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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Bones? Wo bist du?«
    Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass sie allein war. Statt der feuchten Zunge schmolzen dicke Schneeflocken auf ihrem Gesicht und verstärkten das Brennen, das sich mit der plötzlichen Kälte zu einem unangenehmen Gefühl verband, das noch schlimmer als das Brennen war. Sie erduldete den Schmerz eine ganze Weile, realisierte erst dann, dass sie wieder erwacht und in der Wirklichkeit angekommen war. Vorsichtig griff sie sich an die Wange und ans Kinn. Die Haut war immer noch blutverschmiert, aber es gab keine klaffenden Stichwunden oder Risse. Sie musste im Traum aufgestanden und gegen einen Baum geprallt sein … Aber dann hätte sie doch schreien müssen, und der Indianer hätte ihr geholfen. Oder war sie sofort bewusstlos gewesen?
    Stöhnend richtete sie sich auf, diesmal langsamer und vorsichtiger, und schaffte es bis auf die Ellbogen. Die schwarzen Nebel kehrten zurück und verschwanden erst, nachdem sie eine Weile die Augen geschlossen und neue Kraft geschöpft hatte. Das Brennen ließ etwas nach, und auch das dumpfe Gefühl in ihrem Hinterkopf quälte sie nicht mehr so stark wie beim ersten Mal. Sie ließ sich Zeit, verharrte minutenlang auf den Ellbogen, um nicht wieder zurückzufallen und mit dem Kopf auf den Boden zu prallen. Selbst die Decken und die Fichtenzweige boten nicht genügend Schutz, sie waren verrutscht und gaben teilweise den verharschten Schnee und das blanke Eis frei.
    Benommen starrte sie in die plötzliche Helligkeit, die sich vor ihren Augen ausbreitete. Ihre Sicht war noch immer verschwommen, wie trüber Dunst waberte das Licht vor ihren Augen, und erst, als sie sich behutsam den Schnee vom Gesicht wischte, konnte sie wieder halbwegs klar sehen. Es hatte wieder zu schneien begonnen. In ihrem Unterstand und unter den Bäumen war sie einigermaßen geschützt, und nur wenige Flocken verirrten sich in ihr Gesicht, aber über der Senke wirbelten die Flocken so dicht, dass man kaum den Waldrand auf der anderen Seite der Lichtung erkennen konnte. Die Wolken schienen den Boden zu berühren, so tief hingen sie.
    Ihr Blick ging zum Feuer, das beinahe erloschen war, und wanderte zu der Stelle, an der Tommy seinen Unterstand errichtet hatte. Die Zeltplane war verschwunden, und auch er war nicht mehr da. Sie vergaß ihren Schmerz, die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht: Der Indianer hatte sie allein gelassen. Sein Hundeschlitten war weg. »Tommy!«, rief sie. »Tommy, wo bist du?« Doch ihre Rufe blieben unbeantwortet, und man hörte nur das Rauschen des Windes in den Baumkronen und das leise Knistern des verlöschenden Feuers.
    Sie stemmte sich vom Boden hoch und lehnte sich gegen einen Baum, bis sie keine Angst mehr haben musste, das Gleichgewicht zu verlieren. Nur widerwillig realisierte sie, was geschehen war. Sie war nicht schlafgewandelt und auch nicht gestürzt. Der Indianer hatte sie bewusstlos geschlagen und war mit seinem Hundeschlitten verschwunden. Sie griff sich erneut an die aufgeschrammte Wange. Er hatte ihr einen oder auch zwei Fausthiebe verpasst und sie außer Gefecht gesetzt. Der beste Beweis dafür, wie wenig er von den Traditionen seines Volkes hielt, und wie wenig er sich noch als Indianer fühlte, denn sonst hätte er sich niemals an einer Frau vergriffen. Kein Mann, weder weiß noch rot und selbst in dieser einsamen Wildnis, schlug eine Frau. Selbst die leichten Mädchen in Skaguay konnten sich einigermaßen sicher fühlen.
    »Mein Gold!«, rief sie erschrocken und griff in die linke Anoraktasche. Sie war leer. Der Beutel mit ihren ganzen Ersparnissen war verschwunden. Tommy hatte sie bestohlen! Sie griff in die rechte Tasche und fühlte auch dort keinen Widerstand. Der Revolver war ebenfalls nicht mehr da! Er hatte ihr das Gold und den Revolver genommen und sie allein in der Wildnis zurückgelassen, wollte wohl weit genug entfernt sein, wenn sie es tatsächlich schaffte, sich aus dieser Zwangslage zu befreien. Auch wenn er sie nicht getötet hatte, würde er für ein solches Verbrechen am Galgen oder zumindest für etliche Jahre hinter Gittern landen, geächtet selbst von anderen Verbrechern, weil er gegen eines der ungeschriebenen Gesetze der Wildnis verstoßen hatte. Nicht mal einen Feind ließ man ohne Waffe in der Wildnis zurück.
    Und nicht nur die Waffe und das Gold hatte er genommen, auch ihren Rucksack und die Notration, die jeder Fallensteller auf ausgedehnten Fahrten und Wanderungen durch den Busch mit sich führte, die

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