Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
Minuten zum Warmwerden brauchte, und trieb sie in die Küche. Mit einem vollen Teller kehrte sie zurück. »Lassen Sie sich’s schmecken, Mister!«
    »Angus … nennen Sie mich Angus. Meriwether klingt albern.«
    Er machte sich heißhungrig über den Eintopf her und aß noch einen zweiten und dritten Teller, von den Biskuits mit selbst gemachter Marmelade, die sie dazu servierte, ganz zu schweigen. »Zu zahlen brauchen Sie nur eine Portion«, sagte sie, »weil Sie so hübsche Ohren haben.«
    Er grinste verschmitzt. »Vielleicht hätte ich Sie heiraten sollen.«
    »Ich bin schon vergeben, Angus.«
    »An einen reichen Goldsucher?«
    »An einen armen Fallensteller«, widersprach sie, »und der ist mir tausendmal lieber als alles Gold dieser Welt. Wir haben alles, was wir brauchen, und die besten Dinge im Leben kann sowieso kein Gold kaufen.«
    »Gut gebrüllt, Löwin, und meine Rede. Ich hab noch nie verstanden, wie man so verzweifelt hinter dem gelben Zeug her sein kann. Da geht’s mir wie den Indianern, die schütteln immer noch den Kopf, wenn sie sehen, was in Nome und jetzt in Fairbanks los ist. Sie halten die Goldsucher, die den ganzen Tag in der Erde buddeln, für nicht ganz richtig im Kopf. Klar wissen sie inzwischen, was es wert ist, aber verrückt finden sie es immer noch. Vielleicht hab ich deshalb zwei Indianerinnen geheiratet.« Er grinste.
    »Wie lebt es sich nördlich des Yukon?«, fragte sie, während sie den Teller abräumte und Angus Kaffee nachschenkte. »Wenn ich ehrlich bin, geht es uns hier auch schon zu hektisch zu. Seit sie Gold in der Nähe von Fairbanks gefunden haben, ist die Stadt sicher um das Zehnfache gewachsen.«
    »Ein Grund für mich, gleich wieder das Weite zu suchen, sobald ich meine Felle verkauft habe. Mit dem Whiskey hatte ich’s noch nie, ob Sie’s glauben oder nicht, für die Mädels bin ich zu alt, und das beste Essen gibt’s sowieso hier. Nein, ich fahre wieder zurück.« Er gab zwei Teelöffel Zucker in seinen Kaffee. »Waren Sie schon mal nördlich des Yukon?«
    Sie setzte sich wieder zu ihm. »Vor ein paar Wochen erst, und ich habe selten eine schönere Gegend gesehen. Das Einzige, was ich dort oben vermissen würde, wären die Wälder und die guten Freunde, die ich hier habe.«
    »Das stimmt«, erwiderte er schmunzelnd. Er wischte sich den Kaffee aus dem langen Bart. »Bäume hatte der Herrgott wohl keine mehr übrig, als er das Land nördlich des Yukon erschuf. Und Freunde … Nun ja, ich bin schon zu alt, um Freunde zu haben. Amber, mein Leithund, vielleicht.«
    »Und die Indianer?«
    »Die haben wohl Angst, dass ich ihnen noch eine Frau wegschnappe«, antwortete er. »Sie haben mir sogar gedroht. Wenn ich noch mal eine Indianerin heiraten würde, käme die schwarze Hexe und würde mich holen.«
    »Dezba?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Sie haben von ihr gehört?«
    »Ich glaube sogar, ich habe sie gesehen. Vielleicht habe ich auch nur schlecht geträumt, aber als ich aus dem Haus rannte, lagen einige Eulenfedern im Schnee. Eine indianische Legende, sagen die Leute, alles nur Hokuspokus, aber ich habe große Angst … obwohl ich nicht schwanger bin.« Sie beugte sich zu dem Mann vor. »Meinen Sie, es gibt sie wirklich?«
    Die Miene des Fallenstellers war ernst geworden. Er stopfte umständlich seine Pfeife und zündete sie an, bevor er antwortete: »Ich habe noch keinen getroffen, der sie wirklich gesehen hat, aber die Indianer behaupten steif und fest, dass es sie gibt. Eine verbitterte Frau, die aus ihrem Stamm angestoßen wurde und allein durch die Wildnis zieht. Angeblich hat sie sich mit den bösen Geistern verbündet. Jeder hat Angst vor ihr. Sie ist gefährlicher als der Teufel und will sich an der ganzen Welt für ihr Leid rächen.«
    »Ich habe ihr nichts getan. Und ein Kind bekomme ich auch nicht.«
    »Wer weiß?«, erwiderte Angus. Erst als er sah, wie sehr sich Clarissa fürchtete, fügte er hinzu: »Aber die Indianer erzählen viel, wenn der Tag lang ist. Vielleicht haben sie sich ja alles nur ausgedacht, um ihre Kinder zu erschrecken, wenn sie böse sind. Oder Männer wie mich …«
    »Vielleicht«, wiederholte Clarissa nachdenklich.

11
    D olly kehrte bereits am frühen Abend aus Fairbanks zurück. Sie konnte beinahe so gut mit einem Hundegespann umgehen wie Clarissa und brachte den Schlitten mit einem langgezogenen »Whoaa!« zum Stehen. Auf die Ladefläche waren eine Kiste mit Vorräten und zwei Fässchen Bier für das samstägliche Fest geschnallt.

Weitere Kostenlose Bücher