Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
eben herzhaft in einen der saftigen Pfirsiche biß.
    Von Taschkend aus war die Bahn nach Khodjend zu in südlicher Richtung verlaufen. Von letzterer Stadt aus wendet sie sich wieder mehr nach Osten in der Richtung nach Khôkhan. Mit der Station Taschkend hatte sie sich der Transsibirischen Bahn am meisten genähert, und eine in Bau begriffene Verbindungslinie wird sie bald mit der Station Semipalatinsk vereinigen – wodurch die Netze Central-und Westasiens unmittelbar verknüpft werden.
    Jenseits Kokhan geht es nun geradewegs nach Osten über Marghelan und Och, durch die Schluchten des Hochlandes von Pamir nach der russisch-chinesischen Grenze.
    Kaum ist der Zug wieder in Gang, da begeben sich die Reisenden schon nach dem Restaurationswagen, in dem ich keinen neuen Ankömmling entdecke. Vor Kaschgar sollen wir auch keine neuen Reisegefährten erhalten. Da weicht dann die russische Küche der Himmlischen, doch obwohl das an Ambrosia und Nectar erinnert, werden wir wahrscheinlich bei dem Tausche verlieren.
    Fulk Ephrjuell hat seinen gewöhnlichen Platz inne. Ohne bis zur Vertraulichkeit zu gehen, hat sich zwischen dem Yankee und der Miß Bluett doch offenbar eine innigere, auf die Gleichheit des Geschmacks und der Fähigkeiten gegründete Freundschaft entwickelt. Niemand unter uns zweifelt daran, daß diese nach Ankunft des Zuges mit einer Heirat enden wird. Diese Beiden werden also auch ihren Liebesroman auf der Eisenbahn gehabt haben …. Offen gestanden, geb’ ich dem Kinkos und der Zinca Klork den Vorzug …. Freilich, die hübsche Rumänin ist nicht selbst dabei!
    Wir sind unter uns, und unter »uns« versteh’ ich meine mir liebsten Nummern, Herrn und Frau Caterna und den jungen Chinesen, der mit echtem Pariser Witz die Scherzreden des Comödianten beantwortet.
    Das Essen verläuft heiter und ist gut. Wir erfahren dabei auch die vier von Cornaro, dem edlen Venetianer, aufgestellten Regeln, um das richtige Maß im Essen und Trinken zu bestimmen. Pan-Chao hat den Doctor auf dieses Thema gebracht und Tio-King antwortet ihm mit wahrhaft buddhistischem Ernste.
    »Diese Regel stützt sich darauf, sagt er, daß es unmöglich ist, im Voraus die nöthige Menge Nahrung für jedes Temperament, für jeden Altersunterschied, jeden Kräftezustand und auch für Speisen von verschiedener Art anzugeben.
    – Und was bedürfen Sie bei Ihrem Temperament, Doctor? fragt Herr Caterna.
    – Vierzehn Unzen feste oder flüssige Nahrung ….
    – Jede Stunde? …
    – O nein, mein Herr, den ganzen Tag über, erwidert Tio-King, und bei Einhaltung dieser Regel ist der berühmte Cornaro vom sechsunddreißigsten Lebensjahre ab geblieben, was ihm geistige und körperliche Frische genug sicherte, im fünfundneunzigsten Jahre seine vierte Abhandlung zu schreiben und bis zum hundertzweiten Jahre zu leben ….
    – Wenn’s so steht, will ich mir eiligst noch eine fünfte Cotellette zulangen!« rief Pan-Chao in Lachen ausbrechend.
    Es giebt doch nichts Angenehmeres, als an gut besetzter Tafel zu plaudern; ich will aber nicht vergessen, meine Notizen über Kokhan zu vervollständigen. Wir werden daselbst nicht vor neun Uhr Abends, also im Finstern eintreffen. Ich habe auch den Major um einige Angaben über diese Stadt ersucht, die im russischen Turkestan die letzte von Bedeutung ist.
    »Das kann ich um so eher, antwortet mir der Major, als ich da fünfzehn Monate lang in Garnison gelegen habe. Es ist bedauerlich, daß Sie diese Stadt nicht besuchen können, denn sie hat noch das rein asiatische Aussehen bewahrt und wir haben noch keine neue daneben erbaut. Sie hätten darin einen Platz gesehen, der in Asien seines Gleichen sacht, einen Palast im großen Styl, den des alten Khan von Khudaiar, der auf einem rundlichen Hügel von hundert Metern Höhe liegt und dem der Gouverneur seine Artillerie von farthischer Herkunft gelassen hat. Man betrachtet das Bauwerk als ein Wunder, und ich bekenne, mit vollem Rechte. Sie verlieren damit eine sich nicht gleich wieder bietende Gelegenheit, die farbenreichsten Worte Ihrer Sprache anzuwenden, z.B. bei Beschreibung des in eine russische Kirche verwandelten Empfangssaales, eines Labyrinthes von Zimmern, deren Parquet aus kostbarem Holze von Karagatch hergestellt ist, oder bei der Schilderung des Rosa-Pavillons, wo dem Fremden eine wirklich orientalische Gastfreundschaft geboten wird, ferner des innern Hofes mit maurischem Schmucke, der an die Baumeisterphantasien in der Alhambra erinnert, endlich der Terrasse

Weitere Kostenlose Bücher