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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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essen.
    Glücklicherweise gefror der Leichnam des toten Mönchs, und der Gestank ließ nach. Die Berge rückten näher zusammen, dunkle Wände erstreckten sich bis zu den Wolken. Es war, als steckten sie im Tal zwischen riesigen Wellen, die sich auftürmten, bevor sie über ihnen zusammenbrachen. Nach fünf Tagen verschwanden die Wellen, denn sie waren im Schneetreiben nicht mehr zu sehen. Im Tal gab es kaum Schutz, und ihnen ging das Brennholz aus. Die Zelte waren eine Gnade, auch wenn sie bei so vielen Bewohnern fast aus den Nähten platzten. Die Enge führte aber wenigstens dazu, dass sie es warm hatten.
    Sie hefteten den Blick auf den Boden und kämpften sich weiter. Unter den Füßen spürten sie den Pfad, den viele Händler und Pilger ausgetreten hatten, oft stolperten sie und stürzten. Keiner der Wikinger beklagte sich, doch Jehan konnte erkennen, wie sehr sie litten. Der Beichtvater konnte indessen den Anblick des Kindes nicht abschütteln, das ihn vom Flussufer aus beobachtet hatte. Er stellte sich vor, das Mädchen beobachtete ihn immer noch und sei stets knapp außer Sichtweite. Wenn sich vereiste Felsen aus dem Nebel schälten, glaubte er oft, sie wieder vor sich zu sehen.
    Am sechsten Tag schlug das Wetter um. Die Wolken hingen niedrig, der Schneefall ließ jedoch nach, und sie konnten wieder etwas sehen. Ofaeti starrte Jehan an.
    »Du bist ein starker Mann, Mönch.«
    Jehan ging weiter.
    »Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es muss mindestens zwei Wochen her sein, und doch schreitest du aus wie ein Mann, der ein kräftiges Frühstück zu sich genommen hat. Du wickelst dir nicht einmal Lappen um die Füße. Was treibt dich an?«
    »Gott.«
    Ofaeti nickte. »Erzähle mir von diesem Gott.«
    So erzählte Jehan ihm die Geschichte von der Geburt Jesu, wie er zwischen den Tieren zur Welt kam, als Zimmermann aufwuchs und am Kreuz starb, damit den Menschen die Sünden vergeben wurden.
    Die Nordmänner liebten Geschichten und hörten neugierig zu. Besonders Ofaeti schien sich dafür zu interessieren. »Ich werde es mit diesem Gott versuchen. Er soll eine Weile neben Tyr in meinem Herzen sitzen, und dann werden wir sehen, ob er mir Glück bringt.«
    »Christus sitzt neben niemandem. Du musst dich von deinem Götzen lossagen.«
    »Das werde ich nicht tun. Ist dein Gott so eifersüchtig, dass er keine anderen neben sich duldet?«
    »Ja«, bestätigte Jehan. »Wenn du dich taufen lässt, ohne deinen Teufel zu verstoßen, bestraft Gott deine Nachkommen bis ins dritte Glied.«
    »Wozu?«, sagte Egil. »Wenn ich eine Frau habe, soll ich mich dann nicht zu einer anderen Frau legen, wann immer es mir gefällt? Wird meine Frau mich verfluchen, wenn sie davon erfährt?«
    »Ja, deine Frau sollte dich verfluchen. Du sollst dich nur mit einer Frau vereinen.«
    »Ich bin mit ihr vereint, aber doch nicht so eng, dass ich nicht mit einer anderen im Heu herumtollen würde, wenn mir danach ist. Welche Frau würde ihrem zur See fahrenden Mann so etwas übelnehmen? Gibt es solche Hexen überhaupt?«
    »Der Herr spricht: Du sollst nicht ehebrechen. Ich erzähle dir eine heilige Geschichte, die dein Heidenherz vielleicht umstimmt.« Jehan erzählte ihm die Geschichte von Moses und den Zehn Geboten, die er vom Berg Sinai herabbrachte.
    Ofaeti und die anderen Berserker lachten.
    »Du sollst nicht töten? Das glaubt ihr Franken wirklich? Wie viele von uns Nordmännern würdet ihr denn abschlachten, wenn ihr kein so weiches Herz hättet?«
    »Es ist zulässig, die Feinde Gottes zu töten. Die Schrift macht deutlich, dass man mit Recht oder Unrecht töten kann. Man müsste das Gebot eher so formulieren: ›Du sollst niemanden meuchlings ermorden.‹«
    »Woher weißt du, wer ein Feind Gottes ist?«
    »Gewöhnliche Menschen müssen sich über so etwas nicht den Kopf zerbrechen. Die Priester zeigen es ihnen«, erklärte Jehan.
    Wieder lachten die Wikinger.
    »Das ist für alle sehr bequem. Ich mag diesen Gott, der zwischen einem edlen Kampf und einem Mord unterscheidet«, sagte Ofaeti.
    »Er ist meine Kraft und mein Licht.«
    »Und du hältst ihn für einen guten Gott, weil er dich zu einem starken Mann gemacht hat.«
    »Das hat er«, bestätigte Jehan. »Doch ich wäre ihm noch dankbarer, wenn er mich zu dem schwächsten Mann gemacht hätte.«
    »Warum?«
    »Weil Gott die prüft, die er bevorzugt. Von seinem eigenen Sohn hat er sogar verlangt, sein Leben zu opfern.«
    »So groß ist das Opfer gar

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