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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Gesichter. Ein junges
Mädchen, das kaum älter als neunzehn sein konnte, kaufte ein
teures Abendkleid und auch noch ein Cocktailkleid. Sie wollte
unbedingt von Neeve selber beraten werden. »Wissen Sie«, vertraute sie ihr an, »eine meiner Freundinnen arbeitet bei Contemporary Woman und hat einen Artikel gesehen, der nächste Woche erscheint. Es heißt darin, daß Sie in Ihrem kleinen Finger
mehr Flair für Mode haben als die meisten Designer in der Seventh Avenue und daß Sie einen immer richtig beraten. Als ich
das meiner Mutter sagte, schickte sie mich hierher.«
Zwei andere Kundinnen kamen mit derselben Geschichte.
Jemand kannte irgend jemand, der ihr von dem Artikel erzählt
hatte. Um halb sieben hängte Neeve befriedigt das Schild »Geschlossen« an die Tür. »Ich glaube allmählich, daß wir die arme
Ethel lieber loben statt kritisieren sollten«, sagte sie. »Vermutlich hat sie mehr zur Belebung des Geschäfts beigetragen, als
wenn ich auf jeder Seite von Women’s Wear Daily ein Inserat
gemacht hätte.«
    Nach der Arbeit ging Doug Brown noch kurz in den kleinen
Supermarkt, der auf seinem Heimweg zu Ethels Wohnung lag.
Es war halb sieben, als er den Schlüssel im Schloß drehte und
das Telefon läuten hörte.
    Im ersten Moment beschloß er, es nicht zu beachten, so, wie er
es schon die ganze Woche getan hatte. Doch als es unaufhörlich
weiterläutete, wurde er schwankend. Einerseits mochte Ethel nicht,
daß jemand ihr Telefon abnahm. Andererseits schien es logisch,
daß sie nach einer Woche versuchen könnte, ihn anzurufen.
    Er stellte die Einkaufstüte mit den Lebensmitteln auf den Küchentisch. Das schrille Läuten hielt an. Schließlich nahm er den
Hörer ab. »Hallo.«
    Die Stimme am andern Ende klang verschwommen und gepreßt. »Ich muß mit Ethel Lambston sprechen.«
»Sie ist nicht da. Ich bin ihr Neffe. Soll ich ihr etwas ausrichten?«
»Allerdings. Sagen Sie Ethel, ihr Ex-Mann hat einen Haufen
Schulden, aber bei den falschen Leuten. Und er kann sie nicht
zurückzahlen, solange er ihr Geld geben muß. Wenn sie nicht
aufhört, ihn auszuquetschen, werden die ihr mal eine Lektion
erteilen. Sagen Sie ihr, es könnte ihr schwerfallen, mit gebrochenen Fingern zu tippen.«
Es knackte in der Leitung, und die Verbindung war abgebrochen.
Doug ließ den Hörer auf die Gabel fallen und sank aufs Sofa.
Er spürte den Schweiß auf der Stirn und in den Achselhöhlen. Er
faltete die Hände, damit sie nicht zitterten.
Was sollte er tun? War der Anruf eine echte Drohung oder ein
Trick? Er konnte nicht einfach darüber hinweggehen. Aber die
Polizei wollte er nicht benachrichtigen. Sie hätte beginnen können, ihm Fragen zu stellen.
Neeve Kearney.
Sie war diejenige, die sich Sorgen um Ethel machte. Ihr wollte er von dem Anruf erzählen, wollte den verängstigten, besorgten Verwandten spielen, der um Rat bittet. Auf diese Weise wäre er gedeckt, ganz gleich, ob es sich um einen Trick oder um
eine echte Drohung handelte.
    Eugenia war gerade dabei, die Schaukästen mit dem teuren
Modeschmuck abzuschließen, als das Telefon läutete. »Für dich,
Neeve. Jemand, der furchtbar aufgeregt klingt.«
    Myles! Ein neuer Herzanfall? Neeve stürzte zum Telefon. »Ja?«
Aber es war Douglas Brown, Ethel Lambstons Neffe. In seiner Stimme lag keine Spur seiner sonstigen herablassenden Unverschämtheit. »Miss Kearney, haben Sie eine Ahnung, wo ich
versuchen könnte, meine Tante zu erreichen? Als ich eben in die
Wohnung zurückkam, ging das Telefon. Irgendein Kerl sagte,
ich solle Ethel warnen, daß Seamus – das ist ihr Ex-Mann – eine
Menge Schulden hat, die er nicht bezahlen kann, solange er ihr
Geld geben muß. Und wenn sie Seamus das nicht erläßt, haben
sie ihr einen Denkzettel versprochen. Es könnte ihr schwerfallen, mit gebrochenen Fingern zu tippen, hat er gesagt.«
Douglas Brown schien den Tränen nahe zu sein. »Miss Kear
    ney, wir müssen Ethel warnen!«
Als Doug wieder aufhängte, wußte er, daß er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Auf Anraten der Tochter des ehemaligen Commissioners wollte er jetzt bei der Polizei anrufen und
die Drohung melden. In den Augen der Polizisten stünde er da
wie ein Freund der Familie Kearney.
    Er griff eben nach dem Telefon, als es erneut klingelte. Diesmal nahm er ohne Zögern ab.
Es war die Polizei, die ihn anrief.
    Myles Kearney hielt es für das beste, sich freitags möglichst
unsichtbar zu machen. Am Freitag war Lupa, ihre langjährige

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