Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
Vom Netzwerk:
Bete gewissenhaft, und Gott wird dir eine Frau senden.«
    »Die Huren sind auch Diebinnen«, fuhr Ofaeti fort, »aber am Morgen sind sie wieder weg. Es ist eine Sache, von einem Piraten behelligt zu werden, aber eine ganz andere, ihn ins Haus einzuladen, damit er sich beschwert, sobald du einen Furz lässt. Ich will keine Frau haben.«
    »Willst du keine Kinder haben, Ofaeti?«
    »Und du, Mönch?«
    Jehan schnaubte und blickte zu den Bergen, die sich als gewaltige Schatten im Nebel abzeichneten. Wie oft hatte er den Menschen Vorträge über die fleischlichen Sünden gehalten. Was hatte Odo erwidert, als Jehan ihn gewarnt hatte, seine Hurerei könne ihn geradewegs in die Hölle befördern? »Es ist leicht, keusch zu sein, wenn Gott dir einen Körper gibt, mit dem dir nichts anderes übrigbleibt.« Hatte Jehan Lust empfunden? Natürlich, aber er hatte darum gebetet, dass sie wieder verschwand, und das hatte sie größtenteils auch getan. Diese Gefühle waren nicht so schwer zu beherrschen. Gott hatte seinen Körper gezeichnet und ihn blind gemacht, und Jehan hatte den Grund erkannt. Gott hatte ihn für sich selbst gewollt. In der Finsternis seiner Beschränkungen hatte er keinen engeren Gefährten gehabt als Gott und gewiss keine größere Liebe gefunden. Doch mit einer Berührung im dunklen Wikingerlager hatte sich etwas anderes in ihm geregt – ein Verlangen, das größer war als die Sehnsucht nach treuen Weggefährten. Eine Sehnsucht nach Berührungen, die mehr waren als Hochheben, Waschen, Haarschneiden oder Bartstutzen. Den größten Teil seines Lebens hatte er allein in der Dunkelheit mit Gott verbracht. Er verfluchte die Undankbarkeit, die ihn gierig nach etwas anderem greifen ließ.
    Zu seinem Leidwesen wusste er, dass sich in der Nähe des Klosters durchaus Huren aufhalten mochten. Der Abt hatte sich in den letzten Jahren kriegerischen Edelleuten zugewandt. Ein Kernbestand von Mönchen kümmerte sich um die Gebete und verrichtete Gottes Werke, doch es gab an solchen Orten viele andere, die vor allem essen, trinken und ihren Gelüsten nachgehen wollten. Sie waren keine Mönche, sondern Zweitgeborene, deren Familien nichts mit ihnen anzufangen wussten.
    Inzwischen konnte er das Kloster recht deutlich sehen, stellte aber auch fest, dass es noch keiner der Wikinger bemerkt hatte. Ein neuer Geruch lag in der Luft – süß und wie von kochenden Speisen. Nein, nicht vom Kochen, aber von etwas Ähnlichem. So etwas hatte er noch nie bemerkt. Es war ein Duft wie von reifem Käse, stechend und stark und doch köstlich.
    »He, schaut!« Varn wedelte mit einem Arm. »Seht ihr das?«
    »Ich sehe es«, erklärte Ofaeti. »Was ist das?«
    »Das ist Saint-Maurice«, klärte Jehan ihn auf. »Wenn da drin eine Hure ist, dann soll deine Seele Christus gehören.«
    Ofaeti lachte. »Wenn sie hübsch ist, warum nicht? Was dort auch ist, wir wollen hoffen, dass es Gaben von deinem und nicht von meinem Gott sind.«
    »Warum?«
    »Weil sonst fünfzig wütende Mönche herauskommen und uns die Kehlen durchschneiden«, sagte Ofaeti. Jehan erinnerte sich an die Worte des dicken Mannes in der Kapelle: »Tyrs Segen, viele Feinde.«
    Jehan musterte die Wikinger. Sie waren in keiner guten Verfassung – hungrig, durchgefroren, mit Eiskrusten in den Bärten, die Mäntel und Decken eng um sich geschlungen. Wenn die Mönche von Saint-Maurice in kriegerischer Stimmung waren, konnten sich die Nordmänner gewiss nicht lange halten.
    Es war besser, vorsichtig zu sein.
    »Ihr bleibt hier«, sagte Jehan.
    Ofaeti schüttelte den Kopf. »Wir kommen mit.«
    »Wenn ihr das tut, halten sie euch für Banditen und töten euch. Da drin sind fünfhundert Mönche, und ihr Haus besitzt einige der größten Schätze des Christentums.«
    »Was denn so?«, wollte Ofaeti wissen.
    Jehan bereute seine Worte sofort wieder, doch der Schaden war schon angerichtet. Nur gut, dass er die Zahl der Brüder mindestens um das Fünffache übertrieben hatte.
    »Dieser Ort liegt in den Bergen an einem Hauptweg zwischen Franken und Rom. Glaubt ihr, sie haben noch nie einen Banditen gesehen? Oder hundert oder tausend? Ihr seid elf. Wenn ihr mich sprechen lasst, sitzt ihr vor Einbruch der Nacht in der Wärme ihres Gästehauses. Wenn nicht, verbringt ihr noch eine Nacht in der Kälte.«
    Jehan würde seinen Schwur erfüllen. Er würde dem Abt den Fall der Wikinger vortragen. Aber er würde nicht lügen. Die Knochen gehörten einem Bruder und keinem Heiligen. Er wusste, dass das Leben

Weitere Kostenlose Bücher