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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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schien ein Licht zu leuchten, und nun bemerkte sie, dass eines dieser seltsamen Symbole in ihr erstrahlte. Es war dem Pferdesymbol unähnlich. Es atmete nicht, es schwitzte nicht, und obwohl es leuchtete, besaß es nicht den Glanz eines Pferdefells, sondern brannte mit einer hellen Flamme. Es war viel kleiner als das Pferdesymbol, es dehnte sich nicht aus, sondern blieb dicht und hell und verbreitete einen Schein, der nicht nur den Weg vor ihr, sondern auch ihren Geist erleuchtete. Schließlich bemerkte sie eine brodelnde, von kleinen Lichtern durchsetzte Finsternis, die sich über die ganze Erde erstreckte. So viele Lebewesen erstrahlten in dieser unendlichen Nacht. Sie selbst fühlte sich wie ein heller kalter Stern im blinkenden Feld des Himmels.
    »Du hast es schon einmal getan. Tu es wieder.«
    »Was denn?«
    »Dein Geliebter ist tot, aber er wird auferstehen. Allerdings ohne dich, wenn dich der Mut verlässt.«
    Aelis blickte in die Runde. Nur Tunnel und Fels. Sie konnte nicht ausmachen, woher die Stimme kam. Dann führte der Tunnel bergab, beschrieb eine Kurve und wurde enger. Rechts entdeckte sie eine Lücke, kaum mehr als ein Riss im Fels. Daneben schimmerte und leuchtete etwas auf der Wand. Sie streckte die Hand aus und berührte es, dann betrachtete sie die Finger, die feucht waren und glänzten. Die Farbe des Blutes konnte sie nicht sehen, denn die ganze Höhle war in ein bleiernes Licht getaucht, das alles grau in grau erscheinen ließ, doch sie spürte das Rot. Aelis trat durch den Spalt in der Wand, zwängte sich seitlich hindurch. Sie war keine große Frau, doch selbst ihr raubte die Enge den Atem, und sie musste sich stellenweise winden, um hindurchzugelangen. Endlich hatte sie es geschafft und stand in einem Raum, eigentlich nur einer kleinen Kammer, gerade hoch genug, um nicht den Kopf einziehen zu müssen. Zehn Schritte weiter neigte sich die unebene Decke dem scharfkantigen Boden zu, dass man den Eindruck hatte, in das Maul eines großen Raubtiers zu blicken.
    Direkt vor sich gewahrte sie ein Blutbad. Ein großer Wolf lag auf dem Boden, die Augen waren leer, die Zunge hing heraus. Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten; ringsherum hatte sich eine Blutlache gebildet. Es war offensichtlich, dass er starb; er gurgelte und keuchte. Die Geräusche erfüllten ihren Kopf, bis sie an nichts anderes mehr denken konnte. Als der Wolf sie bemerkte, beschleunigte sich sein Atem, und er wollte sich aufrichten, doch er war schwer verwundet und zu schwach. Sie fürchtete sich nicht vor ihm, sondern ging zu ihm hin und legte ihm die Hand auf den großen Kopf. Er blickte sie an, seine Augen waren fast menschlich, voller Sehnsucht.
    Neben ihm lagen drei Tote, oder besser gesagt: die Überreste toter Menschen. Einer war ein Mann mit langem silbergrauem Haar, der ein seltsames Krummschwert in der Hand hatte. So etwas hatte sie schon einmal gesehen. Der Rabe besaß eine solche Waffe. Der zweite Überrest war kaum noch zu erkennen, es war nur eine Wirbelsäule, die wie ein blutiger Zopf an einem Schädel hing. Allerdings begriff sie, dass dies eine Frau gewesen war. Den letzten Toten kannte sie, das Gesicht war ihr vertraut.
    Der Mann trug ein dunkles Wolfsfell und besaß starke, angespannte Muskeln. Jemand hatte ihm ein Stück Fleisch aus der Seite gerissen. Sie dachte an Sindre, der sich so bemüht hatte, sie vor dem Wesen mit dem zerstörten Gesicht zu retten, doch dies war nicht Sindre. Das Gesicht wirkte viel kräftiger und lebhafter, gewiss nicht so ausgemergelt und hinfällig, wie sie den Mönch in Erinnerung hatte. Dennoch erkannte sie ihn. Es war der Beichtvater Jehan. Aelis wurde die Kehle eng, Tränen schossen ihr in die Augen. Sie hörte sich sagen: »Ich habe dich geliebt, aber die Götter haben uns nicht geliebt.«
    Jemand beobachtete sie, allerdings konnte sie nicht erkennen, wer es war.
    Sie kniete neben dem Beichtvater nieder und zog ihm das Wolfsfell vom Gesicht. Er war tot. Als sie ihn hochhob, war er leichter als erwartet. Sie zerrte ihn durch den Spalt im Fels, bis sie wieder in dem größeren Gang war.
    Dort spürte Aelis rechts neben sich einen Luftzug und drehte sich um. Ein Bogengang aus Licht war entstanden. Sie ging darauf zu.
    Edelfrau! Edelfrau! Eine ganz andere Stimme, die sie erkannte. Es war der Händler.
    Sie trat durch den Bogengang und blickte auf ein großes, schönes Land voller Berge und Flüsse. Rechts sah sie das Meer, links ein weites fruchtbares Tal. Sie befand sich in

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