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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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euren Füßen. Würdet ihr sie Feiglinge nennen?«
    »Ich weiß nicht, wie ich sie nennen soll«, gab Ofaeti zu. »Ich weiß, wie ich einen Mann nenne, der kämpft, und ich weiß, wie ich einen nenne, der wegläuft. Aber für einen, der keines von beidem tut, habe ich kein Wort.«
    »Angeblich ist ihr Anführer doch immerhin ein heiliger Moritz geworden«, warf Egil ein.
    Jehan sprach mit leiser Stimme: »Du nimmst es nicht ernst, Egil. Du solltest vor meinem Gott in Furcht erbeben. Ich bin kein Krieger. Deine Götzen interessieren sich nicht für mich. Ich wurde niedergestreckt und von wilden Männern aus meinem Heimatland verschleppt. Meine Gefährten sind tot, und die Zukunft verspricht mir nur noch den Tod. Zittere ich? Nein, denn mein Gott ist ein Gott der Liebe.« Er packte Egils Speer, setzte sich die Spitze auf die Brust und starrte den Wikinger an. »Ihr seid tapfere Männer, aber die eure ist die Tapferkeit der Narren, die nicht wissen, wogegen sie antreten. Ihr würdet bis in die Stiefel erzittern, wenn ihr seines Zorns gewahr würdet. Doch Gott will euch lieben. Er bietet euch die Erlösung und lädt euch ein, für immer in seinem Haus zu wohnen. Wenn ihr euch weigert, erwartet euch die Verdammnis. Ihr werdet gefesselt und geknebelt in den Schlund der Hölle geworfen, wo euch ewiges Leiden im Feuer erwartet.«
    »In Ewigkeit verbrannt vom Gott der Liebe?«, staunte Ofaeti sichtlich verwirrt.
    »Er bietet dir seine Gnade an. Wenn du dich weigerst, verdammst du dich selbst«, erklärte Jehan.
    »Ich könnte jetzt was zum Aufwärmen gebrauchen. Hier oben ist es ja kalt wie in Niflheim«, schimpfte Egil.
    »Niflheim?«
    »Das Reich der Eisriesen«, erklärte Ofaeti. »Es ist unter der Erde, also ziemlich sicher nicht hier.«
    »Was für ein albernes Märchen«, sagte Jehan.
    Ofaeti zuckte mit den Achseln. »Kalt ist es schon, oder? Vielleicht gibt es hier sogar weiße Bären, das wäre überhaupt nicht lustig. Ich sag dir was. Wenn dein Gott uns zu diesem Kloster führt und uns bis zum Abend ein warmes Bett und eine Schale Suppe gibt, dann glaube ich an ihn.«
    »Gott betet man bedingungslos an. Man kann nicht mit ihm feilschen.«
    Ofaeti war verblüfft. »Was soll man denn sonst machen?«
    »Du preist seinen Namen.«
    »Du meinst, du schmeichelst ihm. Tyr würde so einen Kriecher niederstrecken. Du bietest Tyr den Tod guter Krieger in der Schlacht oder Gold und Vieh, aber keine Worte, wie sie nur eine Edelfrau erfreuen würden. Wenn man mit einem Gott nicht handeln kann, ist der Gott nutzlos.«
    Der Nebel im Tal lichtete sich. Jehan spähte durch die graue Luft. Am Haupthang war eine Klippe zu erkennen, und direkt darunter befand sich etwas, das zu regelmäßig geformt war, um natürlichen Ursprungs zu sein. Es war nur ein Umriss, ein etwas dunkleres Grau zwischen vielen andern Grautönen, aber der Beichtvater wusste sofort, dass es das Kloster sein musste. Unten aus dem Tal drangen Geräusche herauf. Es war der Wind, doch er dachte an das, was er bald hören würde: Gesang. Das Kloster war berühmt für seine Acoemeti – die Schlaflosen. Die Mönche sangen schichtweise und ohne Unterbrechung seit fast vierhundert Jahren. Er blickte zum Himmel. Es war Nachmittag, etwa die Stunde der None. Sie sangen demnach das Stundengebet der Sterbenden.
    Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
    Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen
    und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.
    Die Botschaft des Psalms klärte seine Gedanken und erneuerte seine Kraft im Ringen um die Seelen dieser Nordmänner. Er musste hinnehmen, dass er es mit schlichten Gemütern zu tun hatte. Viele Wege führten zu Christus, wie ihm sein Abt immer gesagt hatte. Vielleicht sollte er die Nordmänner ihren eigenen Weg beschreiten lassen. Er blickte auf. Die große Klippe beschrieb eine Kurve nach links, das Kloster schmiegte sich eng an den Stein. Konnten die Wikinger es wirklich nicht sehen?
    »Wirst du dich von deinem Götzen lossagen, wenn Gott dir das Kloster zeigt?«
    »Er müsste schon noch eine Hure obendrauf legen«, erwiderte Ofaeti. »Er ist doch ein Gott der Liebe und sollte ein paar davon haben. Aber wie ich höre, mag dein Gott keine Dirnen. Da stellt sich die Frage, was er überhaupt mag.«
    Der Beichtvater wedelte mit einer Hand. »Er mag ehrbare Männer und gute Frauen. Dirnen werden manchmal von der Kirche geduldet, weil sie dafür sorgen, dass die braven Frauen einer Stadt keusch bleiben. Ich dulde sie nicht.

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