fässchen herein. »Und wo treibt sich Alex herum?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Clarissa ehrlich. Vor ihrer besten Freundin hatte sie es nicht nötig, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Ich hab den ganzen Tag auf ihn gewartet, aber hier war nur ein Oldtimer, der wegen deines Eintopfs vom Yukon heruntergekommen war … Nun ja, und weil er seine Felle in Fairbanks verkaufen wollte. Ich hätte Alex nicht so angehen sollen. Dr. Blanchard hat mir mehrere Male eingeschärft, Geduld mit ihm zu haben, weil man sich von einer solchen Krankheit nicht über Nacht erholt, und ich …« Sie richtete sich auf und blickte ihre Freundin betrübt an. »Und ich drehe schon nach ein paar Tagen durch und fahre ihn an. Ich könnte mich ohrfeigen, Dolly! Warum bin ich so ungeduldig? Was macht es schon, wenn er mal die Nerven verliert?«
    Dolly legte ihr eine Hand auf die Schultern. »Das ist doch ganz normal. Nur eine Betschwester würde stillhalten, wenn ihr ein Mann den ganzen Tag auf die Füße steigt … und nicht mal bei der wäre ich sicher. Alex hat das Gröbste überstanden, daran musst du denken. Was jetzt passiert, sind nur noch Nachwirkungen. Ein wenig Kopfschmerzen, ein paar Launen und Ausraster … Ich kenne viele Frauen, die haben das ihr ganzes Leben. Und wenn ich an Jerry denke … mehr Launen als ein Ire kann man gar nicht haben.«
    »Du hast ja recht«, räumte Clarissa ein. Dolly war unbezahlbar, wenn es darum ging, ihr die Angst zu nehmen und sie aufzuheitern. Sie war froh, die Freundin wieder in der Nähe zu wissen. Dolly hatte ein Roadhouse in Dawson City geführt und war erst vor wenigen Wochen in die Nähe von Fairbanks gezogen. »Du bist mir doch nicht böse, wenn ich gleich verschwinde?«
    »Geh nur … und zeig ihm, dass du auch anders kannst.« Sie grinste.
    Von der Hoffnung getrieben, Alex bald wiederzusehen, machte sich Clarissa auf den Weg. Sie fror selbst in ihrem gefütterten Anorak, so kalt war es inzwischen geworden. Am Himmel waren Wolken aufgezogen. Der Wind trieb vereinzelte Schneeflocken über die Lichtung und deutete an, dass der Winter noch lange nicht vorüber war. In Fairbanks dauerte er noch länger als im nördlichen Kanada, wo sie früher gewohnt hatten. Erst Ende April würde der vereiste Chena River aufbrechen und den Frühling ankündigen. So lange mussten sich auch die Goldsucher noch gedulden. Ihre Gereiztheit nahm mit jedem Tag, den sie länger in der Kälte ausharren mussten, zu, und auch die Gefahr, dass sie auf einen Blender wie Sid Gillespie hereinfielen, wurde immer größer. Jeder Goldrausch zog zwielichtige Elemente an.
    In trübe Gedanken versunken, überquerte sie den Trail. Der Wind blies ihr jetzt direkt ins Gesicht. Sie wandte den Kopf zur Seite, um wenigstens etwas gegen die eisige Kälte geschützt zu sein, und blieb erschrocken stehen. Obwohl sie nichts Verdächtiges entdeckte, weder einen verräterischen Schatten noch die gelben Augen von Bones, hatte sie plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Oder war sie schon so durcheinander, dass sie Gespenster sah?
    Sie ließ ihren Blick über die Lichtung schweifen und suchte den Waldrand ab. Außer dem leichten Schwanken der Baumwipfel und den flatternden Schneewehen, die der Wind über die Hänge trieb, war keine Bewegung zu erkennen. Nur zögernd ging sie weiter. Ihre Jahre in der Wildnis hatten sie gelehrt, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen, einer Art siebtem Sinn, der bei Indianern voll, bei Fallenstellern gut und bei Menschen wie ihr, die seit einigen Jahren in der Wildnis lebten, zumindest so weit ausgebildet war, dass sie ahnte, wenn ihr Gefahr drohte. Waren wilde Tiere in der Nähe? Hungrige Wölfe?
    »Jetzt siehst du wirklich schon Gespenster!«, rief sie sich flüsternd zur Ordnung. Bären hielten Winterschlaf, selbst die mächtigen Grizzlys, obwohl es schon Bären gegeben haben sollte, die auch im Winter ihre

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