Claw Trilogy 01 - Fenrir
Verpflichtungen den Stämmen oder den Familien gegenüber. Wir konnten uns auf nichts einigen. Deshalb baten wir die Nordmänner, wieder über uns zu herrschen.«
»Habt ihr sie wirklich gebeten, euch zu versklaven?«
»Wir waren keine Sklaven, sondern Untertanen, auch hegten wir keinen alten Groll gegen die Nordmänner. Wenn der Nordmann eine Entscheidung trifft, dann tut er dies aufgrund der Tatsachen, aber nicht, um einem Stamm zu trotzen oder einen anderen zu begünstigen. Es war das Beste für uns, und unter seiner Herrschaft blühte das Volk auf. Helgi griff die Länder im Süden an und baute Nowgorod auf. Es soll die neue Hauptstadt werden, wenn es vollendet ist. Er stieß auch nach Kiew vor, das unter der Herrschaft der wilden Waräger Askold und dir sehr gelitten hatte.«
Aelis schüttelte den Kopf. »Ihr seid kein stolzes Volk, wenn ihr ein anderes einladet, euch zu beherrschen.«
»Wir sind zu stolz, das war das Problem. Wir würden tausend Beleidigungen von einem Fremden hinnehmen, aber keine einzige von einem Nachbarn.«
Aelis sah sich um. Der Wald von Arrouaise war dicht, die großen Eichen bildeten Knospen aus, der Fluss strömte sanft und freundlich dahin.
»Glaubst du, er kann mir helfen?«
Aelis wusste schon, wie die Antwort lauten würde. Leshii sagte niemals »Nein«. Sie brauchte jedoch etwas Bestätigung, und sei es nur die schwache, die der Händler ihr bieten konnte, und auch wenn sie sich kaum von dem Geplapper unterschied, mit dem er seine Waren anpries.
»Wenn Chakhlyk es glaubt, dann glaube ich es auch. Er hat für dich sein Leben geopfert, also denke ich, du kannst ihm trauen.«
»Er sagte, er habe es aus Liebe getan. Weißt du, was er damit meinte?«
»Höchstwahrscheinlich war es die Liebe zum Geld.« Leshii bemerkte sofort, dass sein Scherz nicht gut ankam. »Wer weiß das schon, Edelfrau? Diese Männer sind voller Rätsel. Er ist ein Hexer und ein Gestaltwandler. Seine Worte können tausend Bedeutungen oder gar keine haben. Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen.«
Aelis lehnte sich im Boot zurück, während Leshii das Steuer übernahm. Die Strömung war so stark, dass sie nur selten rudern mussten. Aelis versuchte unterdessen zu schlafen. Es war kalt, aber sie war müde. Das Wiegen des Bootes lullte sie ein. Sie versank und wusste nicht einmal mehr, ob sie wachte oder träumte.
»Du hast es einmal getan, du kannst es wieder tun«, sagte jemand. Eine Frauenstimme.
Auf einmal fuhr sie auf und griff nach dem Schwert. Sie war noch auf dem Boot, doch es war Nacht, eine eigenartige Schwärze war über das Wasser gekommen, das wie ein silberner Schleier im Mondlicht lag. Die Blätter der Bäume waren aus Zinn, der Himmel wie auf dem Amboss geschwärzter Stahl. Diese Dunkelheit hatte sie schon einmal gesehen. Damals in Loches, als sie durch die Nacht gewandert war.
Jemand war bei ihr auf dem Boot, doch sie konnte den Kopf nicht drehen, um ihn anzusehen. Wo war Leshii? Nicht da. Wo war das Maultier? Nicht da.
»Du hast es schon einmal getan, tu es jetzt wieder.«
»Was habe ich schon einmal getan?«
»Was du tun musstest. Was du wieder tun wirst. Tu es jetzt.«
Es schien Aelis, als strömte der Fluss durch eine sehr seltsame Gegend. Sie befand sich unter der Erde und sah keine Sterne mehr, nur das Schimmern seltsamer leuchtender Kieselsteine in der Finsternis. Keine Bäume, nur große Säulen aus Fels, die mit der Decke eines riesigen Tunnels verwachsen waren.
Das Boot lief auf einen kleinen schwarzen Strand. Vor ihr erstreckte sich ein Gang. Sie stieg aus und folgte ihm tiefer in die Erde hinein. Irgendwo, weit entfernt, ertönte ein lautes Knirschen, wie sie es noch nie vernommen hatte. Es war, als rutschte ein mächtiger Stein über den Fels. In den Straßen von Paris hatte sie einmal beobachtet, wie zwei Zugpferde vor einem Tanzbären erschrocken waren. Der Karren hatte einen anderen Wagen gerammt, ein Rad war zersprungen und hatte einem Pferd ein Bein gebrochen. Das unverletzte Tier war in Panik geraten und durchgegangen und hatte den Karren hinter sich hergeschleift. Das lahme Pferd hatte unterdessen getaumelt und gekreischt. Auch dieses Geräusch erinnerte an ein Wesen, das schwer verletzt war und geschunden wurde, es sprach von tiefen Qualen und von etwas, das in der Ordnung der Natur grundsätzlich falsch war. Aelis konnte nicht anders, sie musste es herausfinden.
Sie wanderte durch den Tunnel und konnte sehen, obwohl es dunkel war. Aus ihr selbst heraus
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